Unter dem Motto „ Wir ziehen in den Frieden“ fanden sich am vergangenen Donnerstag 26 Schüler und Schülerinnen des Gymnasiums Haren an der Kriegsgräberstätte in Oberlangen ein, um der im Zweiten Weltkrieg in den Emslandlagern umgekommenen sowjetischen Kriegsgefangenen in einer gemeinsamen Feierstunde zu gedenken.
Seit August 2018 waren im Rahmen des Projekts „Den Toten einen Namen geben“ insgesamt 35 neue Tontafeln angefertigt worden. Mit bewährter Unterstützung des Schulreferenten Marco Wingert vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., wurden die Projektstunden inhaltlich begleitet, wobei damit die historischen Zusammenhänge auch für die jüngsten Projektteilnehmer aus dem Jahrgang 6 emotional nachvollziehbar wurden.
Zusammen mit ihren Lehrern Frau Meyering, Herrn Strohmeier und Frau Kleesiek-Herding hatten sich Schüler und Schülerinnen der Jahrgangstufen 6, 9 und 12 jahrgangsübergreifend anhand der von der Gedenkstätte Esterwegen zur Verfügung gestellten Quellen mit den Schicksalen der namenlos beigesetzten Kriegsgefangenen intensiv beschäftigt.
Marco Wingert bedankte sich für die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Gymnasium Haren und das hohe Engagement der Jugendlichen, die nachhaltig an dieser Projektarbeit mitwirkten.
Schulleiter Michael Heuking betonte, dass die Bewusstwerdung über die ungeheuren Dimensionen der beiden Weltkriege heute an dieser Stelle in Oberlangen zeige, dass Kriege immer das Leben von Menschen beeinflussten und Lebensentwürfe prägten: „Mit eurem Tun erhalten die hier liegenden namenlosen Toten ihren Namen zurück. Damit bleiben sie in unserer Erinnerung. Wir zeigen damit nicht nur unsere Anteilnahme, sondern auch den Appell, dass sich die kriegerischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts nicht wiederholen dürfen und Frieden sein muss auf dieser Welt“.
Mit Wolfgang Borcherts Appell „Sag NEIN!“ und seinem intendierten Ruf nach Frieden leitete Simon Fischer (Jahrgang 12) die Installation der Tontafeln ein. Seit August 2018 stehen in einem geschützten Areal am Rand des Friedhofgeländes unter Bäumen Eichenstelen, die sich zusammen mit den erdfarbenen Tontafeln harmonisch, fast unauffällig, in die Topografie des Geländes einfügen.
Der Friedhof Oberlangen eröffnet damit für Besucher immer mehr ein Verständnis dafür, dass hier Menschen ohne Nennung ihrer Identität begraben wurden. Mit den Namensstelen wird ein Bereich geschaffen, der einlädt, inne zu halten.
Unklar ist auch heute, trotz intensiver historischer Forschung, wie viele sowjetische Kriegsgefangenen auf dem Kriegsgräberfriedhof Oberlangen genau liegen, Schätzungen gehen von 2000 bis 4000 Toten aus.
Dem andauernden Regen an diesem Tag zum Trotz lasen zum Abschluss der Gedenkveranstaltung die Schüler und Schülerinnen des Jahrgangs 6 einen aktuellen Liedtext von Udo Lindenberg vor und so ertönten lautstark und eindrucksvoll die mahnenden Zeilen über den Friedhof:
„Wir lassen diese Welt nicht untergehen. Komm, wir ziehen in den Frieden. Überall diese Kriege. Da kann niemand gewinnen. Stell dir vor, es ist Frieden und jeder geht hin.“
Katrin Kleesiek-Herding
für die Projektgruppe
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