Ein Interview mit Herrn Claus
Seit diesem Schuljahr unterrichtet Herr Claus an unserer Schule. Wie ist es ihm in den ersten Monaten ergangen? Wie gefällt es ihm am Gymnasium Hittfeld? Und welche weiteren Pläne hat er? Die hittnews hat mit ihm darüber gesprochen.
Von Liam Read, Jahrgang 8
hittnews: Guten Tag.
Herr Claus: Hallo.
Wollen wir dann direkt anfangen?
Ok!
Können Sie etwas über sich erzählen?
Also wie euch möglicherweise schon aufgefallen ist, bin ich Lehrer für Französisch und Werte und Normen. Ich bin Jahrgang 1980, das heißt nicht so uralt aber auch nicht mehr ganz jung. Ich bin seit diesem Schuljahr an unserer Schule tätig und seit insgesamt acht Jahren Lehrer und nach wie vor noch nicht vollkommen schockiert und traumatisiert von diesem Beruf.
Wo ist denn ihre alte Schule?
In Emden.
In Emden?
Ja, tiefstes Ostfriesland. Wenn man nach Norden geht, kommt nur noch das Meer. Wenn man nach Westen geht, kommt das Meer und wenn man Richtung Süden geht, dann kommt man irgendwie wieder so ein bisschen in die Welt.
Wie hat es Ihnen in der alten Schule gefallen?
Die Schule selbst gefiel mir ganz gut. Aber nach ein paar Jahren bekommt man das Gefühl, dass man Ostfriesland vielleicht nicht unbedingt bis an sein Lebensende besiedeln muss, sondern auch noch mal etwas Neues erleben will.
Und was haben Sie dort unterrichtet?
Das Gleiche wie hier. Französisch und Werte und Normen und auch so sämtliche Jahrgänge durcheinander. Von der fünften Klasse bis zum Abi-Kurs war alles dabei.
Könnten Sie denn noch ein bisschen weiter ausführen, warum sie gewechselt sind?
Ostfriesland ist ganz schön. Ich komme tatsächlich gebürtig aus der Nähe von Hannover und hab mir damals gesagt: “Joa, ok dann gehst du jetzt erstmal dahin, als diese Stelle angeboten wurde, machst dann erstmal das Referendariat und dann, wenn du eine feste Stelle suchst, gehst du wieder zurück. Und wie das dann so ist, bleibt man dann dort hängen. Jetzt kam aber so langsam der Moment, dass wir gesagt haben: Also so ein bisschen mehr ins Leben, so ein bisschen mehr in eine Großstadt, das wäre mal wieder ganz schön.
Wie haben Sie sich denn nach dem Wechsel gefühlt?
Überfahren! Die Schule ist nicht so ganz klein, das Kollegium ist nicht so ganz klein und die Schülerschaft ist auch nicht so ganz klein. Dazu gibt es an jeder Schule eigene Regelungen, was wie funktioniert und dementsprechend fängt es dann dabei an, dass man sich erst einmal orientieren muss: Wie sind die Unterrichtszeiten? Wie funktionieren hier bestimmte Abläufe? Gibt es Einzelstunden oder Doppelstunden? Auch kommt es zu der schönen Situation, dass man so eben einmal 400 Namen lernen muss, sowohl von allen Kolleginnen und Kollegen als auch von allen Schülerinnen und Schülern. Mittlerweile fühle ich mich aber sehr wohl.
Das ist schön. Hatten Sie denn einen Lehrer, der Sie hier rumgeführt hat oder mussten Sie alles selber erkunden?
Sowohl als auch. Also dankenswerterweise hat uns noch, bevor das Schuljahr losging, Herr Weinreich herumgeführt und uns alles gezeigt, als er hier noch Schulleiter war. Dann habe ich persönlich mit Frau Röhrs und Frau Kühl zwei Fachobfrauen, die mir alles gezeigt haben. Andererseits muss man auch vieles selber entdecken, wie z.B. Klassenräume suchen. Ich habe mich schon zweimal verlaufen (lacht).
Hat Ihnen denn die Beschilderung bei der Orientierung geholfen?
Die ist schon ganz gut, sie könnte jedoch ein bisschen prominenter sein. Es gibt zwei Stellen, die sind ein bisschen verzwickt. Aber nach einer gewissen Zeit kennt man seine Räume.
