„Die Schülerschaft ist top und das Kollegium ist sehr hilfsbereit“

Ein Interview von Florin Strehle, 8d

Torge Bickert, Referendar am Gymnasium Hittfeld, über seine Schulzeit, sein Studium in Göttingen, seine Referendariatszeit am Gymnasium Hittfeld und was eine geschenkte Bettwäsche mit seiner Beziehung zum BVB zu tun hat.  

Florin: Herr Bickert, beginnen wir doch unser Interview mit der wichtigsten Frage für uns Schüler: Wir hatten ja einige Unterrichtsbesuche bei Ihnen und bekamen danach ja häufig auch Schokolade von ihnen. So zum Anfang würde mich mal interessieren, wie viel Geld sie denn schon für Schokolade für uns Schüler ausgegeben haben?

Torge Bickert: Oha, für Schokolade? Naja es variiert ja, manchmal gibt es natürlich auch Gummibärchen, aber tatsächlich hängt das auch mit der Zahl der Unterrichtsbesuche zusammen. Nicht nach jedem Unterrichtsbesuch habe ich etwas verteilt, sondern nur dann, wenn die Schüler besonders gut mitgemacht haben. Eine genaue Zahl habe ich da nicht, aber ich gebe dem nächsten Referendar den Auftrag, dies zu zählen und dir zu übermitteln.

Florin: Danke, ich erwarte dann in den nächsten Monaten die Daten für meine Studie (lacht). Was jetzt wahrscheinlich viele Leser interessiert, ist die Frage, wie gut sie denn in der Schule waren.

Torge Bickert: Tatsächlich war ich in meinen Unterrichtsfächern [A.d.R. Deutsch und Geschichte] sehr gut. Aber dafür war ich in anderen Fächern wie zum Beispiel Mathematik nicht so gut (lacht). Ich habe aber dann doch ein passables Abi gemacht. Man spart ja immer in den subjektiv einfachen Fächer Energie und wendet dann besonders viel Arbeit für jene auf, welche einem nicht so liegen. Zum Beispiel habe ich im Abi in Mathematik mit Ach und Krach 09 Punkte geschafft. Dies war für mich mehr wert als jede 1 in Deutsch oder Geschichte.

Florin: Wann und wie sind sie eigentlich darauf gekommen, Lehramt zu studieren?

Torge Bickert: Das ist ja ein sehr langer Prozess bei der Ausbildung und dann überlegt man immer wieder, ob man noch Lehrer sein will. Die Initialzündung gab eigentlich der Gedanke, dass mir aufgefallen war, dass ich immer Spaß hatte, Präsentationen vor der Klasse und anderen Gruppen zu halten. Zum Beispiel habe ich mal in der 7. Klasse ein Referat zum Bermuda-Dreieck gehalten. Da hatte ich total Lust, das Wissen, welches ich mir zuhause angeeignet hatte, weiterzugeben und die anderen Menschen davon zu faszinieren. Dies hielt eigentlich auch an und mir machte es immer am meisten Spaß, Jugendliche zu begeistern. Denn wenn ich 63 bin, habe ich immer noch mit Fünft- und Sechstklässlern zu tun. Also ist es einfach einer der abwechslungsreichsten und sichersten Jobs.

Florin: An welcher Universität haben Sie denn studiert?

Torge Bickert: An der Georg-August-Universität in Göttingen. Kann ich nur empfehlen! Sie ist auch jetzt wieder Eliteuniversität. Als ich gekommen bin, haben sie diesen Status verloren. Aber ich glaube nicht, dass das an mir lag (lacht).

Florin: Was haben Sie denn studiert? Einfach nur ihre Fächer?

 Torge Bickert: Genau, das heißt dann natürlich etwas anders, nämlich Geschichtswissenschaft und Germanistik, aber im Endeffekt sind das die beiden Fächer.

Florin: Man hört ja häufig, dass die Uni der entspannteste Lebensabschnitt ist. War das bei ihnen auch so?

Torge Bickert: Ja. Das erste Mal nach der Schulzeit in eine eigene Wohnung, weg von zuhause, zu ziehen, verspricht sehr viel Freiheit. Man kann dann so viel feiern und essen wie man will. Noch dazu kann man mit den Leuten zusammenleben, mit denen man will. Andererseits verlangt dies natürlich auch sehr viel Disziplin: Man muss zu den Vorlesungen gehen, die Seminare besuchen und für die vielen Facharbeiten lernen.

