Als Bär Wojtek Munition schleppte

Harener Gymnasiasten beleuchten die Rolle von Tieren im Krieg / Auch echte Brieftauben im Einsatz

Haren Im Zeitalter der auch für militärische Zwecke eingesetzten Drohnen und der künstlichen Intelligenz erscheint es besonders für Jüngere befremdlich, dass in der Geschichte der Menschheit auch Tieren bei kriegerischen Auseinandersetzungen eine besondere Bedeutung beigemessen wurde. Mit der Rolle der Zweifüßler und Vierbeiner im Krieg beschäftigten sich rund 60 Schüler des Gymnasiums Haren im Rahmen eines Projekttags, der sowohl von Lehrern als auch von externen Experten unterstützt wurde.

Zu Gast war der Bildungsreferent des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Marco Wingert, der die Gymnasiasten verschiedener Jahrgänge mit einem Impulsvortrag auf die Workshops einstimmte. Spannende Recherchen, die erstaunliche Erkenntnisse zutage brachten, standen dann bei der Bearbeitung der Schwerpunktthemen an, bei denen nicht nur Quellenarbeit, sondern mitunter auch handwerkliches Geschick gefragt war, wurden doch im Kontext der Erinnerungskultur auch Modelle für eine Gedenkstätte entworfen.

Darüber hinaus erfuhren die Gymnasiasten einiges über Kriegselefanten in der Antike, wobei auch Hunde, Spürratten, Tauben und Pferde schwerpunktmäßig behandelt wurden. Dabei wurde herausgearbeitet, dass Tiere, vor allem vonseiten der Militärstrategen, als Mittel zum Zweck, quasi als Nutzmaterial für den Soldaten, gesehen wurden. „Dass damit in Anbetracht der schrecklichen Ausmaße kriegerischer Auseinandersetzungen vor allem im 20. Jahrhundert auch einige traurige Ereignisse einhergingen und auch die Zahl tierischer Opfer unvorstellbar hoch war, liegt auf der Hand“, schreibt das Gymnasium Haren in einer Pressemitteilung.

Dennoch stießen die Schülerinnen und Schüler auf zahlreiche Hinweise, dass zwischen Tieren und Frontsoldaten häufig emotionalere Bindungen auszumachen waren. Am Beispiel von Hunden, die im Ersten Weltkrieg Brieftauben an die Front zu transportieren hatten, oder des Bären Wojtek, der der polnischen Artillerie im Zweiten Weltkrieg unter anderem bei der Versorgung mit Munition half, wurde die Rolle der Tiere als Gefährten und treue Begleiter herausgearbeitet.

Als ein Highlight des Projekttags erwies sich die Präsenz lebender Brieftauben, die, mit Kurznachrichten ausgestattet, vom Schulhof aus entsendet wurden und ihren heimatlichen Taubenschlag ansteuerten. Nach verhältnismäßig kurzer Zeit wurde vom Zielort aus Vollzug gemeldet, die Nachricht war wie geplant angekommen. Für diese Demonstration konnte das Gymnasium Haren Hermann Poggemann, den Vorsitzenden der Regionalvereinigung der Brieftaubenzüchter Lingen, gewinnen, der ebenso wie die aus Bochum angereiste Cornelia Appuhn vom Arbeitskreis der Brieftauben-Historiker spannende Informationen zum Militärbrieftaubenwesen im Krieg lieferte.

Oberstudiendirektor Michael Heuking dankte allen Beteiligten für deren engagiertes Mitwirken und hob mit Blick auf das Thema des Projekttags, den die Fachgruppen Geschichte und Biologie initiiert hatten, besonders dessen ethische Komponente hervor. Der Mensch sei es, der andere Lebewesen aus strategischen und letztlich eigennützigen Zwecken zu Kriegsteilnehmern mache, so Heuking.

In diesem Kontext müsse man sich auch der Frage nach den Ursachen kriegerischer Auseinandersetzungen widmen und Überlegungen anstellen, wie man diesen entgegenwirken könne, sagte der Schulleiter. Ein großes Dankeschön an die Referenten und die beteiligten Gymnasiasten sprachen auch Oberstudienrätin Katrin Kleesiek-Herding und Studienrat Jörg Hillebrand aus, die den fächerübergreifend angelegten Projekttag organisiert hatten und gemeinsam mit zahlreichen Fachkollegen begleiteten. pm

Am Beispiel der Brieftauben widmeten sich Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Haren der Thematik „Tiere im Krieg“. Foto: Gymnasium Haren

aus: Meppener Tagespost, Ausgabe 01.07.2019, S. 15

Link zur Homepage des Arbeitskreises der Brieftaubenhistoriker mit einem Artiklel über den Projekttag