Seit 1674 gibt es im Dorf Rechterfeld eine Schule. Am 16. August 1674 verfügte der Bischof von Münster, dass in Rechterfeld eine Schule eingerichtet werden solle. Damals gab es noch kein Schulgebäude, allerdings bezeugen einige Quellen, dass in Rechterfeld ab diesem Zeitpunkt eine Bauerschaftsschule betrieben wurde. Dort wurden wahrscheinlich die Schüler aus Rechterfeld, Hogenbögen, Siedenbögen, Varnhorn und Bonrechtern unterrichtet. Über die Schulräume und Lehrer ist nichts bekannt.[1]
In einer Quelle aus dem Jahre 1703 wird die Rechterfelder Schule dem Kirchspiel Visbek[2] zugeordnet. Ein Lehrer unterrichtete zu der Zeit etwa 31 Kinder. Dazu zählten wahrscheinlich auch die Kinder aus Nord- und Wöstendöllen, da die Eltern sie nicht nach Visbek schicken wollten.[3] Im Jahre 1772 unterrichtete der Lehrer 18 Kinder in seiner eigenen Stube. Die Kinder mussten 24 Grote[4] und 12 Eier als Schulgeld und den Rechenunterricht gesondert bezahlen.[5] Auch im Jahre 1784 unterrichtete der Lehrer noch die 25 Kinder in seiner Wohnung.[6]
Im Jahr 1801 wurde nach einer Anweisung aus Münster ein kleines Fachwerkgebäude mit Strohdach als Schulgebäude (östlich der heutigen Kirche) errichtet. Nach dem Tod des Lehrers Johann Hinrich Frerichs im Jahre 1828, dessen Familie bis zu diesem Zeitpunkt die Lehrer gestellt hatte, wurde eine Lehrerwohnung gebaut und ein in Münster ausgebildeter Lehrer eingestellt. Da die Gemeinde auch einen Geistlichen benötigte, wurde auf Wunsch der Rechterfelder eine Schulvikarie gegründet. Der Lehrer war also ab ca. 1830 ein Geistlicher, der neben dem Schulunterricht auch den Gottesdienst hielt.[7]
Um ca. 1875 wurde von den Bürgern der Bauerschaften in Eigenregie ein neues Schulgebäude erbaut, weil die Schülerzahl erheblich gestiegen war (1889: 73 Kinder). Das Gebäude diente bis 1902 als Schulgebäude, wies aber zuletzt erhebliche Mängel auf (z.B. große Löcher in den Wänden).[8]
Im Jahr 1892 kam Kaplan Hermann Wallenhorst als Schulvikar nach Rechterfeld, der auch noch heute verehrt wird. Er, seine Schwester und Mutter starben bei der Brandkatastrophe in der Nacht vom 23. auf den 24. April 1901.[9] Da im Jahre 1901 eine neue Kirche und nach dem Brand 1902 eine neue Lehrerwohnung erbaut worden war, musste der Schulneubau verschoben werden. So wurde die alte Kapelle 1902 zu einer zweiklassigen Schule umgebaut, indem durch den Kirchenraum eine Mauer gezogen wurde. Nach der Einführung der zweiklassigen Schule führte der Schulvikar die Oberklasse und ein Nebenlehrer die Unterklasse.[10]
In Folge der Auswirkungen des Ersten Weltkrieges wurden als Nebenlehrer auch erstmals 1915 Lehrerinnen eingestellt. Allerdings kam es vor, dass der Vikar Krümpelmann wegen Lehrermangel beide Klassen unterrichten musste.[11]
Im Jahr 1917 waren die Schülerzahlen erneut so angestiegen, dass die Einrichtung einer dritten Klasse notwendig wurde. Aufgrund des Lehrermangels wurde aber keine weitere Stelle bewilligt. Die Lehrerin durfte aber ihre Klasse mit 100 Schülerinnen und Schülern teilen, musste jedoch beide Klassen unterrichten. Am 1. April 1920 wurde aber ein weiterer Junglehrer als dritte Lehrkraft der Schule zugewiesen, der die Mittelklasse übernahm. Da die Schule nun drei Klassen hatte, aber nur zwei Schulräume, musste „Schichtunterricht“ erteilt werden.[12]