Florin: Nach der Universität kommt ja das Referendariat. Wird man denn als Referendar der Schule zugewiesen oder kann man sich diese selbst aussuchen

Torge Bickert: Also beim Referendariat ist es so: Man bewirbt sich erst einmal im Land Niedersachsen. Dieses weißt einem dann, nachdem man einige Wünsche abgegeben hat, einem Studienseminar zu. Ich wurde dem Studienseminar Lüneburg zugewiesen, was auch mein Wunsch war. Dann hat mich das Studienseminar Lüneburg zum Glück dieser Schule zugewiesen. Andererseits war es jedoch auch nicht so vorteilhaft, da Lüneburg und Hittfeld recht weit auseinanderliegen. Dann habe ich mich natürlich im ersten Moment ein bisschen geärgert, jedoch war ich dann sehr glücklich, als ich diese tolle Schule kennenlernte.

Florin: Ist das Gymnasium Hittfeld trotz der Entfernung zum Studienseminar also eine „referendarsfreundliche“ Schule?

Torge Bickert: Ja. Es sind dabei viele Faktoren wichtig. Die Schülerschaft ist top und das Kollegium ist sehr hilfsbereit. Aber man muss sich natürlich immer erst einfinden. Herr Weinreich hat uns da sehr geholfen und sich immer mit uns Referendaren zusammengesetzt.

Florin: Wie sieht denn Ihrer Meinung nach der perfekte Unterricht aus. Wollen sie noch mehr mit Medien arbeiten, als es so schon manche Lehrer machen?

Torge Bickert: Du meinst wahrscheinlich eher die neueren Medien wie Fernsehen und White-/Activeboard, weil die Tafel ist ja auch ein Medium. Ich finde, dass die grünen Tafeln ausgedient haben. Diese Schule ist ja schon sehr weit in diesem Gebiet, ich glaube 30 % oder 40 % der Klassenräume haben Activeboards und da gibt’s noch ganz andere Schulen, welche das gar nicht haben.

Florin: Wenn man weiß, wie man es bedient (lacht)!

Torge Bickert: Genau, das ist auch der Punkt. Denn im Studium lernt man bezüglich ActivBoard nichts.

Florin: Jetzt haben wir viel über Medien im Unterricht gesprochen. Kommen wir doch mal konkret zu Ihnen: Wie würden sie sich denn als Lehrer selber beschreiben?

Herr Bickert: Wie ich so als Lehrer bin?

Florin: Ja, sehen sie sich eher als Lernbegleiter oder als Wissensvermittler?

Herr Bickert: Es gibt einen berühmten Wissenschaftler namens Goffman, der sagte: „Wir spielen alle Theater“. Und das ist tatsächlich auch so! Manchmal ist man als Lehrer der Manager, bei Gruppenarbeiten zum Beispiel. Wenn man seinen Schülern beratend zur Seite steht. Manchmal bin ich der Unterhalter, wenn man am Anfang z.B. ein Gedicht vorträgt, und manchmal auch der klassische Lehrer, wenn man wirklich vorne steht und den Schülern etwas beibringt. Ich versuche da immer die Waage zu halten, und ich möchte nicht zu streng sein, obwohl ich manchmal das Gefühl habe, ich bin zu streng und dann sehe ich andere Lehrer die strenger sind als ich und das muss man dann lernen.

Florin: Unser Interview, Herr Bickert, wird ja sicherlich von abertausenden von Schülern gelesen (schmunzelt). Daher haben Sie jetzt eine Minute Zeit, Werbung für das Lehramt zu machen.

Herr Bickert: Also, wenn man Lust hat, anderen Menschen etwas beizubringen und irgendwie diese Energie hat, den Funken überspringen zu lassen, dass man so begeistert ist von einer Thematik, dann unbedingt Lehrer werden! Man hat viel mit jungen Leuten zu tun. Man kann in einem gewissen Rahmen tun, was man will und den Unterricht aufbauen, wie man will. Man verdient auch ganz gut im Vergleich zu anderen Berufen und es bringt einfach Spaß! Es gibt bestimmt auch Phasen, in denen der Beruf, so wie alle anderen auch, mal weniger Spaß macht. Aber im Großen und Ganzen solltet ihr den Beruf auf jeden Fall ergreifen. Zumal jetzt auch wieder viele Lehrer gesucht werden! Und auch für Grundschullehramt mache ich unbedingt mal Werbung.

