Die Klasse 8c hat einen kleinen internen Schreibwettbewerb zum Thema “Weihnachtliche Kurzgeschichten” durchgeführt. Die Schülerinnen und Schüler haben sich vorher lange Gedanken gemacht, welche Intention hinter der Geschichte stehen soll. Beim Schreiben haben sie versucht, die Merkmale von Kurzgeschichten aufzugreifen. Gemeinsam wurden die drei besten Kurzgeschichten ausgewählt, die hier nun zu lesen sind.
Die Klasse 8c wünscht ein frohes Weihnachtsfest!
A. Schumacher
Ein Geschenk von Herzen (Mona Dickmann, Teresa Hopster, Wilma Mäsker)
Es schneit. Lucy sitzt auf der kalten Fensterbank, unglücklich, in den Himmel hinausstarrend. Ihre Mutter klopft an die Tür. Lucy ist zu sehr in ihre Gedanken vertieft, um das Klopfen zu bemerken. Als ihre Mutter hereinkommt, dreht sie den Kopf zu ihr. Sie sieht hübsch aus. „Essen ist fertig“, sagt ihre Mutter mit einem aufmunternden Lächeln. „Ich komme gleich“, antwortet Lucy und klettert von der Fensterbank herunter. Leise tappt sie ins Bad und sieht in den Spiegel. „Ich sehe ihm so ähnlich“, denkt sie. „Dieses verdammte Fest.“
Ihre Mutter ruft ein zweites Mal. Lucy geht ins Wohnzimmer, wo ihre Mutter bereits wartend am Esstisch sitzt. Die gefüllte Gans, der Rotkohl und die Kartoffeln dampfen auf dem Tisch. Eigentlich ist es Lucys Lieblingsessen, doch heute hat sie keinen Appetit. „Werde ich Weihnachten jemals wieder so mögen wie früher?“, fragt sie sich traurig. Lucys Mutter fällt es schwer, ihr Kind so mitgenommen zu sehen.
Als die beiden fertig gegessen haben, kündigt Lucys Mutter die Bescherung an. Unter dem mit Lichterketten und Christbaumkugeln geschmückten Weihnachtsbaum liegen zahlreiche Geschenke für Lucy. Sie packt eines nach dem anderen aus. „Mit ihm war es immer viel schöner“, denkt Lucy. Das letzte Geschenk sieht merkwürdig aus. Es hat viele Löcher, doch Lucy kann nicht erkennen, was sich darin verbirgt. Ohne große Erwartung geht sie zum Geschenk. Ihre Mutter bittet sie, es vorsichtig zu öffnen. Sie hat ein erwartungsvolles Lächeln auf dem Gesicht, wie immer, wenn sie etwas Besonderes geplant hat.
Lucy öffnet das Geschenk. Plötzlich springt ihr ein graues Fellknäuel ins Gesicht – ein Hund! Ungläubig blickt Lucy ihre Mutter an und bricht in Tränen aus, als sie die liebevollen braunen Augen des Hundes sieht. „Er hatte sich diesen Hund immer gewünscht. Danke!“, sagt Lucy und wirft sich ihrer Mutter in die Arme. Sie denkt: „Seit dem Tod meines Vaters vor genau einem Jahr habe ich geglaubt, kein einziges frohes Fest mehr feiern zu können. Doch dieser Hund ist ein Erinnerungsstück an ihn, denn er hat sich diesen immer gewünscht. Papa wird für immer einen Platz in meinem Herzen haben.“
Alles geschieht aus einem Grund! (Xenja Zimmermann, Milena Klitzke)
Der Wecker klingelte. „Haben wir etwa schon wieder verschlafen?“ schrie Alice. Heute ging ihr Flug nach Brasilien, und Alice war sehr nervös, da sie ihre Kindheitsfreunde nach Jahren wiedersehen würde. Michigan ist zwar schön, aber Alice vermisste ihr altes Zuhause. Jack, ihr Ehemann, war noch nie außerhalb Amerikas. Es wäre etwas ganz Besonderes, vor allem, da er mit der Liebe seines Lebens fliegen würde. Sie waren sehr gestresst, da sie in den nächsten 30 Minuten losmüssen, um ihren Flug nicht zu verpassen. Alice konnte kaum schlafen, so aufgeregt war sie, weil sie Weihnachten in Brasilien verbringen würde. Dementsprechend war sie sehr müde. Jack packte alles ins Auto, während Alice die Türen abschloss.
Sie fuhren los, doch sie kamen viel zu spät. Als sie am Flughafen ankamen, war der Check-in bereits geschlossen, und das Flugzeug war bereit zum Abheben. Alice war überfordert, da es ihre einzige Chance war, nach Brasilien zu verreisen. Mit ihrem Job ist sie sonst zu gestresst. Die einzige Chance – verflogen. Jack versuchte, sie zu trösten, doch nichts half. Sie ging auf die Toilette, um ihre Tränen wegzuwischen, als sie plötzlich gegen eine alte Dame stieß. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie die alte Dame gar nicht bemerkt hatte. Alice entschuldigte sich sofort und bat um Verzeihung. Die alte Frau sah sehr aufgelöst aus und sagte traurig, dass alles gut sei. Alice glaubte ihr nicht, wollte aber nicht nachhaken, um sie nicht zu bedrängen. Schließlich überwand sie sich und fragte noch einmal nach. Die alte Dame lächelte leicht und stellte sich vor: „Mein Liebes, mir geht es gut, danke der Nachfrage. Oh nein, ich habe ganz vergessen, mich vorzustellen. Ich heiße Georgina“, sagte sie und lächelte.
