Mist, vergessen, die Lektüre für Deutsch zu besorgen! Eine alltägliche Situation bei uns Schülern im Gymnasium Damme, die nicht selten zu einem schnellen Klick bei Amazon führt. Dabei kosten die Bücher wegen der Buchpreisbindung in Deutschland überall gleich viel. Sollten wir da nicht lieber den Händler im Ort unterstützen? Am 9. März 2023 hatten wir die Gelegenheit, mit der Buchhändlerin Anne Rinklake aus Damme darüber zu sprechen.
WPU Jg.9: Sie haben als Buchhändlerin in Bremen einen interessanten Versuch gestartet…
Anne Rinklake: Genau, ich bin nach Bremen gefahren und habe mich als Kundin ausgegeben, die sich erst beraten lässt und dann behauptet, dass sie das Buch online bestellt. Der erste Buchhändler sagte: „Ach das ist mir doch egal, wo sie bestellen.“ Der zweite sagte: „Sie sind aber ganz schön frech.“ Und die dritte Verkäuferin meinte, ich könne ja machen was ich wollte. Das war in einer Filiale einer großen Buchhandelskette. Da arbeiten Menschen, denen das eigentlich egal ist, weil es kein familiengeführtes Unternehmen ist. Ich war auch noch in sechs kleinen inhabergeführten Buchhandlungen und bin dort ins Gespräch gekommen. Das Problem kennen die anderen Buchhandlungen nämlich auch.
WPU Jg.9: Wie reagieren Sie in ihrer Buchhandlung, wenn Sie mitbekommen, dass ein Kunde nur Beratung abgreift und dann online dieses Buch kauft?
Anne Rinklake: Immer bekommen wir das natürlich nicht mit. Aber ich kann das grundsätzlich nicht gut haben, wenn ich einfach so benutzt werde.
WPU Jg.9: Was ist das Besondere an ihrer Buchhandlung – so im Gegensatz zu anderen Buchhandlungen?
Anne Rinklake: Ja…also ich hab zum Beispiel im Laden ein Eichhörnchen! Das ist eine Handpuppe, die wird von mir mit Leben gefüllt und nimmt so mit Kindern Kontakt auf, z.B.: „Hallo, wollen wir mal kurz gucken ob das Eichhörnchen wach ist?“ – Wir öffnen beispielsweise auch schon um 6:30 Uhr – so kann man noch vor der Schule oder vor der Arbeit ein Buch besorgen. Und wenn man ein Buch bei uns bestellt, ist es am nächsten Tag da.
WPU Jg.9: Was lieben sie so an ihrem Beruf?
Anne Rinklake: Der Umgang mit Menschen. Wenn die Menschen lächelnd aus der Buchhandlunge rausgehen, das macht mich einfach glücklich.
WPU Jg.9: Haben sie Ideen, wie man verhindern kann, dass der lokale Buchhandel ausstirbt?
Anne Rinklake: Also ich würde mal fast sagen, wir müssen einfach zusehen, dass wir das, was wir vor Ort noch kaufen können, auch vor Ort kaufen. Dieser Kreislauf von Angebot und Nachfrage – wir müssen einfach aufpassen, dass wir das, was wir haben, dass das nicht kaputt geht.
WPU Jg.9: Wie wird ihre Buchhandlunge in 20 Jahren aussehen?
Anne Rinklake: Vor 24 Jahren meinte ein Freund von uns, dass sich eine Buchhandlung nicht lohnen wird. Aber wir stehen jetzt hier. Deshalb glaube ich mal, in 20 Jahren wird es unsere Buchhandlung genau so noch geben.
WPU Jg.9: Vielen Dank für das Gespräch!