Im Jahr 1924 wurde deswegen ein Schulneubau begonnen, der wieder ohne Absprache mit den Behörden und in der Inflationszeit vorgenommen wurde. 1925 konnte die Schule bezogen werden, die im Garten des Schulleiters errichtet wurde. Im Jahr 1923 wurde auch die Schulvikarie beendet, da der Schulvikar Krümpelmann um Pensionierung bat. Nun wurde also der Beruf des Lehrers und des Geistlichen getrennt.[13]
Die Zeit des Nationalsozialismus war von Misstrauen geprägt. Die regimekritischen Lehrer wurden vorzeitig in den Ruhestand versetzt und durch Junglehrer ersetzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Unterricht stark von Lehrermangel und Fliegeralarm beeinflusst. Im letzten Kriegsjahr wurde der Unterricht fast unmöglich. Die Engländer besetzten das Dorf am 13. April 1945 und der Unterricht musste sofort eingestellt werden. Am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos und somit endete der Krieg. Im Juli 1945 wurden Renovierungsarbeiten in den Schulen der Gemeinde Visbek vorgenommen, wobei in der Rechterfelder Schule keine Kriegsschäden verzeichnet wurden.[14]
Am 18. August 1945 konnte von der Lehrerin Agnes Windeler wieder Unterricht erteilt werden, da sie eine Erlaubnis der Militärregierung erhielt. Sie durfte aber nur das Fach Religion erteilen. Mit der Zeit kamen auch andere Fächer hinzu. Ausgenommen bleib aber zunächst das Fach Geschichte. Im Jahre 1946 mussten alle Lehrer ihre Unbescholtenheit in der Nazizeit nachweisen, um weiter unterrichten zu dürfen. Nach Kriegsende und in der Nachkriegszeit kamen immer mehr Flüchtlinge und Vertriebene nach Rechterfeld, so dass die Zahl der Schüler weiter anstieg (Dezember 1946: 229 Kinder in drei Klassen). Im Mai 1947 wurden die Schülerinnen und Schüler deshalb auf vier Klassen aufgeteilt und aus Platzgründen wurde 1951 die Lehrerwohnung in einen Klassenraum umfunktioniert. Da mit den Flüchtlingen auch viele evangelische Christen nach Rechterfeld kamen, wurde von 1949 bis 1958 eine evangelische Schule eingerichtet. Außerdem entstand 1953 eine einklassige Schule in Bonrechtern. Im Jahre 1953 gab es in Rechterfeld also eine dreiklassige katholische Schule und eine einklassige evangelische Schule sowie in Bonrechtern eine einklassige Schule.[15]
Im Jahr 1968 wurde die Schulreform umgesetzt, indem nach den Klassen 5-9 auch die 5. Klasse nach Visbek abgegeben wurde und die Schule in Rechterfeld wieder dreiklassig wurde. Im Jahr 1969 bestand dann in Rechterfeld eine einzügige und vierklassige Grundschule.[16]
Obwohl an dem Schulgebäude 1951 noch Veränderungen vorgenommen worden waren, wies es jetzt Mängel auf und es wurde ein Schulneubau notwendig. Da aufgrund der Schulreform nicht deutlich war, inwiefern die Schule in Rechterfeld weiter bestehen würde, dauerten die Verhandlungen bis in den April 1969. Auch die Wahl des Standorts war schwierig, weil die Schule auch für die Schülerinnen und Schüler aus Bonrechtern gut erreichbar sein musste, da deren Schule 1969 geschlossen wurde. Im Oktober 1969 zogen die Schülerinnen und Schüler in den Neubau am Sportplatz um und am 13. November 1969 fand die feierliche Einweihung statt.[17] Das Schulgebäude bestand damals aus vier Klassenräumen, einem Gruppenraum, einem Lehrer- und Schulleiterzimmer, einem Lehr- und Lernmittelraum, einem Sportgeräteraum und einer großen Pausenhalle.[18]
