Interview mit Dorothea Otte
Was bedeutet Glück für Sie?
Am Ende des Tages mit meinem Mann auf unserem roten Sofa zu sitzen und über das Leben zu sprechen.
Welches Ereignis in der Welt beschäftigt Sie?
Aktuell beschäftigt mich die Dürrekatastrophe im Sommer, weil ich mir sehr viele Gedanken über den Klimawandel mache und wir uns irgendwann fragen werden, warum wir nicht rechtzeitiger aufgewacht sind. Die nächste Generation wird uns zu Recht fragen: „Was habt ihr eigentlich dagegen getan?“
Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Ihnen aus?
Ich glaube, das Geheimnis meines Berufes ist, deswegen mag ich ihn auch gern, dass kein Tag wie der andere ist. Was mir nicht gefällt ist mein Weg zur Arbeit, denn am liebsten fahre ich Fahrrad, aber die Anreise aus Hannover, wo ich wohne, ist oft sehr nervig: Die S-Bahn fährt nur stündlich und die Abfahrtszeiten passen nicht zum Stundenplan der KGS. Der Arbeitstag teilt sich dann immer auf zwischen meinen Unterrichtsstunden und meinen Schulleitungsgeschäften, denn im Prinzip habe ich zwei Jobs unter einen Hut zu bringen. Wenn ich aber nicht mit dem Unterrichten anfange, dann begrüße ich zuerst alle Schulverwaltungskräfte und Schulleitungsmitglieder, sodass man erst mal ankommt und sich gegenseitig wahrnimmt. Dann checke ich ganz schnell meine E-Mails auf irgendetwas Verborgenes, was ich dringend bearbeiten muss. Schließlich werfe ich einen Blick in den Terminkalender. Da steht dann eigentlich immer etwas an: Gespräche mit Eltern, Schülern, Kollegen, Besprechungen. Wenn ich keinen Termin habe, dann muss ich mich an die Büroarbeit setzen, mich um Themen kümmern wie Klasseneinteilung, Anmeldungen, Beurlaubungen, Zeugnisse – je nachdem was im Schuljahr gerade dran ist. Manchmal ist dann der Unterricht eine Entspannung, weil ich dort nur eine Sache gleichzeitig machen muss und nicht zehn Leute gleichzeitig etwas von mir wollen.
Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht den Lehrerberuf ergriffen hätten?
Journalistin, das habe ich auch eine Weile gemacht. Aber am liebsten Opernsängerin, nur da war ich leider nicht gut genug.
Unter uns: Wer ist anstrengender, die Lehrer oder die Schüler?
Ehrlich gesagt finde ich manche Eltern zurzeit anstrengender, wenn sie blind sind für die Probleme, die ihre Kinder haben oder sich gar nicht kümmern. Aber zur eigentlichen Frage: Jede Arbeit ist nun mal anstrengend, das gehört auch in der Schule dazu. Vielleicht könnten wir ab und zu alle mal gucken, wie wir uns gegenseitig die Arbeit etwas erleichtern können. „Sich anstrengen“ ist ja eigentlich etwas Gutes, gerade im Kontext Schule – vielleicht können wir das ja ernster nehmen.