Seit dem letzten Jahr ist die Umweltbewegung Fridays For Future (FFF) in aller Munde. Viele Jugendliche organisieren und politisieren sich, gehen auf Demonstrationen und das in ihrer Schulzeit. Ist diese Vernachlässigung der Schulpflicht wirklich notwendig und gerechtfertigt?
Auch wenn es paternalistisch klingt: Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es sich bei FFF teilweise nur um einen Trend unter Schüler*innen gehandelt hat. Die Situation wurde nicht richtig verstanden und dazu ausgenutzt, die Schule zu schwänzen. Natürlich muss das Thema Klimaschutz Aufmerksamkeit generieren, aber jegliche Probleme zu ignorieren, bringt FFF auf lange Sicht nichts. Es könnte sogar sein, dass es mehr bringen würde, nicht während der Schulzeit zu demonstrieren. Wenn man es logisch betrachtet, hätte das zum einen den Vorteil, dass unser Privileg der Schulpflicht geachtet werden könnte. Zum anderen kann es keine Reaktionen in Richtung „Die wollen ja nur nicht zur Schule gehen“ geben. FFF hat es geschafft, dass ihr Engagement beachtet wird. Diese Aufmerksamkeit könnte jetzt genutzt werden, um umzustrukturieren und damit jegliche Kritik zu ersticken.
Weiterhin muss man zugeben, dass FFF eine gewisse Naivität anhaftet. Man kann Probleme nicht damit lösen, dass man gegen sie demonstriert und darf das auch nicht erwarten.
Trotzdem gehen Teile der Bewegung davon aus, dass ihre Vorhaben sofort umgesetzt werden, wie z. B. beim Kohleausstiegsgesetz. Es braucht in einer Demokratie Mehrheiten und Kompromisse, auch wenn das mit Blick auf die drohenden Gefahren des Klimawandels manchmal zu Unverständnis führen kann.
Es ist trotzdem wichtig zu sagen, dass diese Naivität auch gute Seiten haben kann, da dieses Denken in schwarz und weiß die Verantwortlichen möglicherweise dazu zwingt, etwas zu unternehmen.
Zweifellos gibt es an FFF auch viele gute Aspekte zu betrachten. Die Politikverdrossenheit, die noch bis vor wenigen Jahren unter Jugendlichen zu spüren war (siehe bspw. https://www.focus.de/politik/deutschland/jugend-2000-die-romantischen-realisten_aid_183607.html), hat deutlich nachgelassen. Auch wenn andere Themen, die daran hängen, wie soziale Gerechtigkeit, Lobbyismus und Feminismus weiterhin gekonnt ignoriert werden, ist es zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. Es bleibt dann nur zu hoffen, dass die Politikverdrossenheit nicht verstärkt wird, wenn Jugendliche erst einmal die langsamen Mühlen unseres Systems bemerken, wenn es um ihre Forderungen geht, sondern dass vielleicht auch Engagement in den Parteien und ihren Jugendorganisationen zu bemerken ist.
Weiterhin als positiv einzuschätzen ist die Polarisierung durch FFF. Auch wenn das paradox klingt, ist es die einzige Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu erregen. In einer immer weiter alternden Gesellschaft ist der Klimawandel nicht unbedingt Punkt 1 auf der Tagesordnung, weil für solche Themen, die eher die Jugend betreffen werden, nur wenig Wählerstimmen geholt werden. Jetzt aber eine aktive Bewegung zu haben, die auch ihre Eltern und Großeltern beeinflussen kann, überparteilich und in fast der gesamten Jugend anerkannt, das bringt die drohende Katastrophe in die öffentliche Diskussion!
Fridays For Future ist zwar zu kritisieren, wenn es um ihre Naivität und den Hype darum geht.
Trotzdem war es meiner Meinung nach lange überfällig, dass es eine Bewegung gibt, die mit ihren Zielen viele Jugendliche anspricht und sie auch politisieren kann, wobei sich letzteres hoffentlich auch auf andere Bereiche auswirkt. Denn es reicht meiner Meinung nach nicht, für ein Thema zu demonstrieren und alles andere zu ignorieren. Wenn man etwas verändern will, sollte man auch in Erwägung ziehen, ins politische Leben, beispielsweise in Parteien, einzutreten.
Ja, der Klimaschutz ist wichtig, und auch demonstrieren ist in einer Demokratie wichtig, aber nur Kritik an einem Prozess zu tätigen, an dem man die Chance hat, etwas zu verändern, ist nicht genug.
Dieser Kommentar stammt von der Redaktion des Raabeblog – der digitalen Schülerzeitung des Gymnasiums Raabeschule. Außer diesem Kommentar haben wir uns in einem Interview und einem weiteren Bericht dem Thema “Fridays for Future” angenähert.