Große Demo und Projekttage für kommende Woche vorbereitet
Von Tobias Böckermann
Haren. Am kommenden Freitag wird es in Haren laut und bunt: 700 Schüler des Gymnasiums werden auf den Marktplatz ziehen und für den Klimaschutz demonstrieren. Dabei gibt es zwei Besonderheiten.
Die Schüler wollen erstens niemanden anklagen wegen der Klimakrise, sondern es geht darum, was sie und ihre Familien selbst tun können. Und zweitens schaffen die Schüler an zwei selbst vorbereiteten Projekttagen ein inhaltliches Fundament zum Thema Klimaschutz.
Damit stellt sich die Schülerschaft zwar in die noch junge „Fridays for Future“-Tradition, jene internationale, von der Schwedin Greta Thunberg ins Rollen gebrachte Klimaschutzbewegung. „Es geht uns aber darum, nicht nur zu demonstrieren, sondern auch um Lösungen“, sagt Julian Kathmann, Schülersprecher des Gymnasiums.
Er gehört zu jener Gruppe Schülerinnen und Schüler, die die Projekttage an ihrer Schule angestoßen und vorbereitet haben. Die Initiative war von Tabea Fischer, Janna Gerdes, Kirsten Guske, Mathilda Janssen, Antonia Veenker und Lilly Wilde ausgegangen, die gemeinsam in die 10c gehen. „Ursprünglich wollten wir uns einfach an einer Fridays-for-Future-Demo beteiligen“, sagt die 14-jährige Janna Gerdes. „Aber dann haben wir uns gefragt, welchen Sinn das macht.“
Deshalb entstand die Idee, das Thema Klimawandel auch inhaltlich zu bearbeiten, zum Beispiel im Rahmen von Projekttagen. „Damit haben die Schüler bei uns offene Türen eingerannt“, sagt der stellvertretende Schulleiter Christian Rinné. „Wir setzen immer auf die Eigenverantwortung der Schüler, wollen ihnen zeigen, dass sie selbst etwas bewegen können. Und sie haben genau den richtigen Ton getroffen, Schulleitung und Kollegium haben das Vorhaben deshalb gerne und ohne Vorbehalte unterstützt.“
Herausgekommen sind zwei Projekttage am 18. und 19. September, also direkt vor dem Tag der Kundgebung auf dem Alten Markt in der Innenstadt. Die Schüler haben das Programm selbst gestaltet und 26 Workshops auf die Beine gestellt, einige auch außerhalb der Schule. Es geht um bewusste Ernährung ebenso wie Insektenhotels, Treibhausgase, Artensterben, Mobilität oder die Frage, was an der eigenen Schule zu verbessern wäre – alles immer vor dem Hintergrund des menschengemachten Klimawandels.
Die Schüler fragen auch, was das eigene Konsumverhalten mit dem Klima zu tun hat und warum es so schwer ist, von fossilen Energieträgern wegzukommen. Die Workshops werden von den Initiatoren, der Schülervertretung, Schülern des 12. Jahrgangs und Lehrern gehalten. Wegen der großen Bandbreite der Altersgruppen habe man stets zwei Jahrgänge zusammengelegt, sagt Tabea Fischer.
Am Freitag zieht die gesamte Schule dann ab 10 Uhr gemeinsam am Bischof-Demann-Haus vorbei über die Lange Straße zum Marktplatz. Dort präsentieren sie Plakate der einzelnen Projektgruppen und singen „We are the World“ – alles ohne Protest oder Anklage. Danach werden kurze Ansprachen gehalten und die Ergebnisse in der Schule präsentiert. „Wir wollen nichts fordern, was wir nicht selbst zu verändern bereit wären“, sagte Schülersprecher Julian Kathmann. Es gehe um einen Denkanstoß für alle.
Christian Rinné ist derweil beeindruckt von der Schülerinitiative. „Die Erfahrungen, die ihr mit diesem Projekt macht, wird euch niemand mehr nehmen“, sagt er und betont, die Initiative sei zu einem großen Gemeinschaftsprojekt gereift, bei dem Schüler, Lehrer und Eltern einbezogen gewesen seien. Dass das Gymnasium nun anstrebe, auch „Umweltschule in Europa“ zu werden, sei Ausdruck der Nachhaltigkeit, auf die man in Haren stets größten Wert lege. Dazu zähle auch ein Akademieabend am 20. November mit Professor Jürgen Kropp, einem aus dem Emsland stammenden Klimaforscher.
aus: Meppener Tagespost, Ausgabe 14.09.2019, S. 15