Auszüge aus dem Buch „Los geht´s – Alles Gute zum Schulstart“ von Wilfried Helms
Ihr Kind sollte zum Schulbeginn seinen Namen kennen, seine Adresse angeben können und evtl. auch Angaben zur Erreichbarkeit seiner Eltern tagsüber machen können (z.B. Telefonnummern, Firmennamen etc.).
- Die täglichen Verrichtungen wie Ankleiden, Essen, Toilette besuchen, Händewaschen, sollten ohne größere Schwierigkeiten gekonnt werden.
- Kann sich Ihr Kind grundsätzlich räumlich und zeitlich orientieren?
Kennt es die Rechts-/Links-Unterscheidung und weiß es ungefähr die Tageszeiten? - Auch den Ranzen (eine Tasche) packen, Ordnung im Ranzen halten und eigene Sachen erkennen und zusammen halten, sind hilfreiche Fähigkeiten.
Anforderungen an die Persönlichkeit:
- Ihr Kind muss sich mit Klassenkameraden auseinandersetzten.
- Es muss mit verschiedenen Lehrkräften zurechtkommen.
- Es muss sich mit Lernstoff beschäftigen, der vielleicht über- oder unterfordernd ist (z.B. Aufgaben mitmachen, die es längst verstanden hat, die anderen aber noch schwer fallen oder Aufgaben erledigen, von denen es weiß, dass es sie schlechter kann als andere).
- Ihr Kind muss Niederlagen (Nichtwissen, Fehler, schlechte Noten) ertragen können.
- Es muss sich an Regeln halten, deren Sinn vielleicht für den Einzelnen verborgen bleibt, in der Gemeinschaft und im täglichen Schulablauf aber nötig sind.
- Es wird mit Lehrtechniken konfrontiert, die zu seinem eigenen Lernstil nicht passen.
Deshalb ist es auch und gerade für Kinder, die in der Vorschulzeit noch kein starkes Ich-Gefühl und keinen hohen Selbstwert entwickelt haben, besonders wichtig, diese vor und in der Schulzeit aufzubauen. Dazu zählen:
- Vorhandensein eines starken Selbstbewusstseins
- Entwicklung von Selbstverantwortung
- Toleranz und Respekt anderen gegenüber
- Fähigkeit, sich in die Gruppe einzupassen.
Wenn ihr Kind diese Dinge über sich sagen kann,
hat es schon ein gutes Selbstbewusstsein entwickelt:
- Ich kann zuhören und von einem Erlebnis erzählen.
- Ich kann stillsitzen und abwarten.
- Ich kann ein NEIN akzeptieren.
- Ich kann grüßen, mich bedanken und um etwas bitten.
- Ich kann etwas tun, weil ich es tun soll, obwohl ich keine Lust habe.
- Ich kann mit einem anderen Kind spielen.
- Ich kann ohne Mama/Papa in den Kindergarten oder zum Bäcker (oder ähnliches gehen und sagen, was ich möchte.
- Ich traue mich, alleine zu fragen, wenn ich etwas wissen oder haben möchte.
Die Förderung der Sprachkompetenz
Vielfältige vorschulische Spracherfahrungen sind Grundvoraussetzung für den Erwerb der Schriftsprache. Sie sollten in der Familie beiläufig ablaufen und im Kindergarten durch gezielte Impulse angeregt werden.
Die Sprachkompetenz können Sie im Alltag und in Spielsituationen durch folgende Übungen fördern:
- Sein Sie Vorbild durch korrektes Vorsprechen, ausreden lassen, zuhören.
- Geben Sie dem Kind ausreichend Zeit zum Sprechen, lassen Sie es Ausreden und binden Sie es in Gespräche ein.
- Vermeiden Sie es auf Fragen Anderer für Ihr Kind zu antworten. Sie sind nicht sein Sprachrohr.
- Spielen Sie Sprechspiele, lassen Sie Gedichte vortragen, Pustespiele spielen, Geschichten erzählen und nacherzählen, von Erlebnissen berichten, über Bilderbücher reden, Wörterrätsel stellen, Bilder benennen.
- Sprechen Sie über Gefühle.
- Spielen Sie Einkaufsspiele mit Wahlmöglichkeit.
- Untergliedern Sie mit Klatschen vorgesprochene Wörter in Silben (Fe-der-ball).
- Prüfen Sie vorgesprochene Wortpaare auf Klangähnlichkeit (Kind-Wind) und den Anfang eines Wortes mit einem vorgesprochenen Vokal auf Klangähnlichkeit (Was hörst du in „Igel“? Ein „a“? „o“? …)
- Lassen Sie Wörter mit gleichem Anfangsbuchstaben finden (z.B. „Finde so viele Wörter wie möglich, die mit A anfangen“).
