The American Way of Life

Ein Bericht von Hannah Janssen (Jg. 12)

Als 2020 alle durch Corona isoliert waren und ich nur zuhause saß und jeden Tag die gleichen Menschen und Orte sah, bekam ich Sehnsucht wegzugehen. Ich wollte endlich wieder was Neues sehen, neue Menschen kennenlernen und etwas komplett Neues machen. Ich hatte schon Jahre vorher gehört, dass Schüler für ein Jahr in ein anderes Land gehen und war damals schon fasziniert davon. Als Frau Jansen uns dann von dem Parlamentarischen Patenschafts-Programm erzählt hat, habe ich angefangen mich zu informieren, um meine Eltern zu überzeugen. Natürlich waren sie nicht besonders froh darüber, ihr Kind ein Jahr in ein anderes Land zu schicken, aber als sie gesehen haben, dass ich die ganzen Informationen schon rausgesucht habe und überzeugt war, dass ich ein Jahr in Amerika leben möchte, haben sie mich auch bedingungslos unterstützt.

Ich habe mich also für das Stipendium angemeldet und ein Gespräch mit Gitta Connemann geführt und ein paar Tage später kam die Nachricht, dass ich das Stipendium bekommen habe. Die Freude war riesig und dann begannen auch direkt die Vorbereitungen. Nach vielen Arztbesuchen, ausgefüllten Formularen und Seminaren habe ich darauf gewartet, dass ich eine Gastfamilie bekomme. Das Warten war lang, meine Mutter wurde schon ganz hibbelig, aber ich dachte mir, was schon passieren soll. Somit habe ich Mitte August meine Gastfamilie bekommen und bin dann eine Woche später, nach Kofferpacken und Verabschiedung, in den Flieger gestiegen. Der erste Moment, als ich realisiert habe, dass ich alleine in ein fremdes Land fliege und ein Jahr lang niemanden aus Haren sehe, kamen erste Zweifel auf. Sobald ich jedoch in Amerika gelandet bin und meinen Gastvater gesehen habe, konnte ich nicht mehr aufhören zu lächeln. Ich war endlich an dem Punkt, wo ich 1 ½ Jahre draufhingearbeitet habe. Die Fahrt zu meinem neuen Zuhause war wunderschön. Ich habe ganz im Norden Michigans gelebt, in Traverse City. Die Landschaft war atemberaubend und der Michigan Lake nur 1km von meinem Haus entfernt.

Die ersten zwei Wochen habe ich nur die Gegend erkundet und mit meinen Gasteltern etwas unternommen. Am ersten Tag ist meine Gastmutter direkt mit mir zur Schule gefahren und wir haben ein Fußballspiel und ein Footballspiel geguckt – das erste amerikanische Footballspiel, was ich gesehen habe. Leider kannte ich die Regeln überhaupt nicht, was sich im Laufe der Zeit verbessert hat. Im Gegensatz zu der Leistung unseres Footballteams, das jedes Spiel verloren hat. Aber immerhin sind trotzdem viele Schüler zu den Spielen gekommen, denn der Schulspirit war genau wie in den Filmen dargestellt.

Nach zwei Wochen fing dann endlich die Schule an und ich konnte Leute in meinem Alter kennenlernen. Ich war extrem aufgeregt am ersten Tag. In der ersten Stunde hatte ich Mathe, danach hatte ich Government, was ähnlich zu Politik ist, in der dritten Stunde hatte ich Töpfern, wo ich mich zu meinen zukünftigen besten Freunden gesetzt habe, danach hatte ich Biologie und dann erstmal lunch. Da saß man in der Cafeteria, wo man sich Essen nehmen konnte oder auch selbst was mitnehmen konnte. Häufig gab es Pizza oder Tacos. Nach dem Lunch hatte ich Englisch, eines meiner schwersten Fächer, und als letztes Spanisch. Das war mein Stundenplan für jeden Tag im ersten Halbjahr. Irgendwann wurde der Ablauf ziemlich langweilig und der Anspruch war auch nicht der höchste, weshalb ich sogar manchmal das Gymnasium vermisst habe. Eine meiner Lieblingsgeschichten ist aus dem Englischunterricht, als wir ein Verb Quiz hatten. Man sollte die Verben in Beispielsätzen unterstreichen. Die anderen Austauschschülerinnen und ich hatten die drei besten Noten und fast alle Amerikaner sind bei dem Test durchgefallen.

Insgesamt hat man fast jede Woche Tests geschrieben, die aber häufig nur Ankreuzaufgaben hatten. In Englisch mussten wir auch ein paar Aufsätze schreiben und am Ende des Jahres gab es Exams, die einfach lange Tests waren. Im zweiten Halbjahr hat sich bei mir nur Töpfern zu Sport und Biologie zu Chemie gewechselt.