Florin: Okay, das klingt gut! Ich werde es mir überlegen. Finden Sie es manchmal anstrengend, Lehrer zu sein? Schüler können ja manchmal anstrengend sein. 

Herr Bickert: Ja, es kann ein anstrengender Beruf werden, man will ja eigentlich jeden Schüler individuell unterstützen. Aber das ist bei einer Klassengröße von ca. 28 Schülern nicht möglich. Und wenn man den Anspruch hat, dann ist das sehr schwierig, auch noch die wichtige Freizeit zu haben. Lehrer ist ja ein sehr Burnout-gefährdeter Beruf, das darf man auch nicht vergessen. Da stecken viele Lehrer sehr viel Energie hinein. Denn als Lehrer hat man viele Möglichkeiten: Man kann einfach nur seine Fächer unterrichten, man kann aber auch Arbeitsgemeinschaften führen, man kann eigene Projekte verfolgen. Und wenn es dann ganz viele Einzelteile gibt, verliert man den Überblick. Man muss da seine Grenzen finden. Außerdem muss man auch auf seine Stimme achten, und man kommt auch nicht wie bei anderen Berufen nach Hause und hat Schluss! Wenn man in einer Behörde arbeitet, dann hat man um 17 Uhr Schluss. Das gibt es als Lehrer nicht. Man muss immer noch abends den Unterricht vorbereiten, man muss Sachen korrigieren und vieles mehr. Das, was man sieht, ist nur die Spitze des Eisberges. Man sieht nur, dass der Lehrer in der Klasse steht. Aber es ist noch so viel mehr. Man muss aufpassen aber man kann alles ausbalancieren.

Florin: Wo wir gerade bei Arbeitsgemeinschaften sind, wollen sie denn mal eine machen?

Herr Bickert: Ja, man muss ja bedenken: Unser Dasein als Referendare an einer Schule ist ja zeitlich begrenzt. Aber wenn ich eine Arbeitsgemeinschaft machen würde oder könnte, dann würde ich vermutlich entweder eine Theater-AG machen, oder eine Film-AG, in der man dann richtige große Projekte hätte, von der Aufnahme, zum Schnitt bis zum Hochladen. Das habe ich nämlich als Schüler geliebt! Oder eine AG zur Leseförderung, in der man sich einfach trifft und Geschichten vorließt und das richtige Lesen übt, damit man z.B. richtig betonen lernt. Das wären vermutlich meine ersten Ideen!

Florin: Das ist jetzt vermutlich eine recht schwere Frage. Mögen sie lieber Geschichte oder Deutsch?

Herr Bickert: Das ist witzig, weil ich frage auch manchmal andere Kollegen, was sie lieber mögen und manche haben echt immer eine Antwort, welches Fach sie favorisieren. Bei mir ist das aber gar nicht so. Beide sind sehr ausgeglichen. In Geschichte kann ich mich richtig in vergangene Themen stürzen und den Gegenwartsbezug mit den Schülern herausarbeiten. Themen wie Rom, Erster und Zweiter Weltkrieg sind ganz spannende Themen für mich. Im Gegensatz dazu kann ich in Deutsch alles durch Texte anpacken, was in der Gegenwart passiert. Und ganz wichtig ist, dass zu dem Fach Deutsch auch immer der Umgang mit bewegten und unbewegten Bildern gehört. Und das Fach ermöglicht mir dies.

Florin: Das hatten wir jetzt glaube ich nicht so richtig oft. Zweimal vielleicht, einmal sollten wir eine Passage aus „Die Stadt der Kinder“ als Foto darstellen aber sonst fällt mir gerade nichts ein.

 Herr Bickert: Leider machen Lehrer das nicht so häufig, weil sie oft befürchten, dass dies zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Natürlich ist Filmsprache auch eine neue Sprache mit Cutten, bestimmten Lichteinstellung, und daher zeitaufwendig zu lernen. Aber man muss ja einen Film auch nicht immer ganz sehen. Jedoch kann man ja, so wie bei Texten und Romanen auch, einzelne Teile herausnehmen und genau analysieren.

Florin: Kommen wir einmal zu einem anderen wichtigen Thema: Für welchen Fußballverein sind sie denn?

