Pädagogisches Konzept der Schulwerkstatt Wolfsburg
Die Schulwerkstatt betreut Jugendliche, die sich aus unterschiedlichen Gründen Wolfsburger Hauptschulen entzogen haben. Ziel ist es, diese Schüler durch verstärkte individuelle Zuwendung, besondere Lernbedingungen in Kleingruppen und durch einen ausgeprägten Praxisanteil nach dem Vorbild der dänischen Produktionsschulen in den Bereichen Holzwerkstatt und Lehrküche wieder zum Schulbesuch zu motivieren. Um dieses Konzept umzusetzen, wurde durch die „Schulwerkstatt Wolfsburg“ eine geeignete Außenstelle der Hauptschule Vorsfelde geschaffen.
Zum Thema Schulverweigerung gibt es viele Ansätze und theoretische Überlegungen. Entscheidend für unsere Arbeit ist jedoch die in den letzten Jahren gemachte Erfahrung, die durch intensive Reflexion zu einem ständigen Entwicklungsprozess führt.
Der pädagogische Grundansatz
Überschaubarkeit
Der organisatorische Rahmen sollte nicht zu groß werden, weil wir ein sehr persönliches, fast familiäres Beziehungsgeflecht für die Grundlage halten, um Zugang zu den Jugendlichen zu finden. Dies ist Vorraussetzung, um bei den Schülern eine Verhaltensänderung und damit einen schulischen Lernfortschritt zu erreichen. Unsere räumliche Situation und unsere Arbeitsweise lassen keine großen Gruppen zu.
Freiwilligkeit und Verantwortung
In einer Probezeit haben die Jugendlichen die Möglichkeit, die Schulwerkstatt kennen zu lernen. Danach entscheiden sich sowohl die Schüler als auch das Lehrerteam, ob sie zusammen arbeiten wollen oder nicht. In den meisten Fällen bleiben die Jugendlichen nach der Probezeit und signalisieren durch die Unterzeichnung einer Vereinbarung, dass sie die Regeln der Schulwerkstatt einhalten werden und somit Verantwortung für ihre zukünftige Schulzeit übernehmen.
Praxis
Das durch Fachpersonal angeleitete Arbeiten der Schüler in der Holzwerkstatt und in der Küche wird gleichwertig in Stundenzahl und Benotung mit den theoretischen Fächern unterrichtet.
Dadurch wird das kognitive Lernen durch handelndes Lernen erweitert, wobei Schlüsselqualifikationen wie z.B. Teamfähigkeit, Verantwortungsübernahme, Sorgfältigkeit und Selbstständigkeit vermittelt werden.
Außerdem können so theoretische Lerninhalte für die Schüler besser erschlossen und vertieft werden.
Durch die in Holzwerkstatt und Küche selbst hergestellten Produkte und deren Verkauf, erfahren die Schüler eine große Wertschätzung ihrer Tätigkeit und werden gleichzeitig auf Inhalte einer Ausbildung vorbereitet.
Das Ausliefern der Produkte an die Kunden schult außerdem Umgangsformen.
Theorie
Aus verschiedenen Gründen verweigern sich immer mehr Schüler gegenüber dem herkömmlichen Unterricht und verlieren zunehmend die Bereitschaft zum Lernen. Deshalb löst die Schulwerkstatt den Klassenverband auf. Schüler aller Altersstufen werden mittels innerer Differenzierung unterrichtet. Dabei spielen individueller Wissensstand, persönliches Leistungsvermögen, gruppendynamische Prozesse u.a. eine Rolle.
Ziel ist es, in Kleingruppen eine Lernatmosphäre zu schaffen, die den Schüler wieder zum Arbeiten/ Lernen motiviert, um sich nach Möglichkeit einen Hauptschulabschluss zu erarbeiten.
Individualität und Inklusion
Die Gründe, die zum Besuch der Schulwerkstatt führen, sind von Schüler zu Schüler sehr unterschiedlich: Verhaltensauffälligkeiten, Lernschwierigkeiten, Probleme beim Zurechtfinden in sozialen Gefügen und beim Einhalten von Regeln, gesundheitlich begründete Defizite … um nur einige zu nennen.
In Bezug auf o.g. Unterschiedlichkeiten, ist es das Ziel der Schulwerkstatt, die Individualität jedes Einzelnen anzuerkennen, diesbezüglich Toleranz und gegenseitige Akzeptanz zu schaffen und Verhaltensmuster so aufzubrechen und zu verändern, dass ein konstruktives Miteinander, ein gemeinsames Lernen und ein Lernzuwachs möglich werden.
Nach Stabilisierung des Sozialverhaltens und dem Aufarbeiten schulischer Defizite ist nach Absprache mit Eltern, Schüler und der aufnehmenden Schule eine Rückführung in einen Klassenverband möglich.
Januar 2016