Gymnasium Haren organisiert Podiumsdiskussion zur Wahl am 26. Mai
Von Tobias Böckermann
Haren „Europa vor der (Ab-)Wahl?“ – unter diesem provokanten Titel haben Schüler des Gymnasiums Haren mit vier Politikern von CDU und SPD diskutiert. Drei Wochen vor der Europawahl stand am Ende eine Botschaft: Europa ist nicht das Problem – Europa ist die Lösung.
Das Gymnasium Haren widmet sich als „humanitäre Europaschule“ Themen des demokratischen Miteinanders auf dem Kontinent. Seit einigen Jahren beschäftigt sich das Europaprojekt des Jahrgangs 10 mit aktuellen und historischen Fragestellungen. Und unter Federführung der Fachgruppe Politik-Wirtschaft mit Fachobmann Christoph Röttker hat das Europaprojekt am Dienstagmorgen folgende Gäste zur Debatte eingeladen: Tiemo Wölken (33 Jahre, Osnabrück), der für die SPD unter anderem für das Emsland im Europaparlament sitzt; Marc-André Burgdorf (45), der für die CDU neuer Landrat des Emslandes werden will; Markus Honnigfort (54, CDU) Bürgermeister von Haren und erneut Bewerber um dieses Amt; sowie Georg Berenzen (53), Honnigforts Gegenkandidat von der SPD.
Parteipolitisch war das Podium damit paritätisch besetzt, der CDU-Europaabgeordnete Jens Gieseke aus Sögel hatte aus Termingründen aber nicht teilnehmen können.
Schulleiter Michael Heuking machte vor den Schülern der Jahrgänge 9 bis 11 deutlich, was aus seiner Sicht derzeit auf dem Spiel steht. Der Oberstudiendirektor erläuterte, die Frage, was uns fehlte, wenn sich die Staaten der EU weiter aus egoistischen Gründen von den europäischen Werten verabschiedeten, habe im Mittelpunkt der Vorbereitungen gestanden.
Es sei zwar durchaus möglich, dass eine sogenannte „passive Zuschauerdemokratie“ in Zeiten politischer und wirtschaftlicher Erfolge funktioniere. Blieben die Erfolge jedoch aus, bestehe die große Gefahr, dass die Ignoranz und die Ablehnung in Auflehnung umschlügen. Spätestens dann schlage die Stunde der Populisten und Propagandisten, auf die zu reagieren es dann zu spät sein könne. An die Schüler gerichtet sagte Heuking, der daraus resultierenden Gefahr von Kriegen könne man nur begegnen, indem man sich einbringe, sich informiere und Bescheid wisse.
Stunde der Populisten
In diesem Sinne führten dann mit Matti Held und Julian Kathmann zwei Zehntklässler durch die Veranstaltung, in der die Politiker Gelegenheit hatten, sich und ihre Ziele vorzustellen. Danach folgte eine Fragerunde.
Und das dürfte für viele der zuhörenden Schüler allein deshalb interessant gewesen sein, weil alle 16-Jährigen bei der Wahl am 26. Mai erstmals ihre Stimme abgeben können, wenn auch „nur“ für die Ämter von Bürgermeister und Landrat. Zur Europawahl sind sie erst ab 18 zugelassen, was Tiemo Wölken als einer der jüngsten Abgeordneten im EU-Parlament kritisierte.
Europa stand dann im Mittelpunkt der Themen, die alle vier Bewerber mit unterschiedlichen Akzenten vorstellten. Umwelt- und Klimaschutz standen dabei für alle vier ganz weit oben auf der politischen Agenda. Digitalisierung oder Datenschutz-Grundverordnung kamen aber ebenso zur Sprache wie die Debatte um das Urheberrecht und die angebliche, faktisch aber gar nicht festgelegte Pflicht zu Upload-Filtern im Internet.
Die Abstimmungen zum Urheberrecht bedauerte Wölken – er hätte sich eine andere Lösung gewünscht, als sie nun beschlossen worden ist. Auf eine entsprechende Frage der beiden Schüler wollte er das aber nicht als „Entscheidung über den Kopf der Menschen hinweg“ bewertet wissen: „Eine demokratisch gewählte Mehrheit hat das anders entschieden, als ich mir das vorgestellt habe. Das ist Demokratie.“
Während Wölken tatsächlich rein politisch tätig ist, haben die Chefs von Landkreis oder Stadt Haren vor allem Verwaltungsaufgaben und leiten einen großen Stab an Mitarbeitern. Daraus ergaben sich durchaus Unterschiede in der Bewertung politischer Entwicklungen. Aber Burgdorf, Honnigfort und Berenzen sind dennoch vielfach auch politisch unterwegs, etwa bei Landkreis- und Städtepartnerschaften, in Ausschüssen zu Sozial- oder Städtebaufragen auf Landesebene oder in ihren Parteien vor Ort.
Viel Stoff also für die Schüler, aber am Ende stand die Aufforderung aller, das eigene Wahlrecht zu nutzen und sich einzumischen. Gerne auch schon in jungen Jahren in der Kommunalpolitik.
aus: Meppener Tagespost, Ausgabe 08.05.2019, S. 14