„Das Beste an Hitler war, dass er Selbstmord begangen hat.“

Eine Reportage von Liam und Florin (beide aus der 9d).

Am 23.01.19 fand am Gymnasium Hittfeld eine Veranstaltung zum Holocaust-Gedenktag statt. An diesem Tag wurden alle Schüler aus den 5. und 6. Klassen von den Geschichtskursen des 12. Jahrgangs über den Holocaust informiert.

Um 9:43 sitzen wir in Raum 10 und blicken in gespannte sowie erwartungsvolle Gesichter. Doch plötzlich „Knacks.“ In der Klasse ist Totenstille – Durchsage des Schulleiters -, der nochmals auf diesen besonderen Tag hinweist. Nach seiner Rede fangen wir direkt an. Die Zwölftklässler geben uns einen Überblick über den Verlauf der heutigen zwei Stunden. Danach beginnen sie direkt mit einem Experiment, bei welchem sie vier Schülern verschiedenfarbige Bänder geben. Die Freude der Kinder ist groß, doch diese hält nicht lange an. Die Zwölftklässler verteilen Schokoriegel an die Kinder – wir kriegen leider keinen – doch plötzlich wird die Klasse unruhig, aber warum? Die vier eigentlich erfreuten Kinder, welche die Bänder tragen, bekommen keine Riegel. Es kehrt nach einer Zeit wieder Ruhe ein und die Zwölftklässler können ihre erste Frage stellen: „Was haltet ihr denn davon, dass die vier Kinder keine Riegel bekommen haben und was könnten die Gründe sein?” Doch bevor die Schüler auf die Frage antworten können, meldet sich ein Junge, der ganz selbstlos sagt: „Einer kann meinen bekommen, ich mag die eh nicht.” Ein Kind mit Band springt plötzlich auf und schnappt sich den Riegel des Jungen. Kurzes Gelächter, bevor ein Mädchen darauf hinweist, dass die Bänder doch mit dem Stern von den Juden vergleichbar sind. Diese Aussage ermöglicht es den Zwölftklässler, perfekt ins Thema “Holocaust” zu starten. Sie beginnen zu erklären, was der Holocaust-Gedenktag ist und sprechen über den Nationalsozialismus. Plötzlich meldet sich ein kleines Mädchen, erzählt von ihrem Referat über Anne Frank und greift die Begriffe „Hitler“ und „Juden“ auf. Daraufhin sagt ein Junge, dass das Beste an Hitler war, dass er Selbstmord begangen hat und auf einmal befinden wir uns in einer spannenden Diskussion. Es werden nicht nur Fragen gestellt, sondern auch Geschichten über Großeltern und Bekannte erzählt, die im Krieg gestorben sind. Die Zwölftklässler führen ihren Vortrag fort und erzählen uns von der Unterteilung der Menschen in Rassen durch die NSDAP. Woraufhin ein Junge reinruft, dass das doch ungerecht sei und er schließlich auch aus einem anderen Land komme. Den Kindern werden daraufhin Bilder und Fakten zur Situation in den Schulen nahegebracht. Nachdem die Bilder gezeigt wurden, merken wir schnell, dass die Kinder sehr bedrückt sind und keines etwas zum Thema beitragen möchte. Auf einem weiteren Bild wird uns ein sehr bekanntes Bild vom Konzentrationslager in Auschwitz gezeigt. Die Zwölftklässler wollen wissen, was die Kinder über das Bild denken, welche Gefühle aufkommen und was sie mit dem Bild verbinden. Ein Fünftklässler sagt ganz sicher, das Bild sei wegen der Bahngleise in Indien entstanden. Die Klasse fängt an zu murmeln, ein Kind ruft rein, dass es ein Minenschacht sein könnte. Daraus folgt ein langsamer Übergang zu den Konzentrationslagern. „KZs“ und „Ghettos“ werden angesprochen. Eine Schülerin meint, die Juden seien durch die Gleise abgeschottet worden. Ein Kind ruft plötzlich, ob das nicht Auschwitz sei. Die Zwölftklässler geben ihm recht. Das Kind fragt weiter, wie es den möglich sei, dass die Juden dort bis zu ihrem Tot arbeitet haben. Nachdem alle Fragen der Kinder geklärt wurden, stellen die Zwölftklässler nun welche. „Hättet ihr den Juden geholfen?“ Die Kinder stimmen zu, sagen aber auch, dass sie Angst hätten, unter ihren Freunden als schlecht zu gelten oder erwischt zu werden. Ein kleines Mädchen ist über das Verhalten der Nazis entsetzt und will sie bekämpfen. Danach geht es noch um den Judenstern und um die Befreiung der Konzentrationslager. Durch die schlauen Fragen der Kinder wird deutlich, wie interessiert sie am Thema sind.

Nun geht es in die Arbeitsphase. Station 1: Quiz. Station 2: Comic. Station 3: Bildfolge. Die Kinder ordnen sich ihrem Interesse nach zu. Es wird schnell klar, dass das Quiz am beliebtesten ist. Die Bildfolge bearbeiten nur wenige. Während der Arbeitsphase haben wir die Chance, die Kinder und Zwölftklässler zu interviewen. Die Schüler erzählen uns, sie seien hier interessierter als im normalen Unterricht. Wir fragen die Kinder, was sie am spannendsten finden. Manche meinen das “Thema rund um Hitler”, andere finden das Quiz und die Infos sehr spannend. Es gibt viele unterschiedliche Meinungen, aber im Großen und Ganzen finden alle, dass es schrecklich ist, wie die Juden behandelt wurden und sind überrascht, wie extrem die Judenverfolgung war.

Es ist kurz vor 11:00 Uhr. Nach knapp 80 Minuten Unterricht fällt auf, dass viele Kinder nicht mehr arbeiten oder sich nicht mehr konzentrieren können. Dadurch entsteht eine gewisse Unruhe im Raum. Doch es steht noch eine Diskussionsrunde an. Die Zwölftklässler wollen wissen, wie sie das Handeln der Nationalsozialisten finden. Die Kinder sagen, dass sie es schlecht finden und dass es total normal sei, einen andere Religion zu haben. Sie finden, jeder Mensch sollte gleich behandelt werden. Zum Abschluss stellen die Zwölftklässler noch eine Frage: Wir sollen uns vorstellen, dass wir im Schulbus auf dem Weg nach Hause säßen und ein Kind zu uns sagen würde: „Der Holocaust-Gedenktag ist doch unnötig, es ist doch schon 80 Jahre her. Wen interessiert das noch?“ Die kluge Antwort eines Schülers: “Ich würde ihm sagen, dass man daran erinnern muss, damit so etwas nicht nochmal passiert.“

Es klingelt zur Pause. Doch bevor die Kinder fertig eingepackt haben, bittet die Lehrerin, die mit mit Raum war, noch einmal um Ruhe und bedankt sich sich bei den Zwölftklässlern. * Applaus *

Abschließend ist klar geworden, wie wichtig es ist, den Holocaust-Gedenktag an unsere Schule einzubinden. Auch wenn das Thema sehr komplex und erschütternd für Fünft- und Sechstklässler ist, haben es die Oberstufenschüler geschafft, ihnen spielerisch das Thema näherzubringen. Denn schließlich ist es nie zu früh, sich mit den Untaten der Nationalsozialisten zu befassen.