Erster Austausch mit den polnischen Schülern des XLVIII Liceum Ogólnokształcące im. Edwarda Dembowskiego Warschau
Im Rahmen einiger Treffen hatten wir, acht Schüler der jetzigen Jahrgangsstufe 11, uns gemeinsam mit Frau Möhlenkamp und Herrn Heuking auf die Austauschfahrt nach Warschau vorbereitet. Am frühen Morgen des 5. Juni 2018 ging es dann los, vom Bahnhof Emmeln aus mit dem Zug in Richtung Warschau. Wir alle freuten uns sehr auf den Austausch und waren gespannt, was uns erwarten würde, weil wir schließlich die erste Gruppe waren, die am Austausch mit dem Lyceum teilnahm. Zwar hatte es am Gymnasium Haren schon vorher Austauschfahrten nach Polen gegeben, jedoch war nach einer umfassenden Schulreform in Polen und dem damit einhergehenden Schulwechsel des polnischen Deutschlehrers Herrn Przybylski, mit dem unsere Schule in Kontakt gewesen war, eine neue Schulpartnerschaft zustande gekommen.
Bereits auf der Zugfahrt zeigte sich, wie praktisch es war, zwei Schüler dabei zu haben, die gebürtig aus Polen kamen: Dank Maciej und Katja hatten wir keinerlei Verständigungsprobleme auf unserer Fahrt. Nach der langen Zugfahrt von über zwölf Stunden wurden wir alle von unseren Gastfamilien sehr herzlich empfangen und waren dankbar, dass wir uns ausruhen konnten.
An den darauffolgenden drei Tagen hatten wir sehr viel Programm. Wir konnten uns nicht nur in der Partnerschule einen Einblick in den Unterricht verschaffen, sondern besuchten darüber hinaus eine Trampolinhalle, das Kopernikus-Zentrum, das Museum Polin, in dem die Geschichte der polnischen Juden dargestellt ist, und nach Krakau, wo wir eine Stadtführung erhielten.
Das Programm war also sehr vielfältig und spannend. Besonders die Fahrt nach Krakau, wo es auch ein jüdisches Viertel gibt und der Besuch des Museums Polin führten uns das in der Vergangenheit spannungsreiche Verhältnis von Polen und Deutschland vor Augen und machten uns deutlich, wie glücklich wir uns heute schätzen können, dass ein solcher Austausch überhaupt möglich ist. Positiv in Erinnerung geblieben ist uns, dass trotz dieser Konflikte der Vergangenheit, die Stimmung auf der Fahrt nicht getrübt wurde. Wir alle haben uns sehr gut mit unseren Austauschschülern verstanden und alle konnten sich auf Englisch gut miteinander unterhalten; besonders als wir abends zusammensaßen um uns beispielsweise das WM-Spiel der polnischen Fußballnationalmannschaft anzusehen, war allen anzumerken, dass die Vergangenheit für unser Miteinander keinerlei negative Auswirkungen hatte.
Nach diesen kurzen aber sehr intensiven drei Tagen in Warschau ging es wieder zurück ins heimatliche Haren, wo wir uns dann daran machten, gemeinsam mit Frau Möhlenkamp und Herrn Heuking das Programm für den Gegenbesuch zu gestalten.
Am 19. November 2018 war es dann so weit: Die polnischen Schüler und ihre beiden Lehrer kamen am Nachmittag zum fünftägigen Gegenbesuch in Haren an. Auch sie waren nach der langen Zugfahrt sehr müde und so fuhren wir erst einmal mit unseren Gästen nach Hause. Am Abend trafen wir uns dann zum Abendessen und Empfang gemeinsam mit unseren Eltern in der Mensa wieder.
Auf Anhieb verstanden sich alle wieder sehr gut und wir tauschten uns darüber aus, was wir in der Zeit zwischen den Besuchen gemacht und erlebt hatten. Auf unserer Programmliste standen diesmal ein Besuch der Gedenkstätte Esterwegen, ein Besuch im Moormuseum Geeste, der Empfang im Rathaus Haren, bei dem uns Bürgermeister Markus Honnigfort viel über die Zeit berichtete, als Haren Maczków hieß, und eine Fahrt ins Auswandererhaus nach Bremerhaven. Abends hatten wir jeweils Zeit zur freien Verfügung, in der wir uns trafen, um Karten zu spielen und gemeinsam zu essen.
Im Verlauf des Gegenbesuchs wurde vor allem deutlich, wie sehr wir als Gruppe zusammengewachsen waren: Die polnischen Schüler brachten uns Deutschen viele verschiedene Arten bei, mit einfachen Skat-Karten die unterschiedlichsten Spiele zu spielen und wir zeigten ihnen einige uns bekannte Spiele, die sie noch nicht kannten. Auch konnte man feststellen, dass keiner mehr darauf bedacht war, sich überwiegend mit den eigenen Gastschülern zu unterhalten, sondern dass jeder sich mit jedem gut unterhalten konnte.
Vor allem die Besuche in Esterwegen und im Rathaus riefen uns ins Bewusstsein, dass die Errungenschaften der letzten Jahre in Bezug auf das deutsch-polnische Verhältnis Wertschätzung verdienen. Auf beiden Seiten wurde sich im Rahmen unserer Gespräche und der Reflexion am Ende des Austauschs für den Zusammenhalt positioniert, und immer wieder war der Europagedanke Thema. Die polnischen Schüler und auch wir erkannten, dass wir die Verantwortung für das Bestehen des Friedens in der Zukunft tragen und wie wichtig es ist, daran mitzuwirken.
Dieser Gedanke ist auch eines der wichtigsten Dinge, die alle aus dem Austausch mitnehmen konnten: Die Bedeutung des internationalen Zusammenhalts und des Friedens, der nicht selbstverständlich ist und für dessen Bestehen alle zusammenarbeiten müssen.
Nach vier Tagen ging auch der Gegenbesuch zu Ende und alle waren sich einig, dass wir eine sehr schöne Zeit in Warschau und auch hier in Haren hatten. Deshalb waren auch alle traurig, als es dann hieß, sich voneinander zu verabschieden. Doch wer weiß, ob sich nicht irgendwann einmal die Gelegenheit eines Wiedersehens bietet.
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Luisa Herbers, 11c