Projekt “Den Toten einen Namen geben”

Betreff: Mein Großvater Kirievsky Michail Fjodorowitsch

Mit dieser Betreffzeile erreichte die Gedenkstätte Esterwegen Anfang September 2019 eine E-Mail-Anfrage aus Russland. Darin bittet die Verfasserin die Mitarbeiter der Gedenkstätte um Mithilfe bei der Suche nach dem Begräbnisort ihres Großvaters, Kirievsky Michail Fjodorowitsch, der als sowjetischer Kriegsgefangener im Emsland zu Tode kam.

Anhand dieser E-Mail machte Sabine Mithöfer, Mitarbeiterin der Gedenkstätte Esterwegen, den jungen Projektteilnehmern, die gebannt zuhörten, im Rahmen dieser Auftaktveranstaltung deutlich, welche Zielsetzung das Gymnasium Haren bei der Umsetzung des Projekts „Den Toten einen Namen geben“ verfolgt und welchen Beitrag sie selbst mit ihrer praktischen Arbeit dabei leisten: „Ihr gebt ihnen mit dem Namen ein Stück ihrer Identität zurück!“, so Sabine Mithöfer.

Seit bereits drei Jahren beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Haren mehrmals im Schuljahr mit der Situation der sowjetischen Kriegsgefangenen, die in den Emslandlagern inhaftiert waren und hier gestorben sind. Die Grundidee besteht darin, ihnen durch eigenes Wirken die Namen der auf der Kriegsgräberstätte in Oberlangen anonym bestatteten Soldaten sichtbar zu machen und sich dabei inhaltlich mit den Schicksalen der sowjetischen Kriegsgefangenen (nicht nur im Emsland!) im Zweiten Weltkrieg auseinanderzusetzen. Unterstützung erhielt die Gruppe wieder von Marco Wingert, Schulreferent  vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., der mit der Fachgruppe Geschichte zusammen dieses Projekt vor einigen Jahren auf den Weg brachte. Er führte die Teilnehmer sehr behutsam an die historischen Ereignisse des Zweiten Weltkrieg heran und erläuterte auch die ideologischen Grundlagen des Nationalsozialismus. Für viele der eher jüngeren Teilnehmer bot sich so ein (vielleicht) erster Zugang zu den Ereignissen, die Deutschland vor 80 Jahren in die Katastrophe führten.

„Den Toten einen Namen geben“ steht im Zeichen des Friedens und der Versöhnung und ist damit Bestandteil der regionalen Erinnerungs- und Gedenkkultur. Die Eichenstelen mit den sichtbaren Namen auf Tontafeln sind aber auch zugleich eine Mahnung vor den Folgen menschenverachtender Diktaturen und Kriegen.

Frau Christa Giessen vom Kunstkreis Haren e. V. stand an diesem ersten Nachmittag der Gruppe erneut mit Rat und Tat zur Seite und zeigte praktische Tipps bei der künstlerischen Verarbeitung des Tons. Gemeinsam mit den Kollegen Frau Meyering und Herrn Strohmeier (Fachgruppe Geschichte) konnten innerhalb von zwei Stunden wieder mehrere Tonziegel erstellt werden. Gar nicht so  leicht, es sieht einfacher aus als es ist! Unsere Schülerinnen und Schüler zeigten großes Geschick und Ausdauer und hätten gerne noch weitergearbeitet an diesem Nachmittag.

Nun heißt es warten: Bis die Tafeln fertig für das Anbringen an den Eichenstelen auf dem Friedhof in Oberlangen sind, wird eine Weile vergehen, denn sie müssen zunächst aushärten und gebrannt werden. Anschließend werden die Tonziegel engobiert und ein zweites Mal gebrannt.

Wir freuen uns bereits jetzt auf den Fortgang dieses spannenden Projekts und bedanken uns bei allen Beteiligten, die die erste Projektphase zu einem gelungenen Ergebnis führten!

K. Kleesiek-Herding, Fachgruppe Geschichte