„Gespenst des Antisemitismus“ – Gedenkveranstaltung zum 9. November

Die diesjährige Gedenkveranstaltung zum 9. November 1938 stand im Zeichen des jüngsten Anschlags auf eine jüdische Synagoge in Halle, machte dieser doch deutlich, dass Antisemitismus weiter bekämpft werden muss, auch 81 Jahre nach der Pogromnacht, in der in Deutschland Synagogen brannten, jüdische MitbürgerInnen beraubt, geschlagen, misshandelt und getötet wurden als Auftakt zur systematischen Vernichtung der Juden Europas in den Lagern des Dritten Reiches. 

In Bad Nenndorf selbst lebten zu diesem Zeitpunkt bereits keine MitbürgerInnen jüdischen Glaubens mehr – sie waren schon vorher gezwungen zu verziehen um sich der Verfolgung vor Ort zu entziehen. Dennoch erinnern Stolpersteine vor den ehemaligen Wohnhäusern an einige Opfer und diese bildeten, neben dem Gedenkstein in der Kurhausstraße, auch in diesem Jahr die Plätze, an denen man sich ihrer erinnerte, indem ihre Lebensläufe verlesen und kurz die historischen Hintergründe berichtet wurden. Während Schülerinnen des 11. Jahrgangs die kurzen Darstellungen vortrugen, gehörten auch Gebete des jüdischen und der christlichen Bekenntnisse sowie musikalische Beiträge von Schülerinnen der Schlaffhorst-Andersen Schule zum Programm der Gedenkveranstaltung, die insgesamt vier Stationen umfasste und von zahlreichen BürgerInnen besucht war. 

Wie dringend die Erinnerung aktuell geboten ist, wurde gleich zu Beginn deutlich hervorgehoben. Der Vorsitzende des Bündnisses „Bad Nenndorf ist bunt“ – auch in diesem Jahr Veranstalter und Organisatoren der Gedenkveranstaltung -, Winfried Wingert, verlas zu Beginn einen Text, der von einem Schüler des 10. Jahrgangs verfasst wurde. In diesem Text dient das abgewandelte Zitat von Karl Marx dazu, das Bild vom „Gespenst des Antisemitismus“ zu beschreiben, das es gelte mit Zivilcourage zu bekämpfen in einer Gesellschaft, die sich in Teilen scheinbar immer weiter radikalisiert und die nicht fähig ist, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen.

Kay Tomhave

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