Besuch des Märchenerzählers und Rezitators Eberhard Vogelwaid
Zumindest musste auch der Märchenerzähler Eberhard Vogelwaid lange forschen, bis er ein Märchen gefunden hatte, dessen Ende nicht unbedingt glücklich klingt. In Italien wurde er fündig: Ein Mann will ewig leben und nach langer Suche findet er den Ort, an dem er nicht sterben wird. Der Preis für seine Unsterblichkeit ist jedoch sehr hoch. Er wird seine Liebsten und seine Heimat nicht wiedersehen. Bei dem Versuch, doch noch viele Generationen später die Heimat zu besuchen, die nun völlig unvertraut ist, begeht er aus einem Akt der Hilfsbereitschaft einen tödlichen Fehler und stirbt. Als Herr Vogelwaid den Fünftklässlern dieses Märchen am Mittwoch, dem 15. Januar 2020, in der vierten Stunde erzählte, musste er jedoch feststellen, dass die Mädchen und Jungen gar nicht so traurig über das Ende waren, denn: Wozu nützt ein ewiges Leben, wenn man es nicht mit Menschen verbringen kann, die man liebt? Im Tod könne der Mann ja seine Liebsten im Jenseits wiedersehen, so das Verständnis der Kinder.
Dass sie sich auf die Texte so intensiv einlassen konnten, ist der eindrucksvollen Vortragsweise des Märchenerzählers zuzuschreiben, der zwar auch die bekannten Märchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm kennt, aber die Schülerinnen und Schüler mit unbekannten Märchen aus dem Ausland zu überraschen wusste.
Als nächstes hatte er ein Märchen aus England im Gepäck, in dem ein großer, hässlicher Hund die Tochter eines reichen Kaufmannes als Dank einfordert. Natürlich entpuppt sich der Hund am Ende, sich der Sympathie und des Mitleids des schönen Mädchens gewiss, als Prinz. Und da war es wieder: das Happy End!
Gut ging es auch für die Schüler aus, mit denen Herr Vogelwaid eine Wette abschloss. Würden sie es schaffen, während des Vortrags nicht zu sprechen? Trotz aller listigen Tricks des Märchenerzählers schlugen sich die Kinder wacker und gewannen die Wette. Dabei erfuhren sie in einem niederländischen Märchen, wie zwei Streit suchende Riesen dank ihrer klugen Frauen nicht auf ihre gegenseitigen Provokationen eingehen und so in Frieden nebeneindander leben können. So schloss die Märchenstunde wieder einmal mit einem guten Ende. Und – wieder einmal – war dies eine vollkommen gelungene Reise in die Welt der Märchen.
Seine Vielseitigkeit als Rezitator stellte Herr Vogelwaid auch im Jahrgang 7 unter Beweis, dem er in der fünften Stunde Balladen vortrug. Auch in der sechsten Stunde hatte er sich Zeit für unsere Schüler genommen; hier rezitierte er im Jahrgang 10 Kriegsgedichte.
Da die Vorträge in den Unterricht der jeweiligen Jahrgänge eingebettet sind, stellt der Besuch des Märchenerzählers und Rezitators Eberhard Vogelwaid für die Schülerinnen und Schüler einen besonders lebendigen Zugang zur Welt der Literatur dar. Wir sind wieder tief beeindruckt, bedanken uns von Herzen und freuen uns auf den nächsten Besuch!
E. Partmann-Ählen