Sekundarstufe II

Sekundarstufe II


Aktuelle Bausteine der Arbeit in der Sekundarstufe II

 

Vorbemerkung:

 

Die Aufgabe der Arbeit in der Sekundarstufe II ist eine Brückenfunktion zwischen der Sekundarstufe I und den Anforderungen des Erwachsenenlebens.  Somit steht die Gestaltung des Übergangs von der Schule zum nachschulischen Leben im Fokus aller Maßnahmen und Unterrichtsangebote der 10.-12. Klasse. Die Grundlage der Arbeit ist das 2016 neu gestaltete Kerncurriculum für den Schwerpunkt Geistige Entwicklung in Niedersachsen.  Das übergreifende Bildungsziel ist es, dass die Schüler*innen umfassende personale, gesellschaftliche und vorberufliche Handlungskompetenzen erwerben und ihre Autonomie, Selbstbestimmung und die gleichberechtigte und solidarische Teilhabe am gesellschaftlichen Leben bestmöglichst gefördert wird.

Innerhalb der Stufen- und Fachkonferenz der Sekundarstufe II wird regelmäßig an Konzeptionen weitergearbeitet, um die Bildungsziele an sich verändernde inner- und außerschulische Gegebenheiten anzupassen. Dies ist ein offener Prozess.

 

Aktuelle Bausteine der Arbeit

 

  1. Klassenübergreifende Arbeitsweise

Der Unterrichtsalltag in der Sekundarstufe II erfährt insgesamt eine deutliche Veränderung im Vergleich zur Sekundarstufe I. Es gibt vermehrt klassenübergreifende Angebot und der Unterricht im Klassenverband tritt immer mehr in den Hintergrund. Mehr als 50% des Unterrichts findet klassenübergreifend statt (u.a. Arbeitsprojekte, Sport, kreative Angebote).

Ziel ist es, die Schüler*innen auf sich ändernde Bezugsgruppen vorzubereiten, mehr Flexibilität in persönlichen Bezügen zu erreichen und Abnabelungsprozesse einzuleiten.

 

  1. Besondere Unterrichtsinhalte

In der Sekundarstufe II wird mit dem Konzept der „Persönlichen Zukunftsplanung“ gearbeitet.  Hierbei werden die Schüler*innen dabei unterstützt, eigene Wünsche, Bedürfnisse, Vorlieben und Abneigungen zu erkennen und darstellen zu können. Dies trägt dazu bei, die eigene Zukunft in allen Bereichen eigenverantwortlicher und selbstbestimmter zu gestalten.

Für das Training sozialer und kommunikativer Schlüsselkompetenzen wird das Konzept „KuKuK“ eingesetzt.

„KuKuK“ ist ein von der Hamburger Arbeitsassistenz entwickeltes Programm zum Erwerb von Schlüsselqualifikationen für den Arbeitsalltag. Bei diesem Training der sozialen Kompetenzen wird versucht, einen engen Bezug zu den Betriebspraktika herzustellen und an die dort auftretenden Fragen und Probleme sowie den daraus resultierenden Qualifizierungsbedarf anzuknüpfen.

 

  1. Arbeitsprojekte

Mittwochs und donnerstags finden in der Sekundarstufe II klassenübergreifende Arbeitsprojekte statt, die durchgängig als Schülerfirmenabteilungen organisiert sind. Die Schülerfirma „Knieberg GmhM“ wurde 2007 als Teil der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung im Rahmen der berufsorientierenden Maßnahmen gemäß dem Runderlass des MK vom 04.08.2004 gegründet. Hierbei steht die Produktherstellung und Servicearbeit für schulische und außerschulische Kund*innen im Vordergrund. Betriebliche Qualitätsstandarts und Kundenorientierung haben einen wichtigen Stellenwert. Das Führen eines Kassenbuches und die Kalkulation von Einnahmen und Ausgaben gehören zu den Aufgaben einer Schülerfirma.

Je nach Jahrgangsstärke und Personalzusammensetzung haben sich z.Zt. folgende Abteilungen etabliert, die nach eigenen Wünschen der Schüler*innen für jeweils ein Schuljahr gewählt werden.:

  • Gartenabteilung (Arbeit eines GaLa Bau Betriebes)
  • Wohnungsabteilung (Einrichtung, Pflege, Vermietung der Schulwohnung)
  • Snackbar (Betreibung des Kiosks im Gymnasium Oedeme, z.Zt. ausgestzt)
  • Werkabteilung (Herstellung von Gartenliegen)
  • Kniebergs Liebling (Herstellung von Schmuck und Taschen)

Ziel ist es, die Schüler*innen in verschiedene Arbeitsprozesse einzuarbeiten, Neigungen zu entwickeln und möglichst viel außerschulischen Kundenkontakt zu ermöglichen. Hierbei ist die Einhaltung von Qualitätsstandarts ein wichtiger Baustein.

