Dzień dobry – Deutsch-polnische Jugendbegegnung

Erstaunen und Unruhe herrschen, als die deutsche Gruppe den Zentralbahnhof Warschaus verlässt und auf die leuchtende Innenstadt Warschaus blickt. Nur noch der Kulturpalast erinnert in der sonst so modern anmutenden Architektur an den einstigen Kommunismus.

Vor etwa 10 Stunden brachen wir, die KGS-Gruppe, in Begleitung von Frau Niermann und Herrn Pakosch, nach Polen auf, um die polnischen Jugendlichen kennenzulernen. Diese begrüßten uns auch sofort mit einem herzlichen „Dzień dobry“. Gemeinsam fuhren wir mit dem Reisebus zum “Camp Rodowo” – eine internationale Jugendbegegnungsstätte, die in den Masuren liegt und etwa 5 km südlich des Dorfes Sorkwity in einer wunderschönen Landschaft mit vielen Hügeln, Feldern, Wäldern und Seen eingebettet ist.

Im Camp gab es meistens Integrations-, Sprach- oder Geschichtsspiele, besonders waren jedoch die Ausflüge zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten der Gegend. So waren wir unter anderem in der Kirche zur Heiligen Linde, deren gelbe Fassade an jenem Tag einen schönen Kontrast zum blauen Himmel bot, in der stark befestigten Marienburg und an der Wolfsschanze bei Rastenburg, hier hat der deutsche Reichskanzler und Diktator Adolf Hitler den größten Teil des Zweiten Weltkrieges verbracht, um näher an der Ostfront zu sein. An den Abenden gab es ebenfalls Aktivitäten – diese hatten jedoch weniger ernsthaften Charakter. Meist vertrieben wir uns die Zeit mit Karaoke oder „Just Dance“.

Während unseres Besuches der Kirche zur Heiligen Linde wurde uns außerdem eine Legende berichtet: Einem Gefangenen in Rastenburg soll einst die Jungfrau Maria erschienen sein, diese trug ihm auf, er solle ihr Abbild schnitzen und – wenn er frei kommt – an die erste Linde auf seinem Heimweg hängen. So geschah es: Der Mann kam frei und hängte die Schnitzerei an die erste Linde auf seinem Heimweg. Die eigentliche Geschichte ist viel pragmatischer, denn die Linde wurde von der Urbevölkerung als Geist verehrt. Als sich das Christentum schließlich ausbreitete, wurde der Gebetsplatz beibehalten und man errichtete für die neue anzubetende Gottheit eine Kirche.

Das Führerhauptquartier Wolfsschanze ist ebenfalls als Symbol für den Widerstand gegen die nationalsaozialistische Diktatur stark in Erinnerung geblieben: Hier scheiterte das Staufenberg-Attentat am 20. Juli 1944. Von der Baracke, in der das Attentat stattfand, ist nur noch das bewucherte Fundament übrig geblieben, die Bunker der führenden Nazis sind jedoch nahezu unversehrt. Besonders eindrucksvoll ist das Gebilde vom misslungenen Sprengungsversuch der Nazis. Das dadurch entstandene Bruchstück wird bis heute in einem 45°-Winkel so gehalten, dass, um die Geschichte aufrechtzuerhalten, Stöcke von Besuchern gegen das Betonstück gegengelehnt werden können.

Den Abschlussabend im “Camp Rodowo” ließen wir gemeinsam am Lagerfeuer ausklingen. Am nächsten Morgen verließen wir das Camp und besichtigten Warschau, die Hauptstadt Polens. Das Museum über die Geschichte der polnischen Juden schreckte uns, gebaut als typischer Betonriese, zunächst ab – doch die dargebotene Führung, bei der alle Sinne beeinflusst wurden, hatte diesen Eindruck schnell wettgemacht: Man kann hier alles berühren, es wird dem jeweiligen Zeitalter entsprechende Kunst gezeigt, man hört Musik und riecht den Geruch der einzelnen Orte. Nach diesem tollen Rundgang fuhren wir nach Sokołów Podlaski, um dort auf unsere Gastfamilien zu treffen, bei denen wir die folgenden zwei Tage verbrachten.

Schließlich waren wir am Samstag bei unserem Kooperationspartner auf polnischer Seite, dem Marie-Curie-Lyzeum (Gymnasium, Jahrgänge 10-12), zur Jubiläumsfeier eingeladen. Nach seiner Rede überreichte Herr Hunfeld eine Plakette, um die Partnerschaft zwischen der KGS Neustadt und dem Lyzeum zu bekräftigen.

Am Sonntag mussten wir sehr früh aufstehen, um unseren Zug nach Hause zu bekommen. Der Abschied fiel manchen schwer, jedoch rückt das Wiedersehen bereits näher: Schon im Mai 2019 wird uns die polnische Gruppe besuchen. Wir freuen uns schon jetzt darauf, die Gruppe mit einem herzlichen “Hallo” begrüßen zu dürfen.

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