Einmal in der Woche ist Mundus-Tag: Dann nämlich gestaltet eine Schülergruppe unserer Schule eine Doppelstunde im Kalefelder Altenheim. Zum Ende des Schuljahres wurde nun der gegenseitige Wunsch erfüllt, dass die Siebtklässler einen kompletten Vormittag mit den Senioren verbringen können.
Der Frühstückstisch ist reich gedeckt: Zwischen Brötchen und Käse, Marmelade und Frühstücksei wird gemütlich gespeist und geplaudert. Während sich die Jugendlichen in Begleitung ihrer Lehrerin Sabine Hirte selbst bedienen, finden sie es ganz normal, dass einige Senioren gefüttert werden. Es ist ein gewohntes Bild, dass manchem Bewohner das Getränk per Strohhalm gereicht oder ein Brötchen in mundgerechte Stücke geschnitten wird.
Die Betreuungskräfte Sylvia Knecht und Birgit Struß haben zudem eine Rallye durch das Seniorenheim entworfen. Einen vierseitigen Fragebogen gilt es zu beantworten; ohne Hilfe der Bewohner geht das nicht. „Worüber freuen Sie sich denn am meisten?“ fragt also der vierzehnjährige Hendrik. Und Frau Bressel (90) dazu: „Dass meine Freundin mich jeden Sonntag besuchen kommt. Und über den Garten.“ „Und wenn wir kommen?“ fragt der Junge noch. „Sehr schön ist das. Das finde ich sehr gut.“ Lara und Joana haben derweil herausgefunden, wer hier die beiden ältesten Bewohner sind. Jannik und Vanessa wissen nun, dass Senioren nicht Hamburger und Pommes als Lieblingsgericht wählen, sondern Braten mit Gemüse und Kartoffeln.
Man kommt ins Gespräch, was bisweilen zu rührenden Szenen führt. Wenn nach den schlimmsten Erlebnissen der Bewohner gefragt wird und dabei dunkle Gedanken an Krieg, Vertreibung oder den Tod eines geliebten Menschen wach werden. Ebenso intensiv sind die Erinnerungen an schöne Ereignisse, wie etwa das Tanzen auf Festen oder die Geburt der Kinder. Und manch alter Mensch weiß noch genau, wie es war, als das Farbfernsehen eingeführt wurde oder die ersten Menschen auf dem Mond landeten. Da leuchten die Augen beim lebhaften Erzählen. Die Jugendlichen wiederum erfahren authentischen Geschichtsunterricht mit persönlicher Note, tauchen ein in unbekannte Zeiten und Orte.
Es folgen leichte Gartenarbeit und kreative Bastelstunde, bevor es zum gemeinsamen Mittagessen geht. Zwischendurch bewegen sich die Jugendlichen, die nun im dritten Jahr diese besondere Form des Generationen übergreifenden Lernens gestalten, völlig natürlich im Kreis der Senioren. Ein ruhiger Umgang mit den Bewohnern, das Schieben der Rollstühle, das Anreichen von Getränken und eine umsichtige Hilfsbereitschaft sind den Jungen und Mädchen eine Selbstverständlichkeit.
Das zeigt sich auch bei der letzten Aktion des Vormittags: Um Punkt halb eins steht ein Eiswagen vor der Tür des Altenheims, der von Alten und Jungen gleichermaßen freudig begrüßt wird. „Einmal Schokolade und Vanille, einmal Erdbeer und Banane“ sind sodann die Aufträge, die die Siebtklässler für die wartenden Senioren ausführen. Zum Schluss schlecken alle genüsslich die kühle Leckerei, die Einrichtungsleiter Björn Bettermann spendiert hat. Sowohl er als auch Schulleiterin Angelika Metje halten dieses Projekt zwischen Auetalschule und Kooperationsbetrieb für ein durchweg positives Projekt zum Vorteil beider Seiten.