Steht Algebra über meiner Zukunft?

Ein Kommentar von Lenya W., 10. Jahrgang

Wenn man mich vor 10 Jahren gefragt hätte, was ich später werden will, hätte ich vermutlich „Prinzessin” oder „Ballerina” geantwortet. Doch jetzt ist das anders. Schüler*innen, die in die 10. oder aber auch 11. Klasse gehen, machen sich immer öfter Gedanken darüber, wie es in ihrer Zukunft weitergeht. Was mache ich nach der Schule? Muss ich studieren? Brauche ich ein Abitur? Diese Fragen gehen den Jugendlichen nicht aus dem Kopf. Aber woran liegt das? Warum wissen Jugendliche immer seltener, welchen Weg sie in der Zukunft hinsichtlich ihrer Berufswahl gehen wollen?

Nur etwa die Hälfte aller Schüler*innen in Deutschland fühlt sich angemessen und genügend über ihre beruflichen Möglichkeiten in der Zukunft informiert. Das liegt vermutlich vor allem an der großen Auswahl, die das Individuum heutzutage genießt. Allerdings sorgt gerade diese auch für Verwirrung. Nie zuvor gab es so viele Richtungen in die Schüler*innen gehen können, wodurch die Gefahr entsteht, dass es beinahe unmöglich wird, sich fest zu einem konkreten Beruf zu entschließen. Sowohl die Unwissenheit als auch die Orientierungslosigkeit führt zu Unzufriedenheit und Frust bei den Jugendlichen. Irgendwann erscheint einem die Suche nach dem “perfekten” Job aussichtslos. Und genau dann wird es ernst und die Schule sollte etwas tun. Denn gerade diese wirbt doch dafür, dass sie die Jugendlichen auf den richtigen Pfad in ihre Zukunft leitet, nicht wahr?

Aber einigen Schüler*innen erscheint es, als würde sich die Schule, die uns all die Jahre auf unsere Zukunft vorbereiten sollte, jeglicher Verantwortung entziehen, sobald man sie verlässt. Damit ist nicht zu bestreiten, dass etwa die Berufemesse oder das Fach “Berufsorientierung” durchaus sinnvoll und ein lobenswertes Konzept sind, allerdings wurde auch schon oft von den Schüler*innen kritisiert, dass sich die Berufemesse schon lange eher auf Ausbildungsberufe konzentriert, was für viele Jugendliche mit dem Wunsch zu studieren ein erhebliches Problem darstellt. Auch ist zu hinterfragen, weshalb das Fach “Berufsorientierung” lediglich im 9. und 11. Jahrgang unterrichtet wird, der 10. Jahrgang, der immerhin für einige Schüler*innen das Ende ihrer ausschließlich schulischen Laufbahn bedeutet, allerdings außen vor gelassen wird. Wäre es nicht sinnvoller gerade diesen Jahrgang über ihre Möglichkeiten zu informieren?

Schlussendlich liegt es in der Eigenverantwortung, sich über seine Möglichkeiten in der Zukunft zu informieren und einen Plan für seine Zukunft zu gestalten. Aber gerade Jugendliche, die in einer Zeit leben, in der es noch nie mehr Möglichkeiten für sie gab, brauchen eine gewisse Unterstützung. Denn es ist die Schule, die den Schüler*innen die gesellschaftlichen Werte und Normen, Algebra oder Gedichtinterpretationen lehrt, aber sie sollte es auch sein, die ihnen den Weg zum Erwachsenwerden erleichtert.

 

Quellen:

  • https://www.badische-zeitung.de/schule-sollte-auf-die-zukunftvorbereiten [15.06.22]
  • https://www.beltz.de/fachmedien/paedagogik/zeitschriften/paedagogik/themenschwerpunkte/lernen_fuer_die_welt_von_morgen.html [15.06.22]
  • https://www.vodafone-stiftung.de/schule-und-dann/ [15.06.22]

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