Am 06. Dezember 2024 hatten die beiden Leistungskurse Geschichte im Jahrgang13 sowie Interessierte aus der 12. Jahrgangsstufe die einzigartige Möglichkeit, den Holocaust-Überlebenden Albrecht Weinberg in Leer zu treffen. Seit der Veröffentlichung des Buches „Damit die Erinnerung nicht verblasst wie die Nummer auf meinem Arm“ ist die bewegende Biografie von Herrn Weinberg deutschlandweit bekannt, weshalb alle Teilnehmenden der Veranstaltung es als ein großes Privileg empfanden, ein Gespräch mit ihm führen zu dürfen. Begleitet wurden wir dabei von unseren Lehrerinnen Frau Leggedör und Frau Kleesiek-Herding sowie von unserer Schulleiterin Frau Gerdes und Herrn Herding.
Nachdem wir uns im Unterricht mit der Lebensgeschichte von Albrecht Weinberg, der im März 2025 100 Jahre wird, beschäftigt und unter anderem die ZDF-Dokumentation in der 37-Grad-Reihe über ihn gesehen hatten, bereiteten wir eine Moderation und Fragen an Herrn Weinberg vor. Am Freitagnachmittag kamen wir schließlich gespannt und auch ein wenig aufgeregt an der ehemaligen Jüdischen Schule in Leer an, die seit 2013 als Gedenkstätte genutzt wird. Nachdem wir diese Einrichtung mit ihrer Ausstellung kurz erkunden konnten, begaben wir uns in den Raum, in dem das Gespräch mit Herrn Weinberg stattfinden sollte.
Albrecht Weinberg kam selbstverständlich mit Gerda Dänekas, die ihn als ehemalige Pflegekraft und gute Freundin bei solchen Veranstaltungen mit Schulklassen stets begleitet. Nach einleitenden Worten von Susanne Bracht, der Leiterin der Gedenkstätte, und einer Anfangsmoderation von Schülerinnen und Schülern aus dem 13. Jahrgang erzählte uns Albrecht Weinberg zunächst von seiner Kindheit und Jugend in Ostfriesland, die bereits vom Antisemitismus der Nationalsozialisten geprägt war. So musste er beispielsweise Rhauderfehn verlassen und die Jüdische Schule in Leer besuchen, da jüdischen Kindern der Besuch von normalen Schulen im Zuge der nationalsozialistischen Entrechtungsmaßnahmen mit der Machtübernahme der Nazis ab 1933 zunehmend verboten wurde. Heimweh nach seinen Eltern, die täglichen Schikanen auf dem Weg zur Schule und die Erfahrungen von Ausgrenzung und Entrechtung erschütterten ihn sehr. Die Schule in Leer erschien für eine kurze Zeit als ein sicherer Ort, an dem wir Schüler und Schülerinnen ihm Jahrzehnte später nun zuhören konnten.
Er wurde im April 1943 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und musste dort mit gerade einmal 19 Jahren härteste körperliche Arbeit leisten. Uns haben die Geschichten vom Überlebenskampf in dem Lager sehr bewegt. Hunger, Krankheiten und Elend waren alltäglich, wobei man alles tat, um zu überleben, gleichwohl man auf eine Erlösung durch den Tod wartete. Auf zahlreiche Fragen zu den Bedingungen und Zuständen im Konzentrationslager unsererseits antwortete Herr Weinberg mit den Worten: „Ihr könnt euch das nicht vorstellen“. Uns wurde deutlich, welches unermessliche Leid dieser Mensch, der nahezu seine gesamte Familie im Holocaust verlor, erfahren hat. Die völlige Entmenschlichung, der alltäglich sichtbare Terror, Gewalt, die permanenten Hinrichtungen, Hunger, Kälte und Entkräftung sowie der damit einhergehende erloschene Lebenswille, den er beschrieb, ist für uns nicht zu begreifen und das Zuhören machte fassungslos. Sein schonungsloser Bericht über diese Unmenschlichkeit und bewusste Entmenschlichung in den Konzentrationslagern schockierte uns.
Albrecht Weinberg überlebte drei Todesmärsche in den äußerst kalten Wintermonaten 1944/45. Im KZ Dora-Mittelbau war er als arbeitsfähiger Häftling am Bau der V2-Raketen beteiligt.
Herr Weinberg berichtete davon, dass er aus einem Becher mit Schweineschmalz getrunken habe und daraufhin aufgrund der Reaktion seines Körpers so geschwächt gewesen sei, dass er bei der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen durch die Briten bei den zahlreichen Toten lag und sich kaum bewegen konnte. Es erschütterte uns, dass viele Überlebende so ausgehungert waren, dass sie durch das Verzehren von Brot starben, da ihre Verdauung und die inneren Organe die Kost nicht aufnehmen konnten.
Trotz all dieser Strapazen überlebte Albrecht Weinberg den Holocaust. 1947 verließen er und seine Schwester Friedel Europa und emigrierten in die USA, wo Albrecht sich mit einer eigenen Fleischerei in New York eine Existenz aufbauen konnte. Als seine Schwester schwer erkrankte, entschloss sich das Geschwisterpaar 2012 nach Ostfriesland zurückzukehren. Seitdem lebt Albrecht Weinberg wieder in seiner alten Heimat.
