„In meiner Nase hängt bisweilen noch der Gestank der Baracken“, so erinnert sich der ehemalige Häftling des Strafgefangenenlagers Esterwegen Hendrik Verheyen an seine Zeit in der einstigen „Hölle am Waldesrand“. Um sich ein persönliches Bild vom Lagerleben zu machen, besuchten wir, die Schülerinnen und Schüler der Geschichts- und Politikleistungskurse des Jahrgangs 12, in Begleitung unserer Lehrkräfte Herrn Dr. Brust, Frau Kleesiek-Herding und Herrn Strohmeier am Dienstag, den 04.12.2018 die Gedenkstätte Esterwegen, die im Jahr 2011 eröffnet wurde und das Schicksal mehrerer tausend Gefangener in Erinnerung ruft. Die Anbindung an den Unterricht findet die Exkursion im Schwerpunkt des Semesterthemas „Flucht, Vertreibung und Umsiedlung im Umfeld des Zweiten Weltkrieges“ ebenso wie im Themenschwerpunkt „Erinnerungskultur“.
In einem etwa einstündigen Vortrag über die Hintergründe der nationalsozialistischen Zeit von 1933 bis 1945 im Allgemeinen einerseits sowie über den konkreten Lageralltag in den emsländischen Gefangenenlagern andererseits wurde uns die menschenverachtende Erniedrigung der nationalsozialistischen Politik nahegebracht. Besonders anschaulich präsentiert wurde die Geschichte durch ausgewähltes Bild- und Schriftmaterial ebenso wie durch das eingespielte bekannte Lied „Die Moorsoldaten“, dessen Entstehung auf die Kultivierung des Moores durch die Strafgefangenen zurückgeht.
Im Anschluss an den interaktiv gestalteten Vortrag, bei dem wir unser Unterrichtswissen nicht nur wiederfinden, sondern auch aktiv einbringen konnten, erkundeten wir in Kleingruppen eigenständig das Außengelände der Gedenkstätte. Besonders markant waren dabei mehrere neu angelegte „Baumpakete“, die die Standorte der nicht erhaltenen Baracken symbolisieren. Statt der direkten Konfrontation mit den originalen Wohnblöcken der Häftlinge braucht es das Vorstellungsvermögen der nachfolgenden Generationen, um das von den Nationalsozialisten verursachte Elend nachvollziehen zu können. Verschiedene Schautafeln lieferten zusätzliche Informationen zu den Hintergründen der Lagerbestandteile. Neben dem Fokus auf der notdürftigen Unterbringung der Häftlinge wurde auch der vergleichsweise luxuriöse Alltag der Wachmannschaften des Lagers in den Blick genommen.
Abschließend erarbeiteten wir ebenfalls in Kleingruppen verschiedene Einzelschicksale, wobei jeder Gruppe die Biographie eines Häftlings zugeordnet wurde. Die zur Ausarbeitung notwendigen Informationen wurden in einer Dauerausstellung geliefert. Darüber hinaus wurde uns die Gelegenheit gegeben, weitere Informationen zur Lagergeschichte zu erhalten. Entsprechende Relikte aus der NS-Zeit, wie beispielsweise ein von den Häftlingen zur gedanklichen Flucht aus dem grausamen Lageralltag angefertigtes Schachspiel, machten das Leid der zahlreichen Gefangenen konkret erfahrbar.
Insgesamt wurde der Besuch der Gedenkstätte von allen Schülerinnen und Schülern als sehr sinnvoll und lehrreich beurteilt, vor allem weil die in behandelten Quellen und Darstellungstexten präsentierte Historie mit Lebendigkeit und regionalem Bezug erfüllt wurde.
Viktoria Brinkmann und Anna Lena Rolfes, Jg. 12, 2018/19