Nachdem wegen der Umstellung zwischenzeitlich nur drei Klassen in Rechterfeld unterrichtet wurden, gab es ab dem Schuljahr 1970/1971 wieder vier Grundschuljahre. Da nur drei Lehrkräfte vorhanden waren, wurde Schleppunterricht eingeführt. Auch nach der Auflösung der Schule in Hogenbögen und der Steigerung der Schülerzahl auf 155 Kinder wurde keine neue Lehrkraft eingestellt. Im August 1971 wurden 50 Kinder eingeschult, weswegen eine fünfte Klasse also zwei erste Klassen eingerichtet werden mussten. Im Dezember 1971 wurde deswegen eine Lehrerin nach Rechterfeld versetzt. Nach einem weiteren Anstieg der Schülerzahl 1973/1974 wurde eine weitere neue Klasse gebildet und ein weiterer Lehrer wurde eingestellt. Die Schule in Rechterfeld bestand nun aus 6 Klassen mit 5 Lehrpersonen und es musste weiter Schleppunterricht gegeben werden, d.h. die Schleppklasse wurde von den Lehrern parallel zu ihrer eigenen Klasse unterrichtet.[19]
Im Jahr 1974 feierte die Schule ihr 300-jähriges Bestehen mit einem großen Festakt. Bis 1979 wurden die Schülerinnen und Schüler in Rechterfeld immer mal wieder in 5 Schulklassen von 4 Lehrkräften unterrichtet. Zum Schuljahr 1979/1980 sollten jedoch so viele Kinder eingeschult werden, dass wieder zwei erste Klassen gebildet werden müssten. Zu der Schleppklasse kamen nun Wanderklassen dazu, da nicht genügend Räume zur Verfügung standen. Mit dem Abgang der vierten Klassen zum Ende des Schuljahres gab es dann aber wieder weniger Schülerinnen und Schüler.[20]
Am 6. April 1984 wurde die neue Sport- und Turnhalle eingeweiht, die nun den Sportunterricht merklich verbesserte. Im Jahr 1986 bekam das Schulgebäude ein neues Satteldach. Das erste Schulfest wurde am 30. August 1987 veranstaltet.[21] Im Jahr 1990 lernten 82 Schülerinnen und Schüler in vier Klassen.[22]
Im Juni 1996 wurde der Klassenanbau am Schulgebäude fertiggestellt (heutiger PC-Raum). Am 01. August 2000 wurden die Gerbertschule und die Grundschule Rechterfeld verlässliche Grundschulen (Unterricht von 7.40 – 12.40 Uhr). In Zeiten der Digitalisierung erhielt die Grundschule Rechterfeld im März 2002 einen Klassensatz Computer. Da es ein wenig in die Jahre gekommen war, wurde das Gebäude der Grundschule in den Sommerferien 2006 renoviert (z.B. neue Sanitäranlagen, neue Wand- und Bodenfliesen, neue Böden etc.). Im Dezember 2006 wurde der Förderverein der Grundschule Rechterfeld gegründet. Der Schulhof wurde im Oktober und November 2008 umgestaltet und erhielt u.a. eine neue Bepflanzung. Am 14. Juni 2016 wurde das neue Multifunktionsfeld feierlich eingeweiht, das von der Gemeinde Visbek und dem Förderverein finanziert wurde.
Nach einem spannenden Projekt mit Eltern, Schülern, Lehrern und anderen Rechterfeldern präsentierte die Grundschule Rechterfeld am 06. April 2017 ihr Buch „Vertell us doch moal watt!“. Am 26. Mai 2018 feierte die Grundschule Rechterfeld wieder einmal ein Schulfest.[23] Zum Schuljahr 2019/2020 erhielt der letzte der vier Klassenräume der Grundschule ein interaktives Whiteboard, das nun die herkömmliche Tafel ersetzt. Das 50-jährige Bestehen des Schulgebäudes feierten im November 2019 die Schülerinnen und Schüler der Grundschule mit einem Projekt für die dritten und vierten Klassen und einem gemeinsamen Foto.
[1] Vgl. Bürger der Bauerschaften Rechterfeld und Bonrechtern (Hg.), 1100 Jahre. Rechterfeld – Bonrechtern. 890-1990, Vechta 1990, hier S. 167.
[2] Der Begriff „Kirchspiel“ bezeichnet ursprünglich einen Pfarrbezirk.
[3] Vgl. Bürger der Bauerschaften Rechterfeld und Bonrechtern (Hg.), 1100 Jahre. Rechterfeld – Bonrechtern. 890-1990, Vechta 1990, hier S. 168.
[4] Grote ist eine Bezeichnung für einen norddeutschen Kleingroschen.
