Der Ukraine-Russland-Krieg, der Ende Februar ausgebrochen ist, bringt viele Opfer mit sich: verlassene Häuser, viele Tote und viele Fluchtopfer. Eine dieser Menschen ist Viktoria, die aus Kiew mit ihrer Familie geflohen ist und gegenwärtig die 10.1 des GGI besucht. Sie haben wir mit ihrem Einverständnis interviewt.
Sie erzählte uns von ihren Eindrücken und Erlebnissen auf ihrer Flucht sowie das Ankommen in Deutschland und der neuen Klasse.
Das erste Erlebnis mit dem Krieg hatte sie im Schlaf, als sie gegen 5 Uhr morgens von Bombengeräuschen wach geworden ist. Sie nahm diese aber nur unterbewusst wahr und schlief weiter. Nachdem sie um 11 Uhr wieder aufwachte, erklärten ihr ihre Eltern, dass der Krieg nun begonnen hatte. Viktoria war über diese Nachrichten schockiert und hatte, genau wie ihre Freunde, nicht mit dem Krieg gerechnet. In der Schule machten sie Scherze darüber, dass wir im 21. Jahrhundert leben und hielten einen Krieg für unrealistisch.
Der Präsident Selenskyj riet allen schnell in den Westen Europas zu flüchten und sich in Sicherheit zu bringen. Zunächst brachen sie in ein ukrainisches Dorf zu Freunden auf. Die Entscheidung nach Deutschland zu gehen, kam schnell und unerwartet. Vorerst fuhren sie mit dem Auto nochmal nach Kiew und holten weitere Kleidungsstücke und persönliche Dokumente. Von dort aus wollten sie mit dem Zug nach Polen fahren. Der Zug, der vor ihnen fuhr, wurde von Raketen beschossen.
Von Polen reiste sie mit dem Bus nach Frankfurt und kam erstmal in Helmstedt unter. Zuerst wohnten sie bei einem Mann mit fünf weiteren Ukrainern. Es war ihnen egal, wo, wie und mit wem sie lebten, solange sie einen Schlafplatz hatten. Nach vier Wochen zog sie mit ihrer Mutter, ihren Großeltern, einer Bekannten und ihrem Bruder nach Ilsede. Die Leute, mit denen sie bisher unterwegs war, blieben in Helmstedt. Sie war traurig und hatte ein bisschen Angst vor der Veränderung und wusste nicht so recht, was sie jetzt alles machen sollte. Aber nach wenigen Tagen wurde es besser und sie fing an, sich im neuen Alltag zurechtzufinden.
Viele ihrer Freunde sind immer noch in Dörfern rund um Kiew, doch auch in Italien, Spanien und Kanada kamen viele unter. Alle haben weiterhin Kontakt über Gruppen auf dem Handy und halten sich über diverse Messengerdienste gegenseitig auf dem Laufenden. Das Wohlergehen der einzelnen kommt auf den Ort an, an dem sie sich im Moment aufhalten. Sie alle vermissen ihre Heimat und wollen, dass der Krieg bald endet.
Der Einstieg in die neue Klasse fiel ihr leicht und sie war gar nicht nervös. Sie war offen für die neuen Eindrücke. Ihre Klassenkameraden sind nett und halfen beim Ankommen und Zurechtfinden in der Schule.