Verantwortung! Für was?

Ich betrachte eine Plastikverpackung beim Mittagessen gegen 14 Uhr in der Mensa. Schüler und Lehrer gehen an dieser am Boden liegenden Verpackung vorbei. Wissentlich oder auch nicht … Was heißt das schon. Irgendwo liegt immer irgendetwas rum, das ist nichts Neues. Mir selber ist aber aufgefallen, und das ist mir vor kurzem erst richtig bewusst geworden, dass wir richtig viele Probleme haben.
Nehmen wir einmal diese Plastikverpackung, die liegt da in der Mensa und keiner hebt sie auf. Was mich beim Beobachten noch mehr erschreckt, ist der Gedanke, ob ich, wenn ich aufstehe, dorthin gehen und die Verpackung aufheben würde. Oder fände ich nicht selbst eine passende Ausrede, dass
ich ja nun wirklich gar nicht für das Entsorgen dieses Plastiks verantwortlich bin. Ertappt! Es geht um Verantwortung bzw. um Verantwortungslosigkeit in diesem konkreten Fall.

Vorher noch darüber nachgedacht, warum andere sich nicht darum kümmern, habe ich mich nun entlarvt und bei dem Gedanken ertappt, genau das zu tun, was die anderen tun – nämlich nichts! Das muss ich mir eingestehen und als Selbsterkenntnis betrachten.

Ich denke weiter nach, ich habe noch kurz Zeit. Mit diesem geweiteten Blick fallen mir viele zurückliegende Situationen ein, in denen Müll auf dem Boden herumlag. Sei es auf dem Weg zum Bus, in der Stadt oder eben in der Schule. In der Leistungsgesellschaft in der wir leben, könnte man zwar im Rahmen von sozialem Engagement geehrt werden, darüber hinaus könnte man aber Termine gar nicht wahrnehmen, wenn man sich um jede Plastikverpackung oder um Müll generell kümmern würde. Man droht den Anschluss zu verlieren, mag manch einer argumentieren. Stimmt, so etwas kann man von keinem anderen verlangen, solange man selber nicht etwas unternimmt.

Noch immer liegt unsere bekannte Plastikverpackung vom Anfang auf dem Boden. Ich lenke das Gespräch in der Mittagsrunde auf diese Verpackung und werfe den Gedanken ein, dass ich mich selber gefragt habe, ob ich diese nun aufheben sollte. Die Antwort kam prompt, ich solle nicht so viele Überlegungen anstellen, denn in der Zeit hätte ich diese Verpackung bereits aufheben und in den Müll tun können. Wie wahr! Die Person, die das gesagt hat, steht auf, nimmt die Verpackung und bringt sie in den Müll. Genial, aber durch das Beobachten dieser Verpackung habe ich festgestellt, wo man ansetzen muss, wenn es um Verantwortung geht, nämlich bei sich selbst.

Ich will aufstehen, blicke auf den Boden und sehe 20 Cent dort liegen. Aufheben denke ich mir, aber warum? Ich stehe auf und gehe. Ist der doof, denkt der ein oder andere Leser jetzt. Während die 20 Cent einen offensichtlichen Wert haben, also einen Nutzen darstellen, scheint es bei der Plastikverpackung genau das Gegenteil zu sein: Zuerst bücken und aufheben, und als nächstes wegschmeißen. Zwei Handlungen für nichts. Das Geld hebt man auf und gibt es später wieder aus und bekommt sogar noch was dafür. Wie gesagt, ein erkennbarer Nutzen. Erinnern wir uns hier an das angesprochene soziale Engagement, dann können wir dort wieder ansetzen. Eine gewisse Wertschätzung innerhalb der Leistungsgesellschaft wäre wünschenswert. Besser noch wäre ein stärkeres Bewusstsein für die Verantwortung, wenn jeder von uns ein bisschen mehr davon hätte, dann würde es nicht nur der Welt besser gehen sondern in Zukunft auch uns. Daran sieht man, wie eng etwa die Themen Gesellschaft und Umwelt ineinander greifen und wie wichtig es ist, diese Zusammenhänge zu erkennen. Ich werde keinen dazu zwingen etwas zu tun, aber ein kleiner Appell an unsere Gesellschaft kann unserer Umwelt nur zugutekommen.

Cedric McCann, Klasse 12

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