,,Und wie feiern Sie Weihnachten?‘‘
ihnen austauscht, scheint dies erstmal nichts Besonderes zu sein. Läuft man ihnen
jedoch in seiner Freizeit über den Weg, sei es in der Innenstadt oder im Supermarkt, so
wirkt es auf manche so, als würden zwei entgegengesetzte Welten aufeinandertreffen.
Die Vorstellung, dass Lehrer ebenso ein Privatleben führen wie jeder andere, wirkt fast
bizarr. Doch unterscheidet ihr Beruf sie wirklich so sehr von anderen Menschen? Um
dieser Frage nachzugehen, hat die Redaktion, passend zur Jahreszeit, einige Lehrer
befragt, wie denn das perfekte Weihnachtsfest bei ihnen aussieht.
Anders als bei den meisten Leuten wird bei Frau Noll schon im November gefeiert. Grund
dafür ist ihre Schwester, die über die Weihnachtszeit verreist. So gibt es im Vorfeld ein großes
Fest, bei dem gebacken und gebastelt wird. Wenn dann im Dezember Heiligabend tatsächlich
an die Tür klopft, so verbringt sie die besinnliche Zeit mit ihrer Tochter und ihrem Mann.
Frau Stenzel, die ebenfalls zuhause mit ihrer Familie feiert, tut es ihr gleich. Frau Czerwinka
und Herrn Kolthoff hingegen müssen einen etwas weiteren Weg nach Bonn und Ostfriesland
zurücklegen, um ein Beisammensein mit ihren Liebsten zu ermöglichen. Der Ort des
Zusammentreffens wird bei Herrn Ewald auf die Weihnachtstage aufgeteilt. An Heiligabend
wird die Schwiegeroma besucht und bei seiner Schwester, gemeinsam mit den Eltern, zu
Abend gegessen. Am ersten Weihnachtstag findet, ebenfalls bei seiner Schwester, ein großes
Familienfest statt. Schließlich wird am zweiten Weihnachtstag mit der Familie seiner Frau
gefeiert.
Während es bei Frau Czerwinka leckere Antipasti zu essen gibt, wird bei Frau Stenzels und
Herrn Kolthoffs Familie Kartoffelsalat mit Würstchen serviert. Für Herrn Kolthoff gibt es jedoch
schon seit zehn Jahren eine selbst zubereitete vegetarische beziehungsweise vegane
Alternative, welche in der Regel für zahlreiche schlechte Witze sorgt.
Ebenso gibt es für Frau Nolls Tochter eine vegetarische Variante, neben Rouladen und Fisch
als Vorspeise. Auch bei Herrn Ewald wird aus traditionellen Gründen Forelle gegessen, sowie
Ente oder Gans an den Weihnachtstagen.
Um in die perfekte Weihnachtsstimmung zu kommen, haben Frau Noll und Frau Stenzel
ähnliche Ansätze. Bei beiden wird morgens der Weihnachtsbaum geschmückt, wobei Frau
Stenzel auf Weihnachtsmusik und Frau Noll auf zwanzig echte Kerzen setzt, welche den drei
Meter hohen Baum zieren. Damit sich das Fest der Liebe nicht zu einem Inferno entwickelt,
bereitet Frau Noll zur Sicherheit einen zehn Liter fassenden Wassereimer vor, der griffbereit
platziert wird. Des Weiteren gehen beide Familien gerne spazieren und schauen sich typische
Weihnachtsfilme an. Frau Stenzels Wahl fällt dabei auf den Film ,,Schöne Bescherung‘‘.
Genauso wie bei Frau Noll legt Frau Czerwinkas Familie Wert darauf, Weihnachten wie zu
Kinderzeiten zu feiern. Bei beiden wird ein großes Geheimnis aus dem Wohnzimmer
gemacht, welches abgeschlossen wird, damit Frau Noll und Frau Czerwinkas
Mutter ,,heimlich‘‘ die Geschenke unter dem Baum platzieren können. Erst wenn die Glocke
läutet, darf das Zimmer von den anderen betreten werden.
Besonders an Herrn Kolthoffs Weihnachtsfest ist das Zusammentreffen von drei
Generationen, die als Patchworkfamilie dreisprachig auf Hochdeutsch, Plattdeutsch und
Niederländisch feiern. Sein Rezept für ein perfektes Weihnachtsfest lautet: ,,schiefes Singen,
gemeinsames Essen, eine Prise Chaos und ganz viel Familie‘‘.
Für Herrn Ewald sind gute Laune und Geselligkeit für ein perfektes Fest unverzichtbar.
Außerdem gewinnt Weihnachten für ihn, je älter man wird, immer mehr an Stellenwert, da
man sich sonst so selten sieht.
Für Frau Czerwinka darf neben ihrem Bruder und ihren Eltern nicht der Anruf ihres Mannes
nach der Bescherung fehlen, welcher Weihnachten bei seiner Mutter feiert.
Jedoch erinnert sich Frau Czerwinka besonders an ein Weihnachtsfest: An jenem Heiligabend
trafen Frau Czerwinka und ihre Familie ihre ehemalige Klavierlehrerin, welche einen
Schicksalsschlag erlitten hatte und obdachlos geworden war. Ihre Mutter lud sie zu sich nach
Hause ein, um mit ihnen zu essen und zu feiern. Das machte Frau Czerwinka sehr stolz, da
ihre Mutter die Weihnachtsbotschaft wirklich verstanden hatte.
Und das ist doch das, was Weihnachten ausmacht: Güte und Sanftmütigkeit. Egal ob jung
oder alt, weiblich oder männlich, Lehrer oder Schüler: Weihnachten verbindet Menschen und
macht sie mindestens einmal im Jahr zu einer gutherzigen Gemeinschaft.