Projekt „Den Toten einen Namen geben“ am Gymnasium in Haren fortgesetzt
Nach einer coronabedingten Pause ist am Gymnasium Haren das Projekt „Den Toten einen Namen geben“ wieder aufgenommen worden. Mit Tonziegeln erinnern die Schüler an frühere sowjetische Kriegsgefangene im Emsland.
Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 9 und 10 haben sich im Rahmen des Geschichtsunterrichts intensiv mit dem Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen beschäftigt, teilte das Gymnasium mit. Dabei wurden auch die ideologische Zielsetzung der Nationalsozialisten und deren Brutalität sowie Menschenverachtung thematisiert. Dabei erfuhren die Schüler auch, dass auf Kriegsgräberstätten im Emsland verstorbene Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg namenlos bestattet wurden. Das Projekt „Den Toten einen Namen geben“, das im Februar 2020 am Gymnasium Haren letztmalig stattfand, sei so erneut in den Unterricht eingebettet worden. Neben dem fachlich-wissenschaftlichen Bezug standen aber auch der praktische Teil und die Arbeit mit dem Werkstoff Ton im Zentrum.
Immer häufiger in den vergangenen Jahren besuchen Angehörige der verstorbenen Kriegsgefangenen die letzte Ruhestätte der Großväter, Väter, Brüder und Onkel im Emsland. Dabei liegt auch der Kriegsgräberfriedhof in Oberlangen auf ihrer Route. Mit den neu geschaffenen Tafeln werden nun die Namen der Toten auf dem Friedhof auch wieder sichtbar, der Ort kann also seine Anonymität ein Stück weit verlieren.
Mit Unterstützung ihrer Geschichtslehrer Tim Strohmeier und Katrin Kleesiek-Herding machten sich die Schüler der Mitteilung zufolge engagiert ans Werk, die Namen der Verstorbenen über Vorlagen mit einem speziellen Verfahren auf die freien Flächen der erstellten Tonziegel zu bringen. „Das ist gar nicht so einfach!“, stellten sie dabei fest und bestätigten, dass „sie sich das Arbeiten mit Ton viel leichter vorgestellt“ hätten. Manch einer unternahm sogar einen zweiten Versuch.
Nach den Wochen des Distanzlernens bot sich mit diesem historischen Exkurs auch eine abwechslungsreiche Gelegenheit, das forschende Lernen kennenzulernen. Nach einem ersten Brennvorgang in den Sommerferien werden die Tontafeln nun engobiert und erhalten damit ihre endgültige Farbgebung.
Alle Beteiligten hoffen nun darauf, dass das Projekt, das seit einigen Jahren regelmäßig in Kooperation mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und dem Kunstkreis Haren am Gymnasium Haren durchgeführt wird, im neuen Schuljahr unter möglichst normalen Bedingungen weitergehen kann. Zunächst einmal gilt es aber, die Tonziegel im Rahmen einer würdevollen Feierstunde an den Eichenstelen auf dem Kriegsgräberfriedhof Oberlangen anbringen zu können.
Einen Dank gab es für Marco Wingert (Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge) sowie Sabine Mithöfer und Kurt Buck, die die Namensdokumente aus der Datenbank des DIZ Papenburg dem Projekt zur Verfügung stellten. pm
aus: Meppener Tagespost, Ausgabe 04.10.2021, S. 10