Gastfamilienaufenthalt in Tapachula Mexiko, Juni/Juli 2017

Nach einer 22-stündigen Flugreise ist man erst einmal vollkommen erschöpft. Ich saß noch im Flugzeug und dachte zunächst, es sei doch gar nicht so heiß wie alle behaupteten. Dieser Irrtum hielt sich bis ich auf dem Rollfeld des kleinen Flughafens mitten in der prallen Sonne stand. Und dabei war es erst morgens. Im Flughafengebäude war es wieder angenehm kühl, aber mir war jetzt heiß vor Aufregung. Mich erwarteten meine Gasteltern, doch nicht alleine: Mit zur Begrüßung kamen auch noch mehrere Rotarier, von denen ich weder Name noch irgendetwas anderes, was sie gesagt haben, verstand. Ich hatte zwar schon vier Jahre Spanischunterricht in der Schule, aber in dem Moment war einfach alles weg.

Am selben Nachmittag kamen dann meine Gastschwestern aus der Schule nach Hause und mit ihnen viele ihrer Freunde. Alle sprachen so schnell Spanisch und wollten total viel von mir wissen und ich habe da nur „Sí… no…“ vor mich hingestottert, aber das hat sich dann mit der Zeit gebessert. Als Snack gab es eine Schale „palomitas“ (Popcorn) mit scharfer Salsa gemacht und „papas“ (Chips), welche ebenfalls scharf waren. Jedes Mal, wenn wir etwas Scharfes aßen, knabberte ich an meinem einen Chip, während die Mexikaner die restliche Tüte aufaßen.

Eines Nachts wurde ich von meiner Gastmutter geweckt. Sie meinte aufgewühlt, ich solle ganz schnell mit nach unten kommen. Ich trottete total verschlafen zur Treppe, setzte mich unten hin und schlief fast ein. Schon bald gingen wir zurück in unsere Betten. Ich wusste nicht, was los gewesen war und als mir am nächsten Morgen erzählt wurde, dass es ein starkes Erdbeben der Stärke 6,9 gab, war ich geschockt. Wir haben uns auch die Aufnahmen der Überwachungskamera angeguckt und da hat alles unglaublich gewackelt. Meine Gastfamilie lief nachts angsterfüllt herum und ich kann gar nicht verstehen, wie ich das schlaftrunken nicht mitbekommen konnte. Am nächsten Tag gab es schulfrei.

Es ist mir seltsam vorgekommen, dass meine Gastmutter uns überall mit dem Auto hingefahren hat. Hier in Deutschland fahre ich auch abends mit dem Fahrrad durch die Gegend und mein kleiner Bruder darf alleine zum nächsten Spielplatz laufen. Als ich das erzählt habe, fragte sie nur, ob das denn auch sicher sei, denn bei ihnen werden häufiger Menschen auf der Straße überfallen und Kinder bedroht oder es wird versucht sie zu entführen. Wir sind auch einmal einem heruntergekommen aussehenden Mann vor dem Supermarkt begegnet und meine Gastschwester meinte zu mir, dass sie findet, er sehe gefährlich aus und wir sollen uns beeilen. Außerdem sind die Grundstücke und Häuser mit hohen Mauern und vergitterten Fenstern überall wesentlich stärker geschützt als in Deutschland. Mir persönlich ist in der Zeit dort nichts Kriminelles widerfahren, aber ich lebte in einer gut behüteten Familie, die mich von möglichen Vorfällen „bewahrt“ hat.

In meinen ersten drei Wochen in Mexiko mussten meine Gastschwestern noch zur Schule gehen. Ich durfte die Schule nur in den Pausen besuchen und muss sagen, sie unterscheidet sich schon ziemlich von meiner deutschen Schule: Ab der ersten Klasse bis zur zwölften gehen alle auf dieselbe Schule und es waren 48 Schüler in einer Klasse. Die Klassenräume haben luftdurchlässige Trennwände aus filigranen Ziegelsteinen und es gibt für jeden einen Einzeltisch. Natürlich tragen die Schüler auch eine Schuluniform, die aus einem weißen Polo-Shirt und einem rotkarierten Rock oder einer dunkelblauen Hose besteht. Die Schule beginnt schon um sieben Uhr und endet gegen 14 Uhr, wegen der starken Mittagshitze. Die Abschlussprüfungen finden auch in den letzten zwei Wochen statt und da ist mir aufgefallen, dass zumindest meine Gastschwestern lieber morgens gegen vier Uhr zum Lernen aufstanden als am Abend zuvor oder bis spät in die Nacht.

Letztendlich denke ich, dass solche kleinen Unterschiede einfach Gewohnheitssache sind und den Aufenthalt interessanter machen. Es waren wunderschöne, unvergessliche sechs Wochen und ich möchte solche tollen Erfahrungen auch in Zukunft gerne wieder erleben.

von Ada Abelmann

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