Viele Jahrzehnte nach der eigenen Schulzeit wieder in einem Klassenraum zu sitzen, der Lehrerin zuzuhören, an der Tafel zu schreiben – dieser Wunsch erfüllte sich jetzt für Bewohner des Seniorenhauses Mundus. Sie besuchten nun die Auetalschule Altes Amt, mit der eine sehr lebendige Kooperation besteht.
„Das macht richtig Spaß“, freut sich Gisela Bressel. Sie steht am Smartboard und schreibt zum ersten Mal in ihrem 89 Jahre langen Leben an eine elektronische Tafel. Erst noch etwas schüchtern, dann in immer lockerer fließenden Buchstaben: „Wir möchten danke sagen.“ Neben ihr traut sich auch Therese Zieß an das moderne Unterrichtsgerät. Für sie hat der Besuch der Kalefelder Schule gar noch eine ganz besondere Bedeutung. Schließlich hat sie hier viele Jahre lang als Schulsekretärin gearbeitet.
Der Besuchstag hatte bereits am Morgen begonnen. Da waren sieben Schülerinnen des sechsten Jahrgangs mit ihrer Lehrerin Sabine Hirte wie an jedem Mittwoch zum Seniorenhaus gegangen. Unter dem Thema Generationen übergreifendes Lernen wurde dieses Mal dort jedoch nicht gebastelt, gespielt oder gebacken, wie es sonst der Fall ist. Stattdessen fand nun zum ersten Mal der Gegenbesuch der alten Damen und Herren statt.
Zu Fuß wurden die Rollstühle durch die Kalefelder Neustadt geschoben, begleitet von Senioren an Rollatoren und Mundus-Betreuerinnen. Am Schuleingang kamen die Gäste gerade recht zur ersten großen Pause. So war es denn auch kein Problem, dass sich die von Hausmeister Jörg Kamke bereitgestellte Rampe als zu schmal für die Rollstühle herausstellte. Kurzerhand fassten starke Zehntklässler an, um die Gefährte samt Senioren die Stufen hinauf zu heben. Begrüßt von Schulleiterin Angelika Metje und umringt von Dutzenden Schülerinnen und Schülern fühlten sich die Altenheimbewohner sogleich willkommen. „Das war, als hätten alle auf uns gewartet“, freute sich auch Stefanie Christ, die bei Mundus für die Betreuung der Bewohner zuständig ist.
Im Klassenraum gab es sodann das übliche Begrüßungslied, dieses Mal jedoch mit elektronischer Youtube-Unterstützung, während sich Pia, Vanessa, Lucy, Lara, Joana, Anna und Antonia um Getränke und frische Waffeln für die Gäste kümmerten. Es folgten eine Diaschau mit Fotos, die während der zahlreichen Besuche im Altenheim entstanden waren, sowie ein Rundgang durch die Fachräume der Schule. „So was gab es bei uns früher alles nicht“, staunten die Besucher, deren eigene Schulzeit 60, 70 und mehr Jahre zurückliegt.
Es dauerte eine Weile, bis alle Rollstühle den Weg zurück durch Gänge und Klassenräume absolviert hatten und in der zweiten großen Pause wiederum aus der Schule getragen worden waren. „Danke, das war so ein schöner Tag“, freute sich denn Heinz Haake und erntete reichlich Zustimmung von allen Seiten. Für Junge und Alte, Bewohner, Betreuer und Begleiter hat dieser Besuch reichlich Stoff zum Nachdenken geliefert.