Rückbegegnung Austausch mit Warschau 2018

Foto: DBT / Ingo Haar

Man hat die Wahl – Gemeinsam in Europa

Im November war es soweit: ermöglicht durch die finanzielle Förderung durch das Deutsch-Polnische Jugendwerk konnte die Rückbegegnung des Seminarfachs „Europe: united in diversity?“ aus Jahrgang 12 mit der polnischen Partnerschule in Warschau stattfinden und stellte inhaltlich eine gelungene Ergänzung der Begegnung im September dar. Schon beim Besuch in Warschau ging es dabei um die Beschäftigung mit der Frage, wie die Geschichte – hier auch die gemeinsame Geschichte – heute noch wirkt und welche aktuellen Konsequenzen und Forderungen sich daraus ergeben. Deshalb bot es sich an, Aspekte der deutschen Geschichte und Gegenwart zunächst in Berlin zu erfahren und so eine deutsche Perspektive der bereits kennengelernten polnischen zur Seite zu stellen.

So standen auf dem Programm in Berlin neben etwas selbst organisiertem Sightseeing an besonderen Punkten der Berliner und deutschen Geschichte bei eisigem Wind und immer wieder einsetzendem Regen – am Ende immerhin ca. 12 Kilometer zu Fuß und alle haben durchgehalten –, eine Begehung der Reichstagskuppel oder ein Besuch der Gedenkstätte Hohenschönhausen, der eindrucksvoll den Unrechtscharakter von Diktaturen verdeutlichte. Auch der Gang entlang der East Side Gallery vermittelte einen Eindruck davon, wie es gewesen sein muss, mit einer unüberwindlichen Mauer mitten in der Stadt gelebt zu haben, die für die Hälfte der Bewohner bedeutete, de facto eingesperrt zu sein und seine Grundrechte nicht garantiert und geschützt zu haben. Ähnlich Aspekte wurden auch bei der Führung durch die Ausstellung des Deutschen Bundestags zum Parlamentarismus im Deutschen Dom deutlich, auf der die wechselvolle Geschichte bis hin zur heutigen Berliner Republik erklärt wurde.

Um einen Eindruck vom modernen, sich wandelnden Berlin zu erhalten, begaben sich die TeilnehmerInnen außerdem auf eine Stadtteilführung durch Kreuzberg, auf der im Kleinen die historische Entwicklung der Stadt sehr gut nachvollzogen werden konnte von den geplanten Anfängen Kreuzbergs in der Zeit der Industrialisierung während des Kaiserreiches über die Trennung der Stadt, die Kreuzberg zu einem Ort für Migranten, Gegenkultur und Studenten machte, bis hin zur heute sich zeigenden Gentrifizierung des Stadtteils, gegen den man sich hier und da noch originell wehrt, etwa mit dem Projekt zum „urban gardening“ auf einem Filetstück mitten auf dem Kiez.    

Ebenfalls an aktuellen Themen orientiert war die Diskussion mit der Bundestagsabgeordneten Katja Keul (Bündnis 90 / Die Grünen), die sich eine Stunde Zeit nahm, um Fragen nach Populismus in Europa oder der aktuell diskutierten militärischen Integration Europas zu beantworten. Passend zum Thema und zur Arbeitsphase in Bad Nenndorf wurde auch hier schon auf die Europawahl im nächsten Jahr hingewiesen, die als wichtigste Wahl unserer Zeit bezeichnet wurde. Ähnlich äußerte sich im Anschluss die Pressereferentin des Europäischen Parlaments in Berlin, die eine eigene Kampagne zur Wahlbeteiligung der EU vorstellte, nachdem Geschichte und Entwicklung der EU kurz skizziert worden waren.  

Nachdem die TeilnehmerInnen in Berlin vor allem Führungen und Diskussionen genossen, sollte in Bad Nenndorf dann eine aktivere Beschäftigung mit dem Thema Leben und Verantwortung in Europa stattfinden. Bereits in Warschau hatte zu dem Zweck eine Vorarbeit stattgefunden mit der Erstellung von Plakaten, die einen Aufruf, sich an der Europawahl 2019 zu beteiligen, beinhalteten. Auf dieser Grundlage entwickelten die TeilnehmerInnen in der Schule Werbekampagnen, die in der Form von kurzen Videoclips über Flyer bis hin zu Plakatserien reichten und in den zwei Tagen Projektarbeit zumindest in einer Rohfassung erstellt werden konnten. Die Besten dieser Aufrufe zur Wahl werden im Frühjahr 2019 als Wettbewerbsbeiträge beim Europäischen Wettbewerb eingereicht.

Kay Tomhave

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