Winter in Skandinavien

Winter in Skandinavien

Müsste ich meinen Eindruck vom Leben in Skandinavien in drei Wörtern beschreiben, wären es: gelassen, naturverbunden und heimelig.

Die Tage über den Jahreswechsel habe ich diesem Winter in Norwegen verbracht und eines kann ich schonmal vorwegnehmen – es war traumhaft!

Aber ganz von vorne. Meine Mutter und ich lieben den Winter: die Kälte, das Weihnachtsfest, die Gemütlichkeit, aber vor allem den Schnee. Da letzteres in Deutschland aber ja bekanntlich Mangelware ist, haben wir uns seit langem gewünscht, in den skandinavischen Tiefschnee zu verreisen. Und nun konnten wir uns diesen Traum endlich verwirklichen. Über Airbnb haben wir eine malerische kleine Hütte am Mjosa See im südlichen Teil Norwegens gebucht und von da an die Tage bis zur Abreise gezählt.

Zwischenstopp in Kopenhagen

Da wir mit dem Auto gefahren sind, haben wir auf dem Weg jeweils einen Tag in Kopenhagen verbracht. Falls du einmal dort bist, solltest du dir auf jeden Fall das Rathaus mit der astronomischen Uhr von Jens Olsen ansehen. Dabei handelt es sich um ein handwerklich faszinierendes Gebilde aus elf Uhren aus unzähligen Einzelteilen. Kannst du dir vorstellen, dass das langsamste Zahnrad nur eine vollständige Drehung in 25.753 Jahren unternimmt?

Weitere sehenswerte Orte sind die Statue der kleinen Meerjungfrau (Den Lille Havfrue), der Runde Turm (Rundetárn), der Hafen mit den niedlichen bunten Häusern und unzähligen Booten (Nyhavn) und das Schloss Amalienborg (Amalienborg Slot).

Kalt, kälter, Winter in Norwegen

Wer zwischen Oktober und April nach Norwegen verreist, sollte sich auf Eiseskälte und jede Menge Schnee und Eis einstellen. Die weiße Decke, die in diesen Monaten einen großen Teil des Landes umhüllt, ist aber nicht nur die wunderschön, sondern bringt auch ein paar Schwierigkeiten mit sich. Bei Temperaturen von bis zu -25°C ist superwarme Kleidung ein Muss. Enganliegende Thermokleidung kann ich nur empfehlen. Aber am schwierigsten gestaltete sich für uns das Autofahren. Deutsche Winterreifen sind dem norwegischen Winterwetter nämlich in keiner Weise gewachsen. Denke also unbedingt an Schneeketten! Norwegen Reisebericht

Das kalte Wetter ermöglicht auch zahlreiche großartige Winteraktivitäten, wie Abfahrt- und Langlaufski, Snowboarden, Rodeln und ausgedehnte Schneespaziergänge. Eine kostengünstige, unaufwändige Alternative sind Miniskier, also ganz kurze Skier, die einfach an normalen Stiefeln befestigt werden. Die gibt es entweder für einen oder zwei Füße. Einfacher zu fahren ist die Variante für einen Fuß, da man sich da wie beim Rollerfahren abstößt. Das Beste ist, dass man damit auch auf geraden Ebenen fahren kann. Auf jeden Fall einen Versuch wert!

Die weitläufige Landschaft mit zugefrorenen Seen, erstarrten Wasserfällen und schneebedeckten Wäldern hat mich besonders fasziniert. Mein Wunsch war aber, einen Elch zu sehen. Den gesamten Urlaub hatte ich leider keinen Glück – bis zur Rückfahrt. während ich aus dem Fenster gesehen habe, traurig, dass die Reise schon vorbei war, sah ich plötzlich einen Elch auf der Böschung zwischen den Bäumen stehen. Ich konnte also doch noch beruhigt nach Hause fahren!

Sehenswertes

Neben der -ohne jede Frage- wunderschönen Natur Norwegens hat das Land auch jede Menge andere Ausflugsziele zu bieten. In Norwegen kannst du beispielsweise die ältesten erhaltenen Kirchen des Christentums finden. Bei diesen sogenannten Stabkirchen handelt es sich um imposante, aus Holzbohlen erbaute Kathedralen. Einige davon sind mit aufwändigen Schnitzereien von christlichen und heidnischen Wikingermotiven verziert. So vereinigen sie Charakteristiken aus dem 12. und 13. Jahrhundert, in dem sich das Christentum im ehemals heidnischen Skandinavien verbreitete, Heute gibt es noch 28 solcher Stabkirchen in Norwegen. Bei meinem Besuch der Stabkirche Garmo war ich überrascht, dass man neben der Kirche auch ein ganzes historisches Dorf besichtigen konnte, in dessen Gebäuden das damalige Leben zur Schau gestellt wurde. Der ganze Besuch fühlte sich an, wie eine Reise in die Vergangenheit. Aber genug Geschichtsunterricht!

Neben bekannten Großstädten wie Oslo, Bergen und Trondheim sind auch kleinere Städte einen Besuch wert. Mich hat vor allem Lillehammer, wo 1994 die Olympischen Winterspiele ausgetragen wurden, begeistert. Gelegen am malerischen Mjosa-See, reihen sich dort bunte nordische Häuser mit niedlichen kleinen Cafés und Läden aneinander. Wenn du Hunger hast, solltest du im Det Lille Pannekakehuset (Das kleine Pfannkuchenhaus) skandinavische Spezialitäten probieren. Empfehlen kann ich die Poffertjes, kleine dicke Pfannkuchen aus Holland, die üblicherweise mit Butter und Puderzucker gegessen werden.

Land und Leute

In vielen Reiseführern wird die norwegische Mentalität als distanziert oder sogar abweisend beschrieben. Das kann ich aber gar nicht bestätigen Die Norweger habe ich als ruhige, freundliche, bodenständige Menschen erlebt.

Aufgefallen ist mir auch, dass das Wort “Danke” in Norwegen sehr hoch im Kurs steht. Es wird sich einfachfür jede noch so kleine Geste bedankt.

Eine kleine Anekdote am Rande: In der Stadt Lillehammer standen wir vor einem Denkmal und konnten nicht so recht herausfinden, wofür es stand. Im nächsten Moment hat uns auch schon ein älterer Herr auf sehr gutem Englisch erklärt, dass es an den Polizisten Sigvard Larsen erinnern soll, der sich für eine demokratische Umstrukturierung der Polizei einsetzte und als Vater eines neuen Polizeigesetzes galt.

Ich hoffe, dass dir der Einblick in meine Reise nach Norwegen in den Tiefschnee gefallen hat. Vielleicht kann ich dich ja sogar davon überzeugen, eines Tages auch ein paar Wintertage in Skandinavien zu verbringen. Empfehlen kann ich es auf jeden Fall jedem, der Natur mag und eine Auszeit vor stressigen Alltag sucht – und natürlich, dem die Kälte nichts ausmacht 🙂

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