Eine der grausamsten Branchen überhaupt, die Kleiderindustrie. Die Arbeitsbedingungen der Arbeiter, der Horror! Selbst Hilferufe der Näher und Näherinne sind in einigen Etiketten von Kleidung der Billigmarke Primark eingenäht worden. Dennoch kaufen Millionen von Menschen ihre Kleidung dort, ohne überhaupt zu hinterfragen, wie schwer es die Näher und Näherinnen der billigen Kleidung eigentlich haben. Von Ida B.
Ein Top für unter 5 Euro und eine Hose für 10 Euro. In Klamottenläden wie Primark ganz normale Preise. Aber wie kann es überhaupt zu derart niedrigen Preisen kommen? Welche Folgen hat diese Art von Kleiderproduktion? Und vor allem, unter welchen Umständen müssen die Näher und Näherrinnen arbeiten?
Große Beliebtheit von Marken wie Primark
Zuerst einmal lässt sich feststellen, Preise wie die bei Primark locken viele, oftmals junge Kunden an. Die allermeisten Jugendlichen haben bestimmt schon mal das ein oder andere günstige Teil bei Primark oder anderen großen Billigmarken wie H&M gekauft. Überfüllte Gänge, eine laute Lärmkulisse, Kleidungsstücke teilweise auf dem Boden verstreut, und trotzdem, Billigmarken wie Primark laufen. Wirft man einen kurzen Blick ins Etikett, lassen sich auch die extrem niedrigen Preise schnell erklären. In Ländern wie Bangladesch, der Türkei oder China kann Kleidung für sehr geringen Kostenaufwand schnell produziert werden. Wobei der enorme Umsatz, den Firmen wie Primark macht, leider fast komplett an die Firmen geht. Nur ein sehr geringer Teil geht an die Näher und Näherinnen. Leider wissen viele nicht, was für eine grausame Industrie sie beim Kauf in solchen Läden unterstützen.
Grausame Arbeitsbedingungen
Die Näher und Näherinnen arbeiten oft 6 Tage die Woche, von morgens bis abends und wer seine Arbeit nicht schafft, macht unbezahlte Überstunden. Und das für einen viel zu geringen Lohn, als dass man davon leben könnte. Es ist ebenfalls kein Geheimnis, dass die Arbeitsbedingungen auf keinen Fall angemessen sind, es gibt keine Klimaanlagen und auch die Fabriken sind oftmals einsturzgefährdet. Denn auch Primark hatte in der 2013 eingestürzten Fabrik in Bangladesch Kleidung produzieren lassen. Mehr als 1100 Billigarbeiter wurden hier unter dem einstürzenden