Hin und weg in die USA!

Als ich ganz klein war, hat mir meine Mutter immer über eines ihrer Auslandsjahre erzählt und ich war fasziniert: Für ein Jahr ohne Eltern in einer total fremden Gegend zu sein, niemand, den man kennt! Klingt irgendwie gruselig, aber auch unglaublich aufregend… Seit diesem Moment wollte ich auch ein Auslandsjahr absolvieren; einfach etwas Neues, eben ein Abenteuer erleben!

Jetzt ist es wirklich wahr geworden: mein größter Traum, ein Auslandsjahr in den USA! Seit sechs Monaten lebe ich jetzt in den Vereinigten Staaten von Amerika, um genauer zu sein in Atlanta, der Hauptstadt des Staates Georgia, das liegt im südöstlichen Teil der USA, nördlich von Florida. Ich bin offiziell Lakeside Highschool Schülerin in der 10. Klasse.

Von Mathe und Chemie sowie Spanisch bis zu US-Geschichte und Weltliteratur nehme ich an sieben verschiedenen Unterrichtseinheiten teil. Nicht nur die Fächer, sondern auch der Tagesablauf und das Schulgelände sind hier vollkommen anders als in Deutschland.

Mein Gastbruder Andreas und ich fahren jeden Morgen zusammen zur Schule. Da er ein „Senior“ ist – das bedeutet sowas wie der zwölfte Jahrgang -, hat er einen der heißbegehrten Parkplätze an der Schule und kann uns normalerweise zur Schule fahren. Falls mein Gastvater mal das Auto braucht, müssen wir mit dem Schulbus fahren, den verpassen wir meistens aber sowieso.

In der Schule kommen wir so gegen 7:30 Uhr an und haben noch eine halbe Stunde Zeit bis Schulbeginn. Die Zeit verbringen wir oft im „Bandroom“, das ist ein großer Raum in dem sonst der Band-Unterricht stattfindet, aber unser „Band director“ lässt uns immer eher rein. Wir können dann noch schnell (vergessene) Hausaufgaben machen, mit Freunden reden oder manchmal auch ein bisschen Schlaf nachholen.

Um 08:00 klingelt es zum Unterricht und ich habe fünf Minuten Zeit, zu meiner ersten Unterrichtsstunde zu gehen. Um ehrlich zu sein, muss ich manchmal auch mal rennen, denn meine Highschool ist ungefähr fünfmal so groß, wie die Tellkampfschule. Es nicht so, dass du immer mit denselben Leuten in einem Klassenraum bist, sondern Du hast immer mit unterschiedlichen Mitschülern im Klassenzimmer deines Lehrers Unterricht. Du gehst also zu deinem Lehrer und der Lehrer kommt nicht zu dir in den Klassenraum.

In meiner zweiten Stunde habe ich Band. Das ist ein bisschen so wie Musik, nur, dass du ein Instrument spielen musst! Aber keine Sorge, wenn du zum Beispiel statt Trompete, Klarinette, Saxophon oder Schlagzeug lieber Geige, Cello oder Kontrabass spielen möchtest, machst du beim Orchester mitspielen, singen kannst du im Chor. Wenn du komplett unmusikalisch bist, kannst du stattdessen „Teamsport“ wählen oder Gewichte im „Gym“ heben. Aber Achtung: Es gibt auf alles Noten und wird bewertet!

Nach einer Stunde Band hetze ich in einer kurzen Pause weiter zu US-Geschichte. Da lerne ich alles über das Land, in dem ich jetzt für schon über knapp sechs Monaten lebe. Am Anfang war das schwierig, da ich wenig bis gar kein Vorwissen über die amerikanische Geschichte hatte, aber mittlerweile komme ich auch da ganz gut mit.

Während der vierten Unterrichtsstunde hat die ganze Schule Pause. Da wir aber so viele Schüler sind, wurde aus einem Mittagessen gleich vier gemacht. Jeder hat eine halbe Stunde Zeit, sich in der Cafeteria das Essen zu holen oder sein selbst mitgebrachtes Essen zu verspeisen.

Ich sitze mit einigen Freunden zusammen draußen vor der Cafeteria, auch noch im Winter, denn hier wird es nicht so richtig kalt. Nach dem Mittagessen habe ich noch eine halbe Stunde Zeit, um Hausaufgaben zu machen oder mich im Klassenraum zu unterhalten.

Im Vergleich zur Tellkampfschule kann ich sagen, dass viel mehr mit Technik gearbeitet wird: In jedem Zimmer hängt ein Aktiveboard, das mit dem Computer verbunden ist und auch Zensuren werden nicht einfach auf dem Papier verteilt, sondern über ein Programm im Internet bekannt gegeben. Jeder Schüler kann sich eine passende App dazu im Internet herunterladen und wird sofort benachrichtigt, wenn ein Lehrer die Testnoten hochlädt, so kann ich auch jederzeit meine Ganzjahresbewertung einsehen.

Eine weitere Sache, die sich meine Schule hier zum Vorteil gemacht hat, ist das Handy: Jeder kann es während der kurzen Pausen und beim Mittagessen benutzen, im Unterricht muss es natürlich weggepackt werden, aber einige Lehrer fordern uns Schüler auf, über bestimmt Programme mit ihrem Handy zu arbeiten oder es an das Aktiveboard anzuschließen, um Erarbeitetes vorzustellen. Das ist eine Idee, die ich mir für in Zukunft für die Tellkampfschule wünsche, denn so kann der Schulalltag nicht nur einfacher für Schüler, sondern auch für Lehrer gestaltet werden.

Nach den Schulstunden gibt es ein Nachmittagsprogramm, denn statt für einen Verein zu spielen, findet hier alles in der Schule statt. Ich könnte hier Fußball, American Football, Basketball oder Lacrosse spielen oder dem Schwimmteam im schuleigenen Schwimmbad, dem Tanz- oder Cheerleaderteam beitreten.

Ich bin Mitglied der Marching Band. Das ist eine große Musikband, in der wir Musik machen, aber auch marschieren und Formationen bilden. Es ist schwierig, die Marching Band zu erklären, ich habe hier aber schnell gelernt, zu spielen und gleichzeitig zu marschieren und es macht mir unglaublich viel Spaß.

Ich bin sehr glücklich, das alles hier erleben zu können und kann allen empfehlen, ein Auslandsjahr zu planen, die die Möglichkeit dazu haben. Ich habe viel über mich und die andere Kultur gelernt, viele Leute kennengelernt und Freundschaften geschlossen. Ich bin dankbar, das erleben zu dürfen und möchte allen –auch an der Tellkampfschule- danken, die mich unterstützt haben und mein Auslandsjahr möglich gemacht haben.

von Amelie Bindert

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