„Ich heiße Alice, freut mich, Sie kennenzulernen“, stellte sich Alice vor. Die beiden kamen ins Gespräch, und Georgina erzählte, dass sie eigentlich über die Feiertage zu ihrer Tochter nach Brasilien fliegen wollte, da diese krank ist und sie nicht wollte, dass sie Weihnachten allein verbringt. Doch auch sie hatte ihren Flug verpasst, weshalb sie so aufgelöst aussah. Alice ermutigte sie und erzählte ihre Geschichte und ihren Plan, die Feiertage zu verbringen, was nun ins Wasser gefallen war. Es stellte sich heraus, dass Georgina Weihnachten allein verbringen würde. Alice, die schon immer ein sehr offener Mensch war, konnte nicht mit ansehen, wie eine alte Dame Weihnachten allein verbringen musste. Deshalb entschloss sie sich, Georgina zu sich einzuladen, da sie wegen der Umstände ohnehin zu Hause sein würden. Georgina war gerührt und bedankte sich herzlich für die Einladung, war sich jedoch unsicher, ob sie die beiden nicht belasten würde. Dennoch konnte sie nicht ablehnen und beschloss, Weihnachten eine neue Chance zu geben.
Gemeinsam fuhren sie nach Hause, aßen zusammen, spielten Spiele, redeten und lachten den ganzen Abend. Es fühlte sich an, als wäre Georgina schon immer Teil der Familie gewesen. Während eines Gesprächs erzählte Georgina von einem tragischen Vorfall in ihrer Familie: Ihr Sohn war vor vielen Jahren verschwunden. Man hatte überall gesucht, doch keine Spur des damals fünfjährigen Jungen gefunden. Sie begann zu weinen. Alice umarmte sie und sprach ihr ihr Beileid aus. Jack brachte ihr einen Minztee, um sie zu beruhigen.
Alice war neugierig und fragte nach einem Bild des kleinen Jungen oder einer Geschichte aus seiner Kindheit. Georgina erzählte: „Ich weiß noch, damals, als wir in Brasilien lebten, haben wir das Weihnachtsfest unter Palmen verbracht und sind im Meer geschwommen. Wie ich diese Zeit vermisse.“ Sie holte ein Bild aus ihrer dunkelroten Handtasche hervor. Alice betrachtete das Foto mit großen Augen und zog sofort ein kleines Bild aus ihrer Brieftasche. Sie hielt die beiden Bilder nebeneinander und stellte fest, dass sie identisch waren. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen und brach in Tränen aus – vor Freude.
Das Bild, das sie in ihrer Brieftasche trug, war das Einzige, was von Jacks Kindheit existierte – bis zu diesem Moment.
Der Weihnachtsstreit (Dominik Weinberg, Eric Jüngerhans)
Am 24. Dezember ging ich nach unten und freute mich sehr auf die Geschenke am Abend. Meine Eltern waren sehr beschäftigt, weil am Abend auch noch meine Großeltern zum Essen kommen sollten. Als der lange Nachmittag vorbei war und es endlich Geschenke gab, war ich schon voller Vorfreude, da ich mir ein neues Handy gewünscht hatte. Doch während ich meine Geschenke auspackte, bemerkte ich, dass es auf keinen Fall ein neues Handy war. Stattdessen bekam ich nur Socken.
Mein Vater fragte: „Freust du dich gar nicht über das Geschenk?“ Ich antwortete: „Doch, klar.“ Innerlich war ich jedoch sehr enttäuscht und wütend, weil meine Brüder viel teurere und schönere Geschenke bekommen hatten.
Am Abend ging ich alleine spazieren. In unserem Dorf gibt es ein kleines Altenheim, und ich kam daran vorbei. Ich sah die alten Leute, die anscheinend nur noch sich selbst haben. Doch sie wirkten alle so glücklich. Warum sind sie denn so zufrieden? Wollen die nicht auch coole Geschenke haben?
Diese Gedanken begleiteten mich während meines Spaziergangs. Als ich wieder am Altenheim vorbeikam, sah ich, wie ein alter Mann ein Foto geschenkt bekam, vermutlich von seiner Frau. Ich merkte plötzlich, dass es an Weihnachten, Ostern oder Geburtstagen nicht um die Geschenke geht. Viel wichtiger ist die Zeit, die man mit seiner Familie verbringt. Weihnachten ist ein Familienfest, das man nur einmal im Jahr mit seinen Liebsten feiern darf.
Plötzlich bekam ich ein schlechtes Gewissen. Ich rannte nach Hause, um mich bei meinen Eltern zu entschuldigen. Als ich dort ankam, sah ich, dass meine Familie traurig aussah. Warum sind sie traurig? Müssten sie nicht wütend auf mich sein?
Ich ging sofort ins Haus. Bevor ich etwas sagen konnte, kamen Oma und Opa direkt auf mich zu und drückten mich so fest, dass ich kaum noch atmen konnte. „Komm mit uns, wir haben etwas für dich“, sagten sie.
Was haben die denn jetzt für mich? Sie brachten ein kleines Geschenk, so groß wie ein Handy. Ich war total überrascht. Als ich das Geschenk öffnete, hüpfte ich vor Freude. Es war tatsächlich das Handy, das ich mir gewünscht hatte! Ich umarmte sofort meine Großeltern und Eltern.
Ich entschuldigte mich bei meiner Familie für mein Verhalten. Alle lachten mich aus, und ich lachte einfach mit. Am Ende hatten wir noch einen wunderschönen Weihnachtstag.