Plattdeutsch mit Emsi

Schülerfirma am Harener Gymnasium arbeitet an Buch für Zwei- bis Dreijährige

von Matthias Engelken

Haren. Emsiges Treiben zwischen den Abteilungen Marketing, Produktion und Grafik: Bald schon möchte die Schülerfirma am Gymnasium Haren ein ganz besonderes Produkt herausbringen. Doch etwas fehlt noch zur Umsetzung.
Gemeinsam mit 13 weiteren Mitstreitern arbeitet die Gymnasiastin der 11. Klasse eifrig an der Umsetzung. Ein Buch soll es sein. Doch nicht irgendeines, sondern ein Werk, mit dem schon die Jüngsten die ersten plattdeutschen Begriffe erlernen können.

Plattdeutsch als regionales Kulturgut: „Wir haben gemerkt, dass wir kaum noch Plattdeutsch sprechen, aber noch viele unserer Mitmenschen, vor allem Ältere die Sprache verwenden“, erläutert eine 16-Jährige. Zudem sei das Plattdeutsche regionales Kulturgut, das gerade von Jugendlichen gefördert werden sollte.

Weit mehr als ein Bilderbuch: Doch was in der Theorie einfach klingt, musste mühsam erarbeitet werden. Mithilfe der Eltern und Großeltern wurden schnell besondere Begriffe gefunden, die es ins Werk schaffen sollten. Denn längst nicht alles ist in der Lektüre in Plattdeutsch geschrieben. „Ziel ist, sich frühzeitig der Sprache anzunähern“, erläutert Ole Schröer. Der Wesuweer ist überzeugt von dem Werk. Die Bilder zeichnete Isabelle Schollas in mühevoller Kleinstarbeit. Zuvor hatten die Kollegen eine spannende Geschichte um Emsi, die Hauptprotagonistin, gestrickt, die etwas tollpatschig ist, gern alltägliche Dinge verliert und von Tieren bei der Suche unterstützt wird.  Schollas holte sich bei ihrer Arbeit Hilfe, sprach mit einer professionellen Grafikerin, hatte Kontakt zu einer Buchillustratorin. „Anfangs hatte ich Bilder in vielen bunten Farben gezeichnet, das war sehr unruhig“, erzählt sie. Auf sechs Kernfarben hatte sie sich dann beschränkt. „Das wirkt insgesamt beruhigend“, sagt auch Lehrer Henning Pracht, der die Schüler bei der Umsetzung begleitet.

Bunte Zeichnungen für das Buch.
Foto: Matthias Engelken

Lehrreiche Gespräche mit Unternehmern: Er ist begeistert vom Engagement, sieht in dem Projekt großes Potenzial. Auch weil die Schüler dabei viel lernen. „Zur Eröffnung eines Kontos ging es zur Bank, Fördergelder mussten beantragt werden, die Kontakte zu Grafikern, aber auch das Abfragen der Kosten bei den Druckereien sind Dinge, die einem zunächst schwerfallen“, sieht der Oberstudienrat einen enormen Lernerfolg.
So ging es natürlich auch um steuerliche Fragen und nicht zuletzt um das Produkt selbst. Denn auch die Zielgruppe stand im Blickpunkt: So beispielsweise, als es um den Bucheinband ging. Bei Zwei- bis Dreijährigen muss er einiges aushalten. „Deshalb werden wir einen Teil der Auflage mit Pappbüchern vermarkten“, erzählt Hanna Schmitz. Ein weiterer Teil werde als Broschüre verkauft.

Auf der Suche nach Sponsoren: Was das einzelne Werk am Ende kostet, ist noch nicht klar. Die Berechnung fehlt bisher. „Wir sind derzeit auf der Suche nach Sponsoren“, erzählt Ole Schröer. Die Emsländische Landschaft hatte bereits die Kosten zur Grafik übernommen, nun stehen noch die Druckkosten an. Darum kümmert sich gerade die Marketingabteilung. Zeitgleich laufen ersten Werbemaßnahmen in den sozialen Medien. Eigens dafür gab es Kontakt zu einem Social-Media-Experten. Erst nach Abschluss der Gespräche mit möglichen Sponsoren wissen die Schüler, wie teuer ein Exemplar wird. Einige Hundert Werke sollen in Druck gebracht werden.

Auszeichnungen für Schülerfirmen

Viel Aufwand für die Schüler, die sogar in den Ferien ihre freie Zeit opferten. Allerdings nicht ohne Grund. Denn mit ihrer neu gegründeten Schülerfirma „Dat Plattebauk“ treten die Elft-Klässler in große Fußstapfen, hoffen auf ein ähnliches Ergebnis. Im vergangenen Jahr hatte die damalige Schülerfirma „FreeKey“ mit ihren Schlüsselbrettern großen Erfolg und erreichte auf Anhieb den zweiten Platz beim niedersächsischen Landeswettbewerb. Den Erlös spendete das Schülerunternehmen später an das Projekt „Ein Tag für Dich“, ein Projekt, welches junge Menschen aus der Region in Notlagen unterstützt.

aus: Meppener Tagespost, Ausgabe 22.01.2022, S. 20

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