Nach dem eigentlichen Gespräch wurde eine Pause durchgeführt, in deren Verlauf sich viele von uns zu Herrn Weinberg für ein persönlicheres Gespräch setzten. Man merkte schnell, dass er äußerst interessiert daran war, mehr über uns und unser Leben, unsere Freizeitgestaltung und persönliche Sichtweisen zu erfahren. Der Austausch mit jemandem, der eine solche Jugend nie hatte, fiel erstaunlicherweise nicht schwer und man merkte, dass auch der norddeutsche Humor nicht verloren ging, weshalb man auch mit ihm zusammen lachen konnte. Auch gegen die Bitte um ein Foto hatte Herr Weinberg nichts einzuwenden, wobei schnell die Erwiderung kam, dass man sogar zwei machen könne. Es ist unglaublich, was dieser Mann mit 99 Jahren noch leisten kann!
Die Ausmaße des Menschheitsverbrechens, die der Holocaust darstellt, wurden uns persönlich im deutlichsten Maße bewusst. Herr Weinberg betonte, dass wir immer unsere Stimme erheben sollen, um solch eine Unmenschlichkeit nie wieder zuzulassen. Auf uns als Zweitzeugen, die die Botschaften der Zeitzeugen überbringen und weitertragen, komme es in der Zukunft in diesen bewegten Zeiten an.
Im Nachgang zu unserer Begegnung in Leer haben wir in unseren Kursen das Erlebte und die Gesprächsinhalte noch einmal ausführlich reflektiert. Im Folgenden sind daher auch ein paar unserer persönlichen Eindrücke zu diesem besonderen Nachmittag zu finden. Wir wünschen uns, dass diese nie verschwinden. Wir wollen diese Erfahrungen immer in dankbarer Erinnerung halten.
Daniel Dyer (Jg. 13, 2024/25)
Das Zeitzeugengespräch war eine beeindruckende und prägende Erfahrung, die uns nicht nur historische Ereignisse nähergebracht hat, sondern auch eine persönliche Verbindung zu vergangenen Geschehnissen ermöglichte. Durch die Schilderungen des Zeitzeugen bekamen wir einen direkten Einblick in eine Epoche, die uns sonst nur aus Geschichtsbüchern bekannt ist.
Das Zeitzeugengespräch mit Albrecht war zutiefst beeindruckend und bewegend. Die persönliche Schilderung der Ereignisse hat nicht nur die Grausamkeit der Geschichte greifbar gemacht, sondern auch die Bedeutung von Menschlichkeit und Empathie betont. Solche Begegnungen sind von unschätzbarem Wert, um die Erinnerung wachzuhalten und Lehren für die Zukunft zu ziehen.
Das Gespräch war sehr beeindruckend und emotional bewegend. Die ausführlichen Schilderungen machten das Leid greifbar und hinterließen einen bleibenden Eindruck. Gleichzeitig hat es zum Nachdenken angeregt und die Verantwortung verdeutlicht, sich für Menschlichkeit und gegen das Vergessen einzusetzen.
Das Treffen mit Albrecht Weinberg war für mich eine sehr bewegende und beeindruckende Erfahrung. Besonders berührt haben mich die Erzählungen über die Entmenschlichung während der Zeit in Ausschwitz und dass er niemals wieder Freude empfinden kann, was mir gezeigt hat, wie wichtig es ist, solche Geschichten weiterzugeben. Ich bin dankbar, dass ich diese Gelegenheit hatte und werde die Eindrücke lange in Erinnerung behalten.
Das Gespräch mit Albrecht Weinberg war zutiefst berührend. Seine Schilderungen der unmenschlichen Grausamkeiten, die er unter anderem im Konzentrationslager Ausschwitz erlebte, haben mir die Bedeutung von Erinnerung und Verantwortung eindringlich vor Augen geführt. Es war beeindruckend, mit welcher Stärke er über diese dunkle Zeit spricht und wie er dazu beiträgt, dass wir aus der Vergangenheit lernen können.
Das Gespräch mit Albrecht Weinberg war tief bewegend und hinterlässt bleibende Eindrücke. Seine Schilderungen über die unvorstellbaren Grausamkeiten und das Leben im Konzentrationslager haben mir die Bedeutung von Menschlichkeit, Respekt und Erinnerungsarbeit eindringlich vor Augen geführt. Besonders berührt hat mich sein Mut, über diese traumatischen Erlebnisse zu sprechen, um nachfolgende Generationen zu sensibilisieren und aufzuklären.
Das Gespräch mit Albrecht Weinberg lieferte besonders prägende Eindrücke, die die grausame Zeit des Holocausts von ihrer schlimmsten Seite zeigen. Besonders der persönliche Austausch bringt uns dieser Zeit näher und lässt uns die Vergangenheit nicht vergessen.
Durch den Besuch bei Herrn Weinberg und dem dadurch entstandenen Kontakt zu einem Überlebenden aus der NS-Zeit, konnte man die Emotionen, die über diese Zeit vorherrschend sind, nochmal besser wahrnehmen als wenn man sich lediglich eine Buchquelle von einem Zeitzeugen aus der Zeit anschaut. Dadurch kann ich mir nun die grausamen und menschenunwürdigen Zustände, die zu der Zeit herrschten, besser vorstellen, denn als ich diese Berichte nur über eine Buchquelle aufgenommen habe, fehlte mir in gewisser Weise die Vorstellungskraft welche Auswirkungen die Umstände in der NS-Zeit wirklich auf die Gefangenen hatte.