Am 03. September 2024 fand ein informativer Elternabend zum Thema „Künstliche Intelligenz in der Schule – und jetzt?“ statt. Der Referent Georg Schlamp aus München, ein Experte auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz (KI), sprach vor über 200 interessierten Eltern und Erziehungsberechtigten aus verschiedenen Schulen, darunter das Windthorst-Gymnasium Meppen, das Gymnasium Marianum Meppen, das Franziskusgymnasium Lingen und das Gymnasium Haren.
Schlamp betonte zu Beginn die enormen Chancen, die KI biete. Jedoch war seine erste Botschaft klar und unmissverständlich: “Wir müssen unsere Kinder schützen! Sie als Eltern müssen wissen, was da passiert”. Er betonte, dass neben der Schule vor allem das Elternhaus in der Verantwortung stehe, Kinder und Jugendliche auf eine Welt vorzubereiten, in der KI immer präsenter werde. Gleichzeitig beruhigte er die Anwesenden, indem er erklärte, dass KI die Menschen nicht ersetzen werde. Stattdessen müsse man lernen, mit KI umzugehen, um zukunftsfähig zu sein. Ein wichtiger Aspekt dabei sei das sogenannte “Prompten”, also das gezielte Anweisen und Steuern von KI-Systemen. In diesem Zusammenhang fordere die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz schon seit Längerem, dass alle Lernenden und Lehrenden in Bildungseinrichtungen einen (kostengünstigen oder kostenfreien) Zugriff auf KI-Systeme haben. In Niedersachsen sei das zurzeit noch nicht der Fall.
Am Gymnasium Haren hat man sich aus diesem Grund entschieden, datenschutzkonforme Zugänge zu KI-Anwendungen aus eigenen Mitteln zu finanzieren, sich in diesem Bereich fortzubilden und KI-Tools auch in den Unterricht einzubeziehen.
Schlamp wies im weiteren Verlauf deutlich auf die Grenzen der KI hin: KI-Systeme können “halluzinieren”, d.h., sie können fälschlicherweise Muster erkennen, die nicht existieren. Sie hätten kein Konzept von Antworten und Sachverhalten und können Quellen erfinden. Zudem können veraltete Trainingsdaten zu mangelnder Aktualität und zu einem Bias im Bereich von Geschlecht, Gesellschaft und Rollenbildern führen. Es sei wichtig, dass Schülerinnen und Schüler diese Einschränkungen verstehen. Trotz dieser ernstzunehmenden Einschränkungen könne KI ein wertvoller “Sparringspartner” im persönlichen Lernen sein und dabei helfen, Inhalte und Verfahren besser zu verstehen. Sie könne individualisiertes Lernen fördern, indem sie den Lernfortschritt jedes Schülers verfolgt und personalisierte Übungen und Feedback bereitstellt. KI könne beispielsweise beim Erlernen neuer Sprachen helfen. Sie kann Konversationen in Echtzeit simulieren, um den Schülerinnen die Möglichkeit zu geben, ihre Sprachkenntnisse zu üben. Auch das Nachvollziehen von Aufgabenlösungen könne durch eine „Schritt-für-Schritt-Anleitung“ unterstützt werden.
In seinem Schlusswort wurde Herr Schlamp noch einmal ernst. Er warnte eindringlich davor, Kinder und Jugendliche unbegleitet mit KI arbeiten zu lassen. Er wies auf die Gefahren von “Deepfakes”, künstlich erzeugten, täuschend echten Bildern oder Videos, hin, die auch pornografischer Natur sein können und einen Missbrauch von KI darstellen. Dies sollte Eltern zum Nachdenken anregen und sie dazu ermutigen, ihre Kinder im Umgang mit KI zu begleiten und zu unterstützen.
Dr. R. Wess