STEFAN NIEMANN – persönliches Statement

Stefan Niemann ist ehemaliger GHRS-Lehrer und Schulleiter. Seit 2012 ist er in eigener Beratungspraxis (SICHT.weise, Verden) als Personal- und Organisationsentwickler tätig. Im Projekt “Bildung 2040” moderierte er die Auftaktveranstaltung und wird auch in den Diskussionsforen der Regionalabteilungen zum Nachdenken über die Bildung der Zukunft anregen und als Moderator zur Verfügung stehen.
Seine persönliche Sicht auf das Projekt verrät er uns hier:

“Mit dem Projekt “Bildung 2040“ wird meines Erachtens das wohl wichtigste Projekt der letzten 15 Jahre im niedersächsischen Bildungswesen aufgegleist: Landesweit und aus Einrichtungen entlang der Bildungvita von der Krippe bis in die Erwerbstätigkeit werden Bildungsakteure und Bildungsinteressierte eingeladen, ihre Sicht auf eines der wichtigsten Themen der Zukunft darzulegen: Bildung! In 16 Werkstatt-Terminen werden Ideen und Meinungen, Gedanken und Lösungen derer gesammelt, die jeden Tag mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben und sie auf Ihrem Weg in die Welt begleiten. Sie alle sind die Profis für gute Bildung und können aus ihrem Alltag berichten: best practice, next practice. Das ist eine große Chance!

Jeden Tag vermehrt und verändert sich das Wissen, es wird zunehmend situativ. “Bildung wird digitalisiert, gelernt wird nicht mehr nur in der Schule. Bildung wird individualisiert und ent-institutionalisiert, sogar innerhalb der Institutionen.“ schreibt Matthias Horx. Das verändert das Rollenhandeln Schülerinnen und Schüler. Wir müssen also ein aktives Erwartungsmanagement betreiben: Was müssen Kinder heute noch können und wissen? Sie werden keinesfalls dümmer, sie lernen und wissen anders!

Und wenn das Wissen situativ ist, gibt es auch keine “Universalgelehrten“ mehr. Das verändert das Rollenhandeln der Erzieher und Erzieherinnen sowie das der Lehrpersonen. Es gibt dann im herkömmlichen Sinne auch “keine Aus-Bildung mehr, denn Bildung ist nie mehr aus”. Wie aber sehen dann unsere Einrichtungen aus? Und was tun die Bildungsakteure – die kleinen und die großen? Schule muss sich neu erfinden, sie erfindet sich neu.

Manchmal erlebe ich aber auch: „Die Schule schafft sich ab.“ So könnte meine provokante These lauten, wenn wir nicht auf die fundamentalen und rasant schnellen Veränderungen reagieren und Antworten finden. Aktuell kann man mitunter den Eindruck bekommen, das Tempo der äußeren Veränderungen überholt das Tempo der inneren Entwicklungen. Das bedeutet, dass wir einen tiefgreifenden Wandel benötigen. Statt Funktionsoptimierungen brauchen wir viel mehr Prozessmusterwechsel.

Vielerorts haben die Akteure das schon lange verstanden, es gibt beeindruckende Erfolge und Leistungen. Hoch motivierte und engagierte Pädagoginnen und Pädagogen nehmen die Herausforderungen an. Sie packen den Wandel an und beklagen sich nicht. Es ist Zeit, dass die Erkenntnisse und Lösungen dieser Menschen verstärkt eine angemessene Resonanz auch im politischen Raum bekommen. „Bildung2040“ bietet diesen Raum – und das ist gut so!

Meine Hoffnung an „Bildung2040“ ist, …
…dass in der Sichtung und Verdichtung der Ergebnisse im Anschluss an „Bildung2040“ next practice UND best practice entdeckt werden können.
…dass mit Mut und kraftvollem Handeln vorhandene und entstehende Innovationen und Lösungen auch mit unbequemen und überraschenden Maßnahmen umgesetzt werden.
…dass nicht die „weißen Köpfe“ über Bildung4.0 bestimmen, sondern die “klugen Köpfe”.”