[5] Vgl. Bürger der Bauerschaften Rechterfeld und Bonrechtern (Hg.), 1100 Jahre. Rechterfeld – Bonrechtern. 890-1990, Vechta 1990, hier S. 168.
[6] Ebd.
[7] Vgl. Bürger der Bauerschaften Rechterfeld und Bonrechtern (Hg.), 1100 Jahre. Rechterfeld – Bonrechtern. 890-1990, Vechta 1990, hier S. 168-170.
[8] Vgl. Bürger der Bauerschaften Rechterfeld und Bonrechtern (Hg.), 1100 Jahre. Rechterfeld – Bonrechtern. 890-1990, Vechta 1990, hier S. 170-173.
[9] Vgl. Bürger der Bauerschaften Rechterfeld und Bonrechtern (Hg.), 1100 Jahre. Rechterfeld – Bonrechtern. 890-1990, Vechta 1990, hier S. 173.
[10] Vgl. Bürger der Bauerschaften Rechterfeld und Bonrechtern (Hg.), 1100 Jahre. Rechterfeld – Bonrechtern. 890-1990, Vechta 1990, hier S. 173-175.
[11] Vgl. Bürger der Bauerschaften Rechterfeld und Bonrechtern (Hg.), 1100 Jahre. Rechterfeld – Bonrechtern. 890-1990, Vechta 1990, hier S. 181.
[12] Vgl. Bürger der Bauerschaften Rechterfeld und Bonrechtern (Hg.), 1100 Jahre. Rechterfeld – Bonrechtern. 890-1990, Vechta 1990, hier S. 182.
[13] Vgl. Bürger der Bauerschaften Rechterfeld und Bonrechtern (Hg.), 1100 Jahre. Rechterfeld – Bonrechtern. 890-1990, Vechta 1990, hier S. 182f.
[14] Vgl. Bürger der Bauerschaften Rechterfeld und Bonrechtern (Hg.), 1100 Jahre. Rechterfeld – Bonrechtern. 890-1990, Vechta 1990, hier S. 187ff.
[15] Vgl. Bürger der Bauerschaften Rechterfeld und Bonrechtern (Hg.), 1100 Jahre. Rechterfeld – Bonrechtern. 890-1990, Vechta 1990, hier S. 190-192.
[16] Vgl. Bürger der Bauerschaften Rechterfeld und Bonrechtern (Hg.), 1100 Jahre. Rechterfeld – Bonrechtern. 890-1990, Vechta 1990, hier S. 192f.
[17] Vgl. Bürger der Bauerschaften Rechterfeld und Bonrechtern (Hg.), 1100 Jahre. Rechterfeld – Bonrechtern. 890-1990, Vechta 1990, hier S. 197-203.
[18] Vgl. Bürger der Bauerschaften Rechterfeld und Bonrechtern (Hg.), 1100 Jahre. Rechterfeld – Bonrechtern. 890-1990, Vechta 1990, hier S. 203.
[19] Vgl. Bürger der Bauerschaften Rechterfeld und Bonrechtern (Hg.), 1100 Jahre. Rechterfeld – Bonrechtern. 890-1990, Vechta 1990, hier S. 205-207.
[20] Vgl. Bürger der Bauerschaften Rechterfeld und Bonrechtern (Hg.), 1100 Jahre. Rechterfeld – Bonrechtern. 890-1990, Vechta 1990, hier S. 207-213.
[21] Vgl. Bürger der Bauerschaften Rechterfeld und Bonrechtern (Hg.), 1100 Jahre. Rechterfeld – Bonrechtern. 890-1990, Vechta 1990, hier S. 222f.
[22] Vgl. Bürger der Bauerschaften Rechterfeld und Bonrechtern (Hg.), 1100 Jahre. Rechterfeld – Bonrechtern. 890-1990, Vechta 1990, hier S. 217.
[23] Vgl. Heimatverein Visbek e.V., Chronik Visbek. 1989-2018, Dinklage 2018.
Quellen:
Bürger der Bauerschaften Rechterfeld und Bonrechtern (Hg.), 1100 Jahre. Rechterfeld – Bonrechtern. 890-1990, Vechta 1990.
Heimatverein Visbek e.V., Chronik Visbek. 1989-2018, Dinklage 2018.
Wir bedanken uns beim Heimatverein Visbek für die Bereitstellung der Materialien und die tatkräftige Unterstützung.