Pädagogik bei Beeinträchtigungen des schulischen Lernens
Gegenstandsbestimmung des Förderschwerpunktes Lernen
Der Förderschwerpunkt Lernen setzt die grundlegende Erkenntnis voraus, dass Lernen ein autonomer Prozess ist, in dem Schülerinnen und Schüler ihr Wissen, Fühlen und Handeln auf individuelle Weise konstruieren. Dies impliziert, dass Lernende das ihnen Dargebotene an ihre bereits vorhandenen Strukturen anknüpfen, welche sie sich aufgrund ihrer Lebenserfahrungen ausgebildet haben. Hier spielen Motivation und Selbstkonzept eine entscheidende Rolle: Gelernt wird, was für das eigene Leben Sinn macht. Nur das, was lebensbedeutsam ist, kann auch gelernt werden. Lernende erwerben ihr Bild von der Welt ganzheitlich, über Wahrnehmung, Emotionalität, Körperlichkeit, soziale Einbindung und kognitive Verknüpfungen. Sie brauchen dazu den Dialog mit Mitlernenden, Lehrpersonen und anderen Bezugspersonen ihrer Umwelt, denn Lernen ist immer ein dialogisches Geschehen. Es vollzieht sich im Kontext von gelingender sozialer Beziehungsgestaltung. Sich öffnen, wahrnehmen, selbsttätig und selbstwirksam sein, genießen und Beziehung gestalten sind die Grundbausteine für gelingendes Lernen. Es ist gekoppelt an Fragen-Stellen, mit dem Ziel, etwas verändern zu wollen bzw. Grenzen oder Widerstände zu überwinden. Dazu benötigen Lernende strukturierte Lernaufgaben und Möglichkeiten, Erfahrungen mit sich selbst, mit anderen Menschen und mit herausfordernden Problemstellungen zu machen.
Um diese Ziele zu erreichen und sich in der Schule als selbstwirksam Lernende zu erfahren, benötigen Lernende mit Unterstützungsbedarf im Bereich Lernen einen von Sicherheit und Akzeptanz getragenen schulischen Rahmen, in welchem ihre einzigartigen individuellen Lernbiographien verstanden werden, ihre individuellen Fähigkeiten erkannt werden, ihre jeweiligen individuellen Lernausgangslagen diagnostiziert werden und in eine gezielte, geplante und evaluierte Förderung einbezogen werden.
Ziele und zu erreichende Kompetenzen
Ziel der sonderpädagogischen Ausbildung im Förderschwerpunkt Lernen ist es, den LiVD Raum zu geben, nach den Ausgangsbedingungen und den Gelingensbedingungen von individuellen Lernprozessen zu fragen, Lernbarrieren zu identifizieren und der Erzeugung von schulischen Lernschwierigkeiten entgegen zu wirken. Zentral für die Ausbildung im Förderschwerpunkt Lernen ist der Ausbau umfangreicher diagnostischer Kompetenzen, unterrichtsanalytischer Kompetenzen, empathischer Fähigkeiten sowie Kompetenzen des systemisches Denkens und Handelns. Die Reflexion der eigenen professionellen Rolle als Sonderpädagogin oder Sonderpädagoge nimmt hierbei einen zentralen Stellenwert ein mit Blick auf
- das Unterrichten
- das Erziehen
- das Beurteilen, Beraten und Unterstützen
- das Diagnostizieren und Fördern
- das Mitwirken bei der Gestaltung der Eigenverantwortlichkeit der Schule
- das Fördern und Diagnostizieren, Unterstützen und Beraten
- das Mitwirken bei der Gestaltung der Eigenverantwortlichkeit der Schule und Weiterentwickeln der eigenen Berufskompetenz und
- Personaler Kompetenzen.
Seminarinhalte
Die Seminarinhalte sind angebunden an die Verordnung über die Ausbildung und Prüfung von Lehrkräften im Vorbereitungsdienst (APV0-Lehr), vom 13.Juli 2010 (Nds. GVBl. Nr. 19/2010 S. 288; SVBl. 9/2010 S. 325), geändert durch VO vom 23.7.2013 (Nds.GVBl. Nr. 14/2013 S.206; SVBl. 9/2013 S. 333 und vom 2.3.2017 ) Nds.GVBl. Nr.4/2017 S. 57; SVBl. 4/2017 S. 153. Sie sind durchgehend kompetenzorientiert ausgerichtet. Die jeweilige thematische Schwerpunktsetzung sowie die zeitliche Reihenfolge der thematisierten Seminarinhalte richten sich nach den konkreten Anliegen der LiVD, die sich aus ihrer aktuellen Praxis heraus ergeben und sind damit immer als Reflexion der eigenen Praxis zu verstehen. Durch die Aufforderung der LiVD, sich bezüglich ihrer Fragen und Bedürfnisse in die Planung der Seminarinhalte einzubringen, sollen sie sich als aktive Gestalter ihres Ausbildungsprozesses erleben können. Die FSL stellen die strukturellen, theoretischen und methodischen Ressourcen zur Verfügung, um diesem Anspruch gerecht zu werden.
Themen für die Reflexion der eigenen Praxis im Rahmen des Fachseminars Pädagogik bei Beeinträchtigung des schulischen Lernens sind beispielsweise:
- Diagnostische Verfahren / Individuelle Förderplanung / Gutachtenerstellung
- Individuelle Förderung und Differenzierung
- Neurobiologie des Lernens und Lernpsychologie
- Lernstrategien und ihre Förderung
- Motivation, Selbstwirksamkeit, Selbstkonzept, Empowerment
- Herausforderungen im inklusiven Kontext für den Förderschwerpunkt Lernen
- Unterrichtsmethoden und ihre Herausforderungen im Förderschwerpunkt Lernen
- Fragestellungen im Umgang mit interdisziplinären Entwicklungsbeeinträchtigungen (z.B. Trauma, ADHS, Autismus-Spektrum-Störungen etc).
Zuständige Fachseminarleiterinnen und Fachseminarleiter:
Organisation:
Das Fachseminar Pädagogik bei Beeinträchtigungen des schulischen Lernens findet ca. einmal im Monat montags von 14.30 Uhr bis 17.30 Uhr in den Räumen des Studienseminars statt.
siehe auch:
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