Das Deutsche Schulbarometer: Aus Sicht der Schulleitungen ist der Personalmangel die größte aktuelle Herausforderung
Am 18. Januar 2023 hat die Robert Bosch Stiftung den Bericht „Das Deutsche Schulbarometer: Aktuelle Herausforderungen der Schulen aus Sicht der Schulleitungen“ präsentiert. Unter dem Titel „Deutsches Schulbarometer“ veröffentlicht die Stiftung seit 2019 regelmäßig die Ergebnisse repräsentativer Erhebungen im Bildungssektor. Zuletzt wurden im November 2022 1.055 Schulleitungen von allgemein- und berufsbildenden Schulen zu aktuellen Herausforderungen befragt. Im Folgenden berichten wir über ausgewählte Ergebnisse dieser repräsentativen Erhebung.
Gefragt nach der aktuell größten Herausforderung geben zwei Drittel der Befragten den Personalmangel an ihren Schulen an (67 %). Mit großem Abstand werden Digitalisierung, Bürokratie und Arbeitsbelastung von jeweils etwa einem Fünftel der Schulleitungen genannt. Auffällig ist zudem, dass Schulleitungen von Schulen in sozial schwieriger Lage (80 %), an Förderschulen (76 %) und an Haupt-, Real- und Gesamtschulen (73 %) überdurchschnittlich häufig den Personalmangel als größte Herausforderung sehen.
Lernrückstände stellen weitere Herausforderung dar
Lernrückstände von Schülerinnen und Schülern wurden nur von sechs Prozent der Schulleitungen als aktuell größte Herausforderung genannt. Auf die Frage „Wie viele Schüler:innen haben deutliche Lernrückstände?“ antworteten die Befragten im Mittel mit 35%. Deutlich höher schätzen Schulleitungen von Schulen in sozial schwieriger Lage (65 %) und von Schulen, an denen über 50 % der Schülerinnen und Schüler zuhause eine andere Familiensprache als Deutsch sprechen (54 %), den Anteil an Kindern mit deutlichen Lernrückständen ein.
Der Umgang mit Lernrückständen und die Unterstützung der Schülerinnen und Schüler beim Lernen wurde anhand der Zustimmung zu den folgenden beiden Aussagen gemessen:
„Trotz aller Bemühungen kann meine Schule einigen Schüler:innen aktuell nicht die adäquate Unterstützung beim Lernen bieten, die sie benötigen.“ Durchschnittlich stimmen 78 % aller Befragten dieser Aussage voll, ganz oder eher zu. Schulleitungen von Schulen in sozial schwieriger Lage stimmen zu 88 % voll, ganz oder eher zu.
„An meiner Schule konnten wir trotz aller Bemühungen die Schüler:innen mit den größten Lernrückständen nicht erreichen.“ Dieser Aussage stimmen 53 % der Befragten voll, ganz oder eher zu. Schulleitungen von Schulen in sozial schwieriger Lage stimmen zu 63 % voll, ganz oder eher zu.
Pandemie-Folgen: Bedarf an Fördermitteln weiterhin vorhanden
Nur ein Drittel der befragten Schulleitungen stimmen voll, ganz oder eher zu, dass Aufholprogramme und Fördermittel zur Verringerung der coronabedingten Lernrückstände beigetragen haben. Hingegen sehen über zwei Drittel der Personen an ihren Schulen weiteren Bedarf für entsprechende Fördermittel. Im Bericht wird auf Basis dieser und weiterer Daten eine eher negative Bilanz des Corona Aufholprogramms gezogen. Darauf aufbauend werden Schlüsse für das geplante Startchancen-Programm gezogen (z.B. bedarfsgerechte Mittelverteilung und Programmevaluationen).
Neben der Einschätzung der Lernrückstände sollten die Schulleitungen auch angeben, ob an ihren Schulen die Lernstände der Schülerinnen und Schüler systematisch erfasst werden. 56 % aller Befragten bejahen dies. Überdurchschnittlich häufig geben Schulleitungen von Schulen in sozial schwieriger Lage an, systematische Lernstandserhebungen durchzuführen (73 %).
Untersucht wurde des Weiteren der Umgang mit neu zugewanderten Schülerinnen und Schülern, insbesondere aus der Ukraine sowie Aspekte der psychischen Belastung der Kinder und der psychosozialen Versorgungslage an den Schulen.
Quelle
Robert Bosch Stiftung (2023). Das Deutsche Schulbarometer: Aktuelle Herausforderungen aus Sicht von Schulleitungen. Ergebnisse einer Befragung von Schulleitungen allgemein- und berufsbildender Schulen. Stuttgart: Robert Bosch Stiftung. Abzurufen unter https://deutsches-schulportal.de/deutsches-schulbarometer/downloads/Deutsches_Schulbarometer_November_2022.zip