Nach der Schule hatte ich jeden Tag Sport. Meine Sitznachbarinnen in Töpfern haben mich ganz am Anfang gefragt, ob ich in das Cross-Country Team möchte. Da läuft man 5 km durch Felder. Weil ich nachmittags sonst nichts zu tun hatte und noch Freunde finden musste, habe ich es mir mal angeguckt.

Ich war wieder sehr aufgeregt, aber sobald ich ankam, waren alle super lieb zu mir. Wir sind direkt 5 km gelaufen und weil ich Dritte aus unserem Team war, hat der Trainer mich gefragt, ob ich am nächsten Tag beim Wettkampf mitlaufen möchte. Da bin ich dann Erste geworden und von da an war ich in dem Team aufgenommen. Cross-Country war mein Lieblingssport in Amerika, weil das Team unfassbar nett zu mir war und ich durch das Team meine ersten Freunde gefunden habe, mit denen ich das ganze Jahr lang befreundet war.

Basketballspiel

Der Sport hat mein Auslandsjahr bei Weitem besser gemacht. Wir hatten jeden Tag nach der Schule Training oder ein Spiel und ich konnte so jeden Tag etwas mit meinen Freunden unternehmen. Durch den Sport war es so einfach Freunde zu finden und ich habe immer noch Kontakt zu ihnen.

Die Sportarten in Amerika wechseln mit jeder Jahreszeit. Als also Cross-Country zu Ende war, habe ich mit Basketball angefangen. Ich habe ohne jegliches Wissen angefangen. Ich habe nie Basketball gespielt und kannte keine einzige Regel. Mit der Zeit hat meine Trainerin mir beigebracht den Korb zu treffen, erklärt welche Regeln es gibt und welche Positionen es gibt. Die ersten Spiele war ich total überfordert, aber mit der Zeit wurde es immer besser und ich durfte bei manchen Spielen sogar starten. Mein Team war super cool und meine Trainerin war wie meine zweite Mutter in Zeit. Im Frühling war Fußball und Leichtathletik- Saison. Mein Fußballteam war sehr gut. Wir haben im Schnee angefangen zu spielen, und als wir nach einer guten Saison im Halbfinale waren, haben wir bei 35°C aufgehört zu spielen.

Promfoto mit meinem Fußballteam

In den 10 Monaten habe ich natürlich auch ein bisschen von den USA gesehen. Thanks Giving habe ich mit meinen Gasteltern in Washington D.C. verbracht. Wir haben vier Tage lang die Stadt besichtigt und ich habe viel über die amerikanische Geschichte gelernt.

Im Februar bin ich mit anderen Austauschschülern eine Woche nach Hawaii geflogen. Wir waren Boot fahren, Surfen, Wandern und haben uns kulturelle, einheimische Shows angesehen. Die Natur sah aus wie gemalt und wir haben sogar Schildkröten und Wale gesehen. Cool war auch der kulturelle Austausch mit den Austauschschülern aus der ganzen Welt.

Surfen auf Hawaii

In den Frühlingsferien haben meine Gastmutter und ich einen Roadtrip gemacht. Wir sind durch ganz Michigan nach Indiana, wo meine Eltern früher gelebt haben, gefahren und haben sogar ihr Apartment gefunden. Danach sind wir weiter nach Kentucky zu den „Mammoth Caves“ gefahren. Dort haben wir dann Höhlentouren gemacht und die Höhlen waren super cool. Niemand weiß, wie lang genau die Höhlen sind, weil manche Teile immer noch unerforscht sind. Auf dem Rückweg sind wir durch Ohio gefahren und haben dann einen Stopp in Detroit gemacht, wo ich über den Detroit River Kanada sehen konnte. Als Letztes sind wir noch in einer germanisierten Stadt angehalten, die sehr bayrisch angelegt war.

Insgesamt habe ich in den 10 Monaten, die ich in den USA verbracht habe, viel gelernt und viel erlebt, was ich mir nach der Corona-Zeit erhofft habe, aber ein Jahr ganz alleine in einem fremden Land zu leben, ist auch kein Zuckerschlecken. Ich hatte natürlich auch Heimweg und Sehnsucht nach meiner Heimatstadt gehabt, aber nie im Leben würde ich mich davon abhalten lassen, ein Auslandsjahr nochmal zu machen. Es ist ein Jahr, was mich prägt und viele Dinge gelehrt hat. Man baut so viele Freundschaften auf und hat ein zweites Zuhause auf der anderen Seite der Welt.

Graduation