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Der Revisor: Vanity Fair und Fake News im Jahre 1835

„Na, das ist ein Stück! Heute haben wir alle etwas abbekommen – und ich am meisten!“

So kommentiert Zar Nikolaus I. amüsiert die Premiere von Nikolai Gogols „Der Revisor“. Obwohl die russischen Zensurbeamten die Uraufführung der Komödie damals zu untersagen versuchten, findet sie auf ausdrücklichen Wunsch des Zaren am 19. April 1836 doch noch in St. Petersburg statt. Der Zar scheint die Botschaft verstanden zu haben – oder doch nicht? Denn wer hier in dieser Komödie sprichwörtlich die Hosen runterlässt, der ist doch nicht ganz nackt am Ende, wenn gesellschaftlich alles so weiterläuft wie bisher.

In einer kleinen russischen Provinzstadt des Jahres 1835 ist die korrupte Exekutive beunruhigt über die mögliche Ankunft eines inkognito reisenden Revisors, dessen Ankunft dem Bürgermeister durch einen vertraulichen Brief angezeigt wurde. Die Postzensur arbeitet jedenfalls einwandfrei.

Der Zufall will es, dass der junge Beamte Iwan Alexandrowitsch Chlestakow aus St. Petersburg, der beim Kartenspiel all sein Geld verloren hat, gerade auf der Durchreise ist und im Hotel der Stadt kaum seine Rechnungen begleichen kann, irrtümlich für den angekündigten Revisor gehalten wird. Panik breitet sich unter den ersten Bürgern der Stadt aus, denn schließlich haben sie alle Dreck am Stecken: Sie lassen sich schmieren, bestechen oder erfüllen ihre Aufgaben nicht.

Nun versuchen der Bürgermeister und die Honoratioren der Stadt, Chlestakow zu hofieren, um ihre eigene Haut zu retten. Dieser nimmt gern alle Gefälligkeiten und Bestechungsgelder an und verführt nebenbei ganz charmant die Tochter des Bürgermeisters.

Spannung pur für den Zuschauer, der wohl längst begriffen hat, wer hier wen umgarnt; und niemand weiß, wann der echte Revisor in Erscheinung treten wird.

Gogols  »Der Revisor« verweigert sich der Illusion des Fortschritts und der Auflösung der dramatischen Spannung. Angesichts gegenwärtiger Korruptionsskandale ist der Revisor brandaktuell, denn geradezu boshaft schleicht sich ins Bewusstsein, dass sich Chlestakow als Gleichgesinnter der ehrenwerten Gesellschaft entpuppt und das Spielchen bewusst oder unbewusst mitspielt. Gerade aus dieser Verweigerung gewinnt der Schluss der Komödie, auf den Gogol so stolz war, seine Kraft und es stellt sich die zeitlose Frage nach dem Sinn der Täuschung. Nikolai Gogols berühmte Verwechslungskomödie aus dem Jahre 1836 ist ein satirischer Kommentar zu gierigen Machthabern, klammen Kassen und all den skrupellosen bad banks unserer Zeit.