Gespannt und voller Neugier lauschen die Fünftklässler des Gymnasiums Haren den Erzählungen von Eberhard Vogelwaid, der zum wiederholten Male an die Schule gekommen ist, um den Schülerinnen und Schülern bekannte, insbesondere aber auch unbekannte Märchen aus aller Welt vorzutragen. Im Stuhlkreis und bei spärlichem Licht tauchen die Schüler schnell aus der Alltagswelt in die fantastische Welt der Märchen ein. Mit einem gemeinsam Gesprochenen „Es war einmal“ beginnt die magische Stunde.
Zu Beginn hören die Schüler ein eher unbekanntes Märchen aus Russland, das ihnen am Ende aber doch irgendwie bekannt vorkommt. In der Tat erinnert die Geschichte an die bekannten Märchen „Die Schöne und das Biest“ aus Frankreich sowie „Der Froschkönig“ der Gebrüder Grimm aus Deutschland, wie Herr Vogelwaid aufklärt.
Abgerundet wird das Märchen mit der gemeinsam gesprochenen Märchenformel „dann leben sie noch heute“.
Nach dem gelungenen Einstieg geht es weiter mit einem Märchen aus Norwegen, das von menschenfressenden Trollen handelt. Zuvor veranschaulicht Herr Vogelwaid bei vollem Körpereinsatz und mit Unterstützung einer Schülerin noch sehr anschaulich und unterhaltsam, wie man sich überhaupt einen Troll vorzustellen hat. Immer wieder gelingt es Herrn Vogelwaid die Schüler interaktiv in das Geschehen einzubinden – und die Schülerinnen und Schüler machen begeistert mit.
Den Schluss der Märchenstunde bildet die klassische „Märchenprüfung“. Das Ziel besteht darin, dass die Schülerinnen und Schüler während des Vortrags nicht sprechen. Was einfach klingt, ist allerdings gar nicht so einfach. Mit allerlei Tricks versucht der Märchenerzähler, die Schüler zum Sprechen zu bringen. Dazu hat er ein ungewöhnliches und unterhaltsames Märchen aus Belgien mitgebracht. Und tatsächlich gelingt es ihm, die Schüler zum Sprechen zu bringen. Aber nur ein einziges Mal – und da die Schüler 3 Chancen haben, bestehen sie die „Märchenprüfung“ mit Bravour.
Am Ende der tollen Märchenstunde sind sie Schüler vollauf begeistert und hätten gerne noch viel länger dem Märchenerzähler zugehört und zugesehen.
Doch nicht nur den Fünftklässlern, sondern auch den Siebtklässlern des Gymnasiums wird ein besonderes Erlebnis geboten.
Herr Vogelwaid ist nämlich nicht nur Märchenerzähler, sondern kann auch Balladen erzählen. Mit einer selbst geschriebenen Ballade, die wie ein Märchen beginnt und als Ballade endet, eröffnet er die Stunde.
Im Folgenden präsentiert er den interessierten und aufmerksam folgenden Schülern klassische Balladen wie „Der Handschuh“ von Friedrich Schiller, „John Maynard“ von Theodor Fontane oder den „Erlkönig“ von Johann W. von Goethe. Auch die älteren Schülerinnen und Schüler bindet er immer wieder geschickt in seine Vorträge ein, sodass alle mitmachen können und gespannt folgen, was als Nächstes kommt.
Da Balladen, anders als Märchen, häufig nicht gut enden, trägt Herr Vogelwaid zur Aufmunterung die unterhaltsame Parodie des Erlkönigs von Heinz Erhart vor. Dies sorgt für einige Lacher und Schmunzler bei den Schülerinnen und Schülern.
Danach folgen Balladen von Erich Kästner (Verzweiflung Nr. 1 und modernes Märchen) und Theodor Fontane (Silvesternacht).
Den Abschluss der Veranstaltung bildet ein Lied, das Herr Vogelwaid singt. Mit einem großen Applaus und beeindruckt von der Leistung des Balladenerzählers endet für die Schüler die Stunde.
Jens Kückmann