Mussten Sie umziehen oder leben Sie immer noch in ihrem Haus?
Ja klar, Emden ist schließlich 300 km von Hittfeld entfernt. Da ist Pendeln schwierig.
Wie wurden Sie denn von dem Kollegium und von den Schülerinnen und Schülern hier aufgenommen?
Ich wurde total gut aufgenommen. Das Kollegium ist sehr offen und bereitwillig, Unterstützung zu geben und Fragen zu beantworten. Auch die Schülerinnen und Schüler sind sehr nett. Zu Beginn musste ich mich auf die Schülerschaft einstellen: Wie sind sie? Was können sie? Was können sie nicht? Insgesamt bin ich von der Schülerschaft positiv überrascht.
Gibt es denn Lehrerinnen und Lehrer, mit denen Sie sich gut verstehen?
Überraschenderweise gibt es hier ja auch eine Frau Claus, mit der ich mich ganz gut verstehe und ansonsten sind wir im Lehrerzimmer ja häufig in Tischgruppen organisiert, das heißt ich sitze an einem Tisch mit Frau Schneider und Herrn Stattkus. Mit Herrn Henschen und Herrn Winter verstehe ich mich auch gut.
Und wie gefällt Ihnen die Schule im Großen und Ganzen?
Erstmal recht gut. Die Ausstattung war bzw. ist für uns ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Nicht umsonst soll ja die Renovierungsphase kommen. Vieles ist in die Jahre gekommen. Der Teppich ist bestimmt schon legendär. Die Situation, mit einem Stück Kreide an der Tafel zu stehen, ist neu für mich.
Also gab es an Ihrer alten Schule nur noch Activboards?
Ja. In der Tat.
Würden Sie es denn besser finden, wenn an unserer Schule die analogen Tafeln abgeschafft werden würden?
Grundsätzlich muss man schauen, wie man das optimale System findet. Modern ist natürlich ganz schön. Nur muss das Moderne auch funktionieren. Wenn ich vor einer digitalen Tafel stehe und ich keinen Stift dafür habe, dann wäre es schön, eine normale Tafel zu haben.
Kennen Sie sich denn gut mit Activboards aus?
Es gibt ja verschiedene Systeme, aber grundsätzlich bin ich technikaffin und probiere da gerne verschiedene Sachen aus. Selbst wenn ich mich am Anfang nicht mit den Dingen auskenne, bringe ich sie mir ganz gerne bei. Zudem hat man auch den großen Vorteil, dass sich die meisten Schülerinnen und Schüler gut mit Activboards auskennen.
Sind Sie denn hier an irgendeinem Projekt beteiligt, beispielsweise an der Phase 0?
Ich bin in der Arbeitsgruppe „Phase 0“, die bereits vor meiner Ankunft festgelegt worden ist, aber beim ersten Orientierungstreffen war ich mit dabei. Ich habe mit Herrn Patyna und drei anderen Kollegen zusammen eine Schule in Hamburg angeschaut. Dort haben wir uns inspirieren lassen. Ansonsten bin ich momentan ganz froh, dass ich keine weiteren Aufgaben neben dem Unterricht habe, da ich zuerst mal ankommen möchte. Aber zukünftig übernehme ich gerne noch weitere Aufgaben.
Was war denn ihre Hoffnung für den Wechsel?
Die Hoffnung war zuerst gar nicht schulischer Natur. Es ging eher um einen Wechsel des Umfeldes. Wir wollten ein etwas lebendigeres Umfeld und das hat sich auch bestätigt. Wir sind extrem schnell in Hamburg und trotzdem kann man noch immer so ruhig wohnen, wie man es möchte. Das ist irgendwie ein ganz netter Kontrast. Schulisch hatte ich natürlich die Hoffnung, dass die Schüler und Kollegen mindestens genau so nett und kompetent sind wie an unserer alten Schule. Das ist dann auch eingetreten und so hat sich alles sehr positiv entwickelt.
Hatten Sie schon mal einen Referendar bzw. eine Referendarin oder wollen Sie in naher Zukunft einen bzw. eine bekommen?
