„Nein heißt Nein“

Selbstbehauptungskurs für die Jahrgänge 9 und 10 am Gymnasium Haren

„Nein heißt Nein“ – Dieses eigentlich selbstverständliche Statement stand inhaltlich und praktisch Pate für den diesjährigen Selbstbehauptungskurs, der seit mittlerweile drei Jahren fester Bestandteil im Angebot für die Jahrgänge 9 und 10 am Gymnasium Haren ist. Damit ergänzt er das Konzept des sozialen Lernens am Gymnasium Haren und ermöglicht mit der Teilnahme an dieser intensiven Trainingseinheit die Bewusstwerdung eigener persönlicher Stärken, aber auch Grenzen.  Geleitet wird der Selbstbehauptungskurs von der Polizeikommissarin Sina Selter. Frau Selter, die ehrenamtlich für den Karateverein Bunkai Haren als lizenzierte A-Trainerin aktiv ist, gehört als ehemalige Vize-Europameisterin zu den besten Karateka des Landes. Im Präventionsteam des Polizeikommissariats Meppen arbeitet sie als Ansprechpartnerin für die Verkehrsunfallprävention und Gewaltprävention eng mit Kindergärten, Schulen und anderen Institutionen im Landkreis eng zusammen.

Im Kurs vermittelt sie den jugendlichen Teilnehmern neben zahlreichen praktischen Übungen auch Einblicke in rechtliche Zusammenhänge im Kontext von Gefahren- und Notfallsituationen. Konkret erläuterte Frau Selter die Möglichkeit der Strafbarkeit von sexuell motivierten Übergriffen, die beispielsweise auf Schützenfesten oder Kirmesveranstaltungen immer wieder vorkommen könnten. Hier sei häufig nicht klar, dass diese Handlungen seit einer Gesetzesänderung im StGB unter Umständen strafbar sein können. In dem Zusammenhang thematisierte sie mit den Schülern auch die Möglichkeiten der Beweissicherung nach derartigen Gewaltvorfällen oder nach Vergewaltigungen und Verletzungen nach häuslicher Gewalt. Sie riet dazu, zum Arzt zu gehen, unbedingt Beweise zu sichern und Anzeige zu erstatten. Hier verwies sie auch auf das Netzwerk Pro Beweis im Krankenhaus Meppen. Betroffene könnten im geschützten Raum Beweise vertraulich sichern lassen, bis man sich sicher sei, ob man eine Anzeige erstatten wolle  (z. B. nach einer Beratung etwa beim Kinderschutzbund oder durch andere Institutionen). Das Krankenhaus bewahre diese Beweise bis zu drei Jahren auf.

Der Schwerpunkt des Kurses galt dem Ziel, unangenehme Situationen zu vermeiden,  sexuell motivierten Annäherungen oder körperlichen Attacken zu entkommen und alternative Handlungsmuster jenseits von Gewalt zu erlernen und zu erproben. Aber auch das Training von sozialen Deeskalationsstrategien sowie der Umgang mit verbalen Aggressionen („Pöbeleien“) und Bedrohungen standen im Mittelpunkt des Kurses. Mittels praktischer Übungen demonstrierte Frau Selter den Teilnehmern einzelne Elemente der Selbstbehauptung, womit eigene und auch fremde Grenzen wahrgenommen und besprochen werden konnten. Wichtig sei dabei auch, entsprechende verbale und non-verbal Ausdrucksformen (Gestik, Mimik) deutlich nach außen sichtbar zu machen, denn „Nein“ bedeute eben auch „Nein“, so Frau Selter. Die Reaktion der Schülerinnen und Schüler fiel ausnahmslos positiv aus: „Es hat super viel Spaß gemacht in dieser offenen und vertrauensvollen Atmosphäre“, so eine Schülerin aus dem Jahrgang 9. „Wir konnten sehr offen über viele Themen sprechen, Übungen ausprobieren und haben auf viele wichtige Fragen Antworten bekommen“ ,ergänzt eine Teilnehmerin aus der 10. Klasse die positiven Eindrücke.

Sina Selter betonte zum Abschluss, dass die Jugendlichen nach der Trainingseinheit sicherlich noch keine Selbstverteidigungsprofis seien und man dafür auch regelmäßig trainieren müsse. Eine Möglichkeit zur Vertiefung der erlernten Kenntnisse biete auch der Verein Bunkai Haren e.V., der sich über Neuzugänge freue. Das Gymnasium Haren wird die bestehende sehr erfolgreiche Kooperation mit der Präventionsstelle der Polizei Meppen auch in Zukunft fortsetzen, um mit dem Selbstbehauptungskurs für die Jahrgänge 9 und 10 die oben aufgezeigten Schwerpunkte zu vertiefen und ein nachhaltiges Angebot vorzuhalten.

K. Kleesiek-Herding