Bundespräsident a.D. besucht das Gymnasium Großburgwedel

Die Luft ist sehr dünn da oben.“ 

Es herrschte große Aufregung im 12. Jahrgang, denn im Gymnasium Großburgwedel hat sich hoher Besuch angemeldet. 

Leistungskurslehrer Torben Göke und Arne Knaack kündigten ein Treffen der Schüler*innen mit dem zehnten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland an.

Christian Wulff erklärte sich bereit, den Politik-Leistungskursen des 12. Jahrgangs einige Fragen zu beantworten.

Am Freitag, den 18.11.2022, startete das Treffen, bei dem die Leistungskurse, deren Lehrer, der Schulleiter und andere Politikinteressierte anwesend waren.

„Wir haben unverschämtes Glück, dass wir hier im Ort jemanden haben, der uns von seinen Erfahrungen berichten kann“, äußerte Schulleiter Robert Baberske zur Begrüßung des Politikers und Rechtsanwalts.

Daraufhin begann Christian Wulff mit einer kurzen Selbstvorstellung. Der gebürtige Osnabrücker zog für seine zweiten Frau nach Großburgwedel und wohnt seit 14 Jahren in der Gegend. Seine politische Orientierung erfolgte aufgrund der Laufbahn des Vaters, durch die Wulff schnell ein eigenes politisches Interesse entwickelte.

Auch in jungen Jahren war Christian Wulff sehr engagiert und vertrat seine Schule als Schüler*innensprecher. An seine Schullaufbahn schloss sich ein Jurastudium an, welches eine Karriere als Rechtsanwalt in die Wege leitete – „um unabhängig zu bleiben“, meinte Wulff. 

Der Fokus liege allerdings auf einer politischen Karriere. 

Sein Ziel als Politiker sei der enge Kontakt mit den Bürger*innen und auch die Kommunikation mit der Jugend. Zudem setzt er sich für Integration junger Leute innenpolitisch und außenpolitisch ein. 

Daraufhin startete die Fragerunde der Schüler*innen.

Die Fragen drehten sich einerseits um die aktuelle Politik und Wulffs Meinung dazu. 

„Was ist denn Ihre Meinung zu Bundeskanzler Olaf Scholz?“ fragte ein Schüler.

Es wurden einige „Fehler“ angesprochen, die sich der neue Kanzler erlaubt hatte. 

Wulff zeigte Verständnis: „Olaf Scholz und sein Team sind neu im Amt, da muss ein wenig Verständnis aufgebracht werden.“ Zudem sei es sinnvoll, wenn sich ein Bundespräsident von der aktuellen Tagespolitik distanziere, um gesamte Verbindungen auf höherer Ebene herzustellen.

„Wenn Sie etwas sofort in der Politik ändern könnten, was wäre das?“, fragte eine Schülerin aus der zweiten Reihe interessiert. „Wir sind Nomaden im Bereich der Digitalisierung“, meint der Politiker ernst. Es müsse alles digitalisiert und umgestellt werden. Deutschland habe zu viele Briefe und Papiere, vor allem im Bereich Verwaltung und Bildung.

Die Schüler*innen interessierten sich auch für das Privatleben des 63-Jährigen.

„Wie veränderte sich Ihr persönliches Leben nach der Ernennung zum Bundespräsidenten?“. 

Daraufhin lächelte Christian Wulff rührselig. Als Staatsoberhaupt rutsche das Privatleben in den Hintergrund. Es wäre kaum möglich private Treffen oder auch nur Zugfahrten zu planen. Es würde immer alles organisiert und öffentlich gemacht werden, wodurch ihm auch die Spontanität genommen wurde. Außerdem sei jedes Wort von ihm auf die Goldwaage gelegt worden. „Die Luft ist sehr dünn da oben.“

Die Weltmeisterschaft in Katar sorgte bekanntlich schon vor Anpfiff des ersten Spiels für viele Diskussionen. Die Schüler*innen wollten die Meinung des Politikers dazu hören. „Die WM ist ja sehr umstritten. Was sagen Sie dazu? Sollte man die WM durch Zusehen unterstützen? Gucken Sie die WM?“ „Ich gucke die Weltmeisterschaft auf jeden Fall!“, sagte Christian Wulff bestimmt. Es sei eine differenzierte Betrachtung hilfreich. Man müsse als Gast in einem fremden Land dessen Werte akzeptieren und Respekt vor anderen Kulturen haben. Zudem sei auch die Anerkennung für Fortschritte des Landes sehr wichtig. Katar sei in der Entwicklung und ein sehr Fußball begeistertes Land.

Daraufhin wurden von Seiten der Schüler*innen die Korruption angesprochen, welche in Katar stattgefunden haben soll. Eine direkte Antwort blieb aus. Es sei normal, dass internationale Sportevents zu Korruption führen. Er generalisierte Korruption und meint, dass Deutschland Korruption in den Griff bekäme, was im Ausland schwieriger sei.

Wulff rief daraufhin die Schüler*innen dazu auf, politisch aktiv zu werden und sich für Ungerechtigkeiten einzusetzen. Die Zeiten würden schwieriger und anspruchsvoller, vor allem im Bereich Globalisierung und Technisierung. Somit seien Korruptionen wie bei der WM heute noch möglich, in der Zukunft allerdings zu vermeiden. Die heutige Jugend solle sich engagieren. „Wir brauchen Sie alle! Wir brauchen Ihre Ideen, Ihre Gedanken, Ihre Impulse“

Nach diesem Appell wurde die Fragerunde geschlossen und der Schulleiter meldete sich noch einmal zu Wort. Mit einem Blumenstrauß in der Hand bedankte sich Robert Baberske bei dem Politiker. „Sie waren uns ganz nah, Sie waren ganz authentisch“, sagte er mit einem freundlichen Händedruck. Christian Wulff bedankte sich seinerseits, worauf ein großer Applaus der Schüler*innen und Lehrer folgte.

Die Schüler*innen waren begeistert vom Treffen mit Christian Wulff und konnten seine politischen Ansichten mit in den Politikunterricht aufnehmen. 

Verfasst von Jana Oldhafer

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