Ja. Im Laufe der Jahre hatte ich natürlich schon welche und selbst war ich ja auch einer, als ich angefangen habe. Es macht mir auch Spaß, mit Referendaren zusammenzuarbeiten. Da kann man selbst auch noch etwas lernen. Wenn man Unterricht beobachtet, denkt man dann: “Daran könntest du nochmal arbeiten.”
Wie gefällt ihnen die Atmosphäre denn generell im Klassenraum?
Im Klassenraum bin ich sehr gerne, ich arbeite auch sehr gerne mit Schülern. Und das versuche ich mir auch zu bewahren. Ihr seid zwar alle hier, um etwas zu lernen, um ein bestimmtes Wissen zu erwerben und um eine gute Note auf dem Zeugnis zu erhalten. Aber trotzdem ist die Schule keine Kaserne. Das heißt, man darf zwischendurch auch ein bisschen Spaß haben und ein bisschen lachen.
Hatten Sie eigentlich schonmal Fälle, wo es viele Sechsen gab?
Um eine Sechs bei mir zu kriegen, muss man schon fast alles falsch machen: Keine Beteiligung am Unterricht, Arbeitsverweigerung oder asoziales Verhalten. Wie man sieht, ist es eigentlich sehr schwierig!
Und wie ist es mit Fünfen?
Fünfen? Klar, gerade in Französisch geht das relativ schnell. Gerade in den höheren Klassenstufen, wenn man vorher irgendwas verpasst hat und dann keine Lust hat, das Verpasste nachzuholen, kann das passieren.
Waren Sie denn schon einmal Klassenlehrer bzw. wollen Sie Klassenlehrer werden?
Ja, ich war Klassenlehrer, vorzugsweise in der Jahrgangstufe 10. Auch war ich in der Oberstufe als Tutor tätig. Grundsätzlich kann ich mir das an unserer Schule auch wieder vorstellen. Praktisch wird es hier momentan ein bisschen schwierig, weil die Fächer Französisch und Werte und Normen, die ich unterrichte, im normalen Fall im Klassenverbund nicht unterrichtet werden. Daher wäre es relativ sinnlos, wenn ich Klassenlehrer wäre und nur die Hälfte der Klasse unterrichte. Aber das kann sich vielleicht ja auch ändern.
Könnten Sie vielleicht nochmal erläutern, was ein Tutor ist.
Ein Tutor ist im Prinzip wie ein Klassenlehrer für die Schüler, die in der Oberstufe sind. Hier in der Schule ist das so, dass man sich einen Tutor aussuchen kann, dem man vertraut und mit dem man sich gut versteht. Dieser ist dann im Prinzip für alles zuständig, wofür vorher ein Klassenlehrer zuständig war.
Wieso haben Sie sich entschieden, die Fächer Französisch und Werte und Normen zu studieren?
Ich war in Französisch immer ganz gut in der Schule. Ich weiß auch rückblickend gar nicht mehr warum, aber irgendwie hat es mir damals Spaß gemacht. Nach dem Abi war ich auch etwas länger in Frankreich. Ich habe über ein Jahr in Paris gelebt und dort gearbeitet und wollte mit der Sprache auch irgendwas machen und so kam auch die Idee, Lehrer für Französisch zu werden. Werte und Normen ist eine spannende Mischung. Da hat man ein bisschen Zeit und einige Themen, die in anderen Fächern zu kurz kommen. Deswegen mache ich das sehr gerne.
Wollen Sie noch länger als Lehrer tätig sein?
Geplant ist es, noch ein bisschen weiterzumachen: Aber man soll ja nie sagen: „Das und das wird in meinem Leben passieren“. Aber theoretisch habe ich noch so 30 Jahre vor mir. Ob ich die auch vollmache, kann ich schwer sagen.
Würden Sie die 30 Jahre an unserer Schule arbeiten wollen?
Klar kann ich mir vorstellen, dass ich die nächsten 30 Jahre hier unterrichte, aber ich kann mir auch vorstellen, dass ich nochmal eine Veränderung brauche. Aber fest steht natürlich, dass wir gerade eine spannende Zeit vor uns haben: Der Umbau und die Renovierung stehen an. Das will ich auf jeden Fall gerne miterleben.
Vielen Dank für Ihre Zeit und weiterhin frohes Schaffen.
Sehr gerne.