  1. Siezen

Nach einem intensiven innerschulischem Entscheidungsprozess hat sich die Schule 2007 entschlossen, das „Siezen“ der Schüler*innen durchgängig mit Eintriitt in die Sekundarstufe II einzuführen.

Ziel ist es, die Schüler*innen an das Erwachsenwerden heranzuführen, respektvolle Distanz zu etablieren und ihr Selbstbewusstsein als werdende Erwachsene zu stärken.

 

  1. Betriebspraktika

In jedem Schuljahr der Sekundarstufe II absolviert jede* Schüler*in ein 2-wöchiges Arbeitspraktikum. Für die 10.+11. Klassen findet der Termin In Absprache mit dem Sozialdienst der Lebenshilfe  i.d.R. im Frühjahr statt.  Für die 12. Klassen findet die Terminabsprache mit dem Berufsbildungsbereich der Lebenshilfe statt. Dieser liegt auch i.d.R. im Frühjahr. Die Praktika können in Betrieben des 1. Arbeitsmarktes, aber auch in WfbMs (Werkstatt für behinderte Menschen) oder Tagesförderstätten absolviert werden.  Die Klassenteams unterstützen die Elternund Schüler*innen bei der Suche der Praktikumsstellen. Der Transport zu den Praktikumsstellen wird, wenn nötig, über den Landkreis gewährleistet. Zusätzliche Praktika sind in Absprache mit den Teams und der Schulleitung möglich, die Fahrt muss dann allerdings elternseits organisiert werden.

Im Unterricht wird das Praktikum mit Betriebsbesichtigungen, Bewerbungstrainings, Lebensläufen, Praktikumsberichten und Besuchen während des Praktikums sorgfältig vor- und nachbereitet.

Das Ziel ist es, den Schüler*innen Einblicke in Betriebe zu geben und ihnen mögliche berufliche Perspektiven aufzuzeigen. Sie können konkret eigene Wünsche, Vorlieben und Abneigungen entwickeln.

 

  1. Wohnen

In der Sekundarstufe II bildet das Thema „Wohnen“ einen eigenständigen Lernbereich. Verschiedene Aspekte des Themas werden in unterschiedlichen Unterrichtsfächern thematisiert. Praktische Aspekte können im Hauswirtschaftsunterricht, in den Arbeitsprojekten (Wohnungsabteilung, Snackbar) , auf Klassenreisen oder in Vorhaben aufgezeigt werden. Die 10.+11. Klassen können in der Schulwohnung ein Wohntraining während der Unterrichtszeit abhalten. Konzeptionell sollten die 10. Klassen das Training klassenintern und die 11. Klassen klassenübergreifend absolvieren. In den 12. Klassen findet eine enge Kooperation mit der Leitung des Wohnbereiches der Lebenshilfe (z.Zt. Frau Klinge) statt. Die Klassen besuchen verschiedene Wohnheime und WGs der Lebenshilfe und lernen so die unterschiedlichsten Möglichen des betreuten Wohnens kennen. Frau Klinge informiert die Eltern über ihre Arbeit auf einem Elternabend und jede* Schüler*in hat die Möglichkeit im 12. Schuljahr ein kostenfreies Probewohnen am Wochenende in einer Einrichtung der Lebenshilfe zu absolvieren. Dieses Probewohnen erfolgt auf Initiative der Eltern und kann auch sehr gerne in anderen Einrichtungen erfolgen. Die Teams unterstützen bei Bedarf.

Allgemeinere Aspekte des Themas (Wohnformen, eigen Vorstellungen, Wohnungssuche, Gestaltungswünsche, Einrichtung, Funktionsräume etc.) werden klassenintern behandelt.

Ziel ist es, die Schüler*innen und Eltern für den Bereich des Wohnens theoretisch und praktisch zu sensibilisieren, Kontakte aufzubauen und Perspektiven für später zu entwickeln. In der Regel wird das Thema „Wohnen“ für die Schüler*innen und Eltern erst dann konkret, wenn sich der Bereich „Arbeit“ gut etabliert hat.

 

  1. Freizeit

Hier lernen die Schüler*innen die vielfältigen Möglichkeiten kennen, ihre Freizeit nach eigenen Bedürfnissen und Wünschen zu gestalten. Dabei geht es einmal um die Auseinandersetzung mit Freizeitmöglichkeiten innerhalb des Schulalltages sowie um das selbstbestimmte Auswählen und die Organisation von Freizeit im außerschulischen Bereich. Es sind auch gemeinsame altersgemäße Besuche außerschulischer Veranstaltungen (Jakobfestival, Lunatic, Discobesuche u.a.) möglich. Unterrichtszeiten können zu diesem Zweck verlagert werden.