Herr Bickert: (lacht) Tja, ich bin tatsächlich kein richtiger Fußballfan! Also ich bin schon für Deutschland, aber ich könnte mich niemals für einen Verein entscheiden, weil ich denke, die Fans stehen zu der Mannschaft aber die Spieler wechseln sofort, wenn das Geld stimmt. Und nur die Fans tragen den Geist der Mannschaft und da brauche ich keine millionenschweren Männer zu unterstützen, von denen ich mir sowieso die Namen nicht merken kann (lacht).

Florin: Dann bin ich ja nicht der einzige!

Herr Bickert: Früher in der Grundschule war ich Dortmund-Fan, weil ich mal eine BVB-Bettdecke bekommen hatte, so einfach war das! Und auf dem Gymnasium war ich dann mal kurz Bayernfan.

Florin: Spielen Sie auch selbst Fußball?

Herr Bickert: Lehrerfußball, heute Nachmittag geht’s wieder los mit Herrn Martin, Herrn Wille, Herrn Hasselmeier. Ansonsten jogge ich auch und in Göttingen habe ich früher mal Volleyball gespielt und war mal in einem Tanzkurs, was ich jetzt auch nochmal stark machen muss für die männlichen Schüler! Man imponiert Mädchen, wenn man gut tanzen kann!

Florin: Ich glaube das machen auch einige in der 9. und 10. Klasse.

 Herr Bickert: Ja, weil dort dann auch Abtanzbälle sind. Ich habe es auch in der 9. Klasse gelernt.

Florin: Okay! Haben sie lieber Apple oder andere Marken?

Herr Bickert: Natürlich Apple (lacht). Da ist es natürlich so: Ich habe dann auch überlegt, ob ich mir einen Macbook kaufe. Bei Apple bekomme ich eine hohe Qualität und eine lange Lebensdauer. Bei den anderen Marken bekomme ich für das gleiche Geld eine bessere Leistung. Man muss überlegen, was man lieber mag.

Florin: Was ist denn für sie als Geschichtslehrer das beste Thema in Ihrem Fach?

 Herr Bickert: Naja, also ich bin immer begeistert, neue Themen kennenzulernen aber von den alten Themen nach wie vor Rom und 2. Weltkrieg. Aber ansonsten auch Themen, welche nicht fest im Lehrplan verankert sind. Also ich hatte jetzt letztens Hexenverfolgung mit einer siebten Klasse und das fand ich total spannend! Das ist ja auch ein Ergänzungsthema im Lehrplan. Das verrate ich mal jetzt, ich glaube 50% der Schüler, also du darfst jetzt natürlich nicht die Klasse in das Interview tun, dachte noch, dass es Menschen mit magischen Kräften und Hexen gibt! Und ich war erstmal total überrascht. Und ich meinte dann: „Es gibt keine Menschen, die zaubern können“ und einige Schüler sagten dann: „Hä doch, das existiert!“ Das war halt nochmal ein Thema, welches ich selber nie gemacht hatte! Und wenn man mal überlegt, Bibi Blocksberg, die kleine Hexe, fliegt auf ihrem Besen und alles ist super aber noch vor 500 Jahren wurden Hexen verbrannt und dann kann man überlegen, warum ist das passiert und weshalb glaubten Menschen an Hexen.

Florin: Vielleicht waren es ja Sündenböcke oder so.

Herr Bickert: Exakt! Ganz genau Florin, das ist es! Und wenn irgendwie die Ernte schlecht war oder eine schwangere Frau kein Baby zur Welt brachte, waren immer Hexen schuld. Und es gibt ja noch heute, wenn man was im Rücken hat oder sich verknackst hat, den Hexenschuss!

 Florin: Stimmt! Zocken sie oder spielen sie Brettspiele?

Herr Bickert: Als Brettspiele spiele ich gerne Schach oder Carcassonne. Und Risiko kann ich empfehlen! Als Videospiele habe sehr gerne Wirtschaftssimulationen oder Strategiespiele wie Age of Empires oder Anno gespielt. Ich mag solche Spiele, bei denen man sich etwas Eigenes erschaffen kann. Aber aktuell habe ich leider nicht so viel Zeit.

Kurze Zeit nach diesem Interview hat Herr Bickert seine Prüfung zum Abschluss des Referendariats mit Bravour bestanden. Herzlichen Glückwunsch auf diesem Wege.