- Trennen und verbinden Sie Wörter beim Vorsprechen in Silben (Gar/~/ten Garten)
- Würdigen Sie „Kritzeltexte“ des Kindes und lassen Sie sie sich vorlesen.
Vorfreude schüren – Ängste nehmen
Der Schulanfang bedeutet im Leben des Kindes einen großen Einschnitt, denn mit dem Schulbesuch fühlt es sich wieder etwas erwachsener. Diese Vorfreude sollten Sie unbedingt beim Kind erhalten. Dazu gehört nicht nur, das Kind nicht mit Schauermärchen über die Schule oder zu hohen Erwartungen abzuschrecken, sondern auch die Veränderungen der Familie und die Vorbereitungen des ersten Schultages in Angriff zu nehmen.
- Den Schulweg erkunden: Erkunden Sie bereits vor dem ersten Schultag mehrmals den Schulweg. Diese Erkundung dient einerseits der Sicherheit Ihres Kindes, andererseits können Sie so auch gleich feststellen, wie lange Ihr Kind in etwa für die Wegstrecke braucht.
- Keinen Lernstoff zu Hause vorwegnehmen: Sie brauche vor Schulbeginn mit dem Kind gar nichts an Rechen-, Schreib- oder Leseübungen zu machen. Sie schaden Ihrem Kind eher damit; denn wenn es den Stoff der ersten Klasse (oder wesentliche Teile davon) bereits kann, wird es sich in der Schule langweilen und sehr schnell die Freude an der Schule verlieren. In der ersten Klasse muss davon ausgegangen werden, dass die Kinder weder rechnen noch einzelne Buchstaben schreiben oder lesen können. Und tatsächlich gibt es in jedem Anfangsunterricht immer Kinder, auf die genau dieser Stand der Dinge zutrifft.
- Mehr sollten Sie ihrem Kind bis zur Einschulung nicht selbst beibringen:
- Den Lautwert der wichtigsten Buchstaben kennen. Sagen Sie ihrem Kind immer den Lautwert, niemals den Namen eines Buchstaben, also „mmm“ statt „emm“, oder „nnn“ statt „enn“!
- In einem Fühlbuchstabenbuch die einzelnen Buchstaben wieder erkennen.
- Im Zahlenraum 1 bis 10 addieren können.
Wenn Sie etwas üben wollen, dann folgende Dinge:
Auf einem Bein hüpfen, vor- und rückwärts gehen, einen Ball fangen, balancieren, die rechte/linke Hand zeigen, Bilder malen und ausmalen, Farben erkennen, bis 5 zählen, gerne bei Geschichten zuhören, Familienspiele spielen und dabei Regeln beachten, verlieren können, den Würfel erkennen ohne nachzuzählen, mit der Schere schneiden und mit dem Kleber umgehen, zügig die Kleidung wechseln und Schuhe an- und ausziehen, Stifte anspitzen, mit dem Radiergummi radieren, in einem Buch Seiten umblättern, bei Gesprächen abwarten, bis es an der Reihe ist, am Tisch sitzen zu bleiben, bis es aufgegessen hat.
Der Schulanfang – verändertes Familienleben
Mit dem Schulbeginn ändert sich der Tagesrhythmus. Wenn Ihr Kind in den Kindergarten gegangen ist, ist es an einen bestimmten Rhythmus schon gewöhnt, so dass die Umstellung oft leichter fällt. Vom Einschlafen bis zum Aufwachen sollten rund 10 Stunden vergehen; soviel Schlaf braucht ein sechsjähriges Kind. Die Phase zwischen Aufstehen und Losmarschieren zur Schule kann zur ersten Stressphase werden, weil Kinder naturgemäß noch keinen Sinn für Zeitwahrnehmung haben oder die Bedeutung von „pünktlich zu sein“ nicht kennen.
- In der Schule muss man pünktlich sein. Wir beginnen um 7.55 Uhr. Das ist anders, als im Kindergarten.
- Ihr Kind muss ausgeschlafen sein, wenn der Unterricht beginnt. Das heißt 10 Stunden Schlaf und mehr sind notwendig.
- Planen Sie stressfreie Zeit ein, um aufzustehen und sich anzuziehen.
- Sorgen Sie für ein Frühstück ohne Fernseher mit Ihnen in Ruhe.
- Nach der Schule braucht Ihr Kind Zeit zum Erzählen und Ruhe für die Hausaufgaben.
- Auch Schulkinder brauchen noch viel Zeit zum Spielen mit Freunden!