Besondere Gelegenheiten für das selbständige Einbringen eigener Freizeitwünsche ergeben sich während des Wohnpraktikums, der Klassenfahrten, der Auswahl eines stufeninternen Kreativangebotes, bei stufenübergreifenden Angeboten (Fußball, Band, Theater, AGs), der Gestaltung von Disco-Veranstaltungen, der Auswahl von Filmen bei den Schulkinowochen und AIDS-Filmtagen und in den täglichen Pausenzeiten (Billiard- und Kickertisch, Spiele, Lese- und Malecke etc). Eine Pausenzeit ist in der Sekundarstufe II zur freien Gestaltung reserviert, die andere ist verpflichtend auf dem Pausenhof mit den Mitschüler*innen der Schule zu verbringen.

 

  1. Besonderheiten für die 12. Klassen

Seit 2007 besteht eine enge Kooperation mit der Georg-Sonnin-Schule (BBS II) in Lüneburg.  Diese hat sich seit dem Schuljahr 2014/15 weiter intensiviert und etabliert. Seit dieser Zeit werden die 12. Klassen der Sekundarstufe II als Kooperationsklassen in die Räumlichkeiten der BBS II ausgelagert. Die unterrichtliche Kooperation findet mit der Berufseinstiegsschule (BES) statt. In den Fachpraxisklassen der BES1 haben die Schüler*innen die Möglichkeit, am Unterricht der BES1 teilzunehmen und möglichst mindestens an 2 Tagen in der Woche 1-2 Praxisfelder aus den Bereichen Körperpflege, Textiltechnik, Bautechnik, Fahrzeugtechnik, Garten- und Landschaftsbau, Farb- und Raumtechnik, Holztechnik oder Metalltechnik unter fachkundiger Leitung der Fachpraxislehrer*innen kennen zu lernen.

Außerdem nehmen die Schüler*innen an der Eingangswoche, dem Ausflugstag und Orientierungslauf der BES und AG-Stunden teil. Außerdem sind Hospitationen in der BES1 möglich, um schulische Perspektiven nach der 12. Klasse kennen zu lernen.

Diese Kooperation im letzten Schuljahr ermöglicht es den Schüler*innen, neue Perspektiven zu entwickeln und den Übergang von der Schule zum Beruf erlebbar zu machen. Dies unterstützt in besonderem Maße die Entwicklung des Erwachsenwerdens und die Abnabelungsprozesse.

 

  1. Kooperationspartner

In der praktischen Umsetzung der Unterrichtsziele der Sekundarstufe II kommt der Kooperation mit anderen schulischen und außerschulischen Einrichtungen eine besondere Bedeutung zu. Zur Zeit besteht eine regelmäßige Zusammenarbeit mit folgenden Einrichtungen:

  • Mit der Lebenshilfe Lüneburg–Harburg als größtem Anbieter von Wohnheim- und Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung in Lüneburg und Umgebung besteht ein Kooperationsvertrag im Bereich Wohnen. Weitere Bereiche der Zusammenarbeit sind Werkstatt, Berufsbildungsbereich, Tagesförderstätte und Freizeitangebote, Weihnachtsbasar u.a..
  • Eine enge Zusammenarbeit besteht auch mit anderen Wohn- und Arbeitseinrichtungen im Landkreis Lüneburg und in angrenzenden Landkreisen. Hierzu gehören der Hof Bockum, der Birkenhof, die Loewestiftung, der Weidenhof, Dalle e.V. u.a. In regelmäßigen Veranstaltungen beim „Markt der Möglichkeiten“ in der Schule stellen sich diese Einrichtungen der interessierten Schulöffentlichkeit vor und bieten so Möglichkeiten des Austausches und der Perspektivfindung.
  • Jeweils zum Halbjahreswechsel finden in der BBS II persönliche Beratungstermine mit den Reha-Berater*innen der Agentur für Arbeit für die Entlassschüler*innen satt, um den beruflichen Werdegang in gemeinsamen Gesprächen mit den Eltern bzw. Erziehungsberechtigten und den Schüler*innen zu besprechen und Perspektiven zu erörtern.
  • Für berufliche Perspektiven außerhalb der geschützten Werkstätten besteht ein enger Kontakt zum Integrationsfachdienst der „Neuen Arbeit“. Dort können auch über die Schulzeit hinaus neue Perspektiven entwickelt und erwünschte Veränderungen im Berufsleben unterstützt werden.