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Zusatzqualifikation “Gesellschaftswissenschaft”

Diese Zusatzqualifikation wird in Kooperation mit den StS Hannover I (Gym) angeboten. Konzipiert wurde die ZQ von den Ausbildenden der Fächer Erdkunde, Geschichte und Politik-Wirtschaft:

Heinrich Baxmann, StS Hannover I (Fachleiter Geschichte)
Daniel Behrens, StS Hannover II (Fachleiter Erdkunde)
Jana Bretschneider, StS Hannover I (Fachleiterin Politik/Wirtschaft)
Bettina Nolde, StS Hannover II (Fachleiterin Geschichte)
Anna-Katharina Thoms, StS Hannover II (Ausbilderin im Fach Politik-Wirtschaft)
Götz Thomsen, StS Hannover II (Fachleiter Politik-Wirtschaft)

Die Zusatzqualifikation findet einmal jährlich statt, jeweils im ersten Quartal des Schuljahres. Adressaten sind Referendar:innen, die mindestens in einem der Fächer Geschichte, Erdkunde, Politik/Wirtschaft ausgebildet werden. Empfohlen wird die Teilnahme insbesondere Referendar:innen, die das Fach Gesellschaftslehre an ihrer Ausbildungsschule (IGS) unterrichten. Die Teilnahme ist frühestens ein halbes Jahr nach Ausbildungsbeginn sinnvoll.

  • drei Blockveranstaltungen im Umfang von mindestens 20 Stunden.
  • abschließendes Kolloquium (Dauer ca. 20 Minuten)
  • kein schulpraktischer Teil – LiVD, die einer IGS unterrichten, erproben die Arbeitsergebnisse in der schulpraktischen Arbeit und im Ausbildungsunterricht
  • Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten eine Teilnahmebescheinigung gemäß Durchführungsbestimmungen zu §6 APVO-Lehr (Abschnitt 4).

Ausbildungsinhalte der Seminarveranstaltungen

Block I: Einführung (ca. 4 Stunden)

  • Bedingungen und Besonderheiten eines Unterrichts an den Integrierten Gesamtschulen; pädagogische Anliegen, inhaltliche Ansätze und deren pädagogische Umsetzung an den Schulen
  • Vorstellung des komplexen Faches „Gesellschaftswissenschaften“ (KC – Umsetzung)
  • Kritische Schwellen bei der Realisierung der Integration dreier Fachwissenschaften in ein didaktisches Konzept eines Faches (Einführung)

Block II: die didaktische Grundlegung der Fächer Geschichte, Erdkunde, Politik/Wirtschaft (Umfang je ca. 6 Stunden)

Fachmodul Geschichte:

  • Das Selbstverständnis des Faches – Quellenarbeit als grundlegendes Element: Geschichte als Konstrukt, (Re-)Konstruktion und Dekonstruktion vergangener Prozesse
  • Alteritätserfahrungen und Perspektivität im Geschichtsunterricht an Beispielen
  • Der Bildungswert historischer Inhalte im Rahmen einer historisch politischen Bildung, die Zielperspektiven des Faches
  • Das Geschichtsbewusstsein als didaktische Leitkategorie
  • Problematisierung und Handlungsorientierung integrativ betrachtet
  • Urteilsbildung – die Bedeutung des historischen Sachurteils für die historische Urteilsbildung

Fachmodul Erdkunde:

  • Anthropogeographie und Physische Geographie als fachliche Bezugsfelder
  • Vorstellung und Selbstverständnis des Integrationsfaches Erdkunde (Zielsetzungen, inhaltliche Ausrichtung)
  • Zentrale fachdidaktische Konzepte und Prinzipien
  • Karten und Kartenkompetenz
  • Geographische Urteilsbildung

Fachmodul Politik-Wirtschaft:

  • Vorstellung und Selbstverständnis des Faches
  • Zieldimensionen (u. a. Bürgerleitbilder), Kompetenzen und Kompetenzerwerb
  • Bezugswissenschaften und Spannungsfelder des Integrationsfaches
  • fachdidaktische Konzepte, Prinzipien und Modelle (u. a. Dimensionen des Politischen; Politikzyklus)
  • (fachspezifische) Methodiken
  • Urteilsbildung und Urteilskompetenz als zentrale fachliche Anforderung

Block III: Abschlussveranstaltung (Umfang ca. 4 Stunden)

  • Sensibilisierung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer: didaktischer Diskurs zu den Potentialen des Unterrichtsfaches Gesellschaftslehre
  • Fächerfremder didaktischer Blick auf konkrete Unterrichtsmaterialien (bspw. aus Unterrichtswerken zur Gesellschaftslehre an den Schulen)
  • eigene Analyse von Unterrichtsmaterialien, Austausch zu fachdidaktischen Perspektiven, Erschließung von Integrationspotentialen
  • Austausch / Diskussion eigener Arbeitsergebnisse, didaktische Bewertung
  • Resümee, Kolloquium

Konzeption der Zusatzqualifikation

Bei der Konzeption der Zusatzqualifikation war die Perspektive der Referendarinnen und Referendare (oder späteren IGS-Lehrkräfte) auf die konkreten, abzusehenden Problem- und Fragestellungen im schulischen Alltag leitend. Diese spiegeln sich  – als notwendiger Ausgangspunkt für eine reflektierende, didaktische Annäherung –  in den folgenden drei Leitfragen wider:

  • Welche Besonderheiten und Merkmale prägen das Fach „Gesellschaftslehre“ in der Unterrichts- und Schulpraxis und worin liegen dabei die besonderen Merkmale in den Konzepten Integrierter Gesamtschulen?
  • Welche fachlichen Grundideen prägen die für mich „fachfremden“ Bezugsfächer und welche didaktischen Leitlinien den Unterricht in den Bezugsfächern?
  • Welche didaktischen Prinzipien und Konzepte sind für das Fach „Gesellschaftslehre“ bzw. Gesellschaftswissenschaft aus den Einzeldisziplinen abzuleiten?

Entsprechend gliedert sich die Zusatzqualifikation in drei verschiedene Blöcke. Die Zusatzqualifikation findet komplementär zu den Fachseminaren der drei Fächer statt, sie ist fächerübergreifend und kompetenzorientiert angelegt und ist aus der Perspektive aller drei gymnasialen Bezugsfächer konzipiert.

Gesellschaftslehre“ als Unterrichtsfach an Gesamtschulen

Weder in der ersten Phase der Lehrerausbildung an den Hochschulen und Universitäten, noch in der zweiten Phase der Lehrerausbildung im Referendariat an den Studienseminaren wird das Fach „Gesellschaftslehre“ bzw. „Gesellschaftswissenschaften“ grundständig ausgebildet. In jüngerer Zeit gibt es an einzelnen Hochschulstandorten verstärkt Entwicklungen, den Studierenden bereits in der ersten Phase der Lehrerausbildung Ausbildungs- und Zusatzangebote für die integrierten Fächer zu eröffnen. Auch für die zweite Phase sieht die APVO-Lehr solche Wahlangebote als mögliche Zusatzqualifikationen explizit vor.

In den Stundentafeln der Gesamtschulen hat das Unterrichtsfach „Gesellschaftslehre“ seinen festen Platz und wird, je nach Konzeption der jeweiligen Schule, in einzelnen Jahrgängen des Sekundarbereichs I als integratives Fach unterrichtet. Dabei ist die Integration der drei gymnasialen Bezugsfächer Erdkunde, Geschichte und Politik-Wirtschaft in ein gemeinsames Unterrichtsfach in der Praxis an den unterschiedlichen Gesamtschulen mehr oder weniger stark ausgeprägt: von einer engen, fächerverbindenden Ausprägung des Unterrichts (bspw. ganzheitlich-themenzentriert) bis hin bspw. zu einem eher fächerübergreifend angelegten Unterricht, bei dem die Bezugsfächer u.U. eher sequenziell aneinandergereiht sind.

Referendarinnen und Referendare, die mindestens eines der Bezugsfächer studiert haben, machen u.U. erst Erfahrungen mit dem Fach „Gesellschaftslehre“, wenn sie an Gesamtschulen eingesetzt sind. Ihre kompetenzorientierte Ausbildung am Studienseminar erfolgt durch die Ausbilderinnen und Ausbilder in den jeweiligen gymnasialen Bezugsfächern; im Kompetenzbereich Unterrichten ist in der APVO-Lehr dabei explizit auch der Anspruch an fächerübergreifendes sowie fächerverbindendes Unterrichten formuliert. In der strukturellen und kompetenzorientierten Anlage der Lehrerausbildung werden spätere IGS-Lehrkräfte auch auf den Unterricht in den integrierten Fächern vorbereitet, gleichzeitig ist ihnen eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den „fachfremden“ Bezugswissenschaften sowohl in der ersten wie zweiten Phase nur sehr bedingt möglich.


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