Neue Spielregeln für die Schifffahrt
Dem nach wie vor bedeutenden Reedereistandort Haren Rechnung tragend, strebt das örtliche Gymnasium seit jeher einen engen Austausch mit den ansässigen Unternehmen an.
Haren Anlässlich der 2017 abgeschlossenen Umrüstung des Containerschiffs MS „Wes Amelie“ der Reederei Wessels referierte Geschäftsführer Gerd Wessels in der Schule nicht nur über die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Projekts, sondern auch über Einflussfaktoren auf die Schifffahrt und daraus resultierende unternehmerische Entscheidungen.
„Durch globale politische Beschlüsse, die in Gesetze münden, werden der Schifffahrt häufig und in kurzen Abständen neue Spielregeln auferlegt, die Einfluss auf unternehmerische Entscheidungen haben“, führte Wessels in die Thematik ein und nannte beispielhaft eine deutlich reduzierte Emissionsgrenze für Schwefel bei Schiffskraftstoffen. Das kostengünstige, beziehungsweise effiziente Schweröl, das aber einen hohen Schwefelgehalt und andere Emissionen aufweise, müsse demzufolge durch neue Energiequellen ersetzt werden. Anstelle des Dieselöls habe sich die Reederei Wessels beim Containerschiff „MS Wes Amelie“ jedoch für ein alternatives Verfahren entschieden. Im Rahmen eines Pilotprojektes sei die Antriebsanlage auf Flüssiggasbetrieb umgerüstet worden, so der Schiffsbauingenieur. Mit der Umrüstung erhoffe man sich zukünftig geringere Wartungskosten und die Erfüllung sämtliche Umweltregularien. Anhand aussagekräftigen Bildmaterials erläuterte Wessels zudem technische Details des Umbaus, der weltweit der erste seiner Art gewesen ist und vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur teilsubventioniert worden war.
Veränderung
„Seit jeher ist mit der Veränderung der Transportmittel auch eine Veränderung der Kraftstoffe einhergegangen“, sagte Gerd Wessels, der den Schülern dies anhand der Entwicklung hin zu motorisierten Fortbewegungsmitteln verdeutlichte. Vor dem Hintergrund der Herausforderungen rund um den Klimaschutz und der Endlichkeit von Ressourcen stelle sich heute auch für die Schifffahrt die Frage nach sinnvollen Alternativen, die aber nicht „zum Nulltarif“ erhältlich seien: „Green Shipping bedeutet auch einen hohen finanziellen Aufwand“, dem sich Unternehmen und Staat stellen müssten, der sich aber langfristig bezahlt mache, so Wessels. Vergleiche zu anderen Transportsystemen und die Möglichkeit, Elektromobilität auch für den Seetransport anzuwenden, wurden besprochen und vorgestellt.
Während einer Gesprächsrunde hatten die Elftklässler des Gymnasiums Haren die Gelegenheit, vertiefende Fragen zu stellen. In diesem Kontext wurde die durch den Vortrag veranschaulichte Verzahnung von im
Fachunterricht erworbenem Wissen und praktischer Ausgestaltung hervorgehoben. pm
aus: Meppener Tagespost, Ausgabe 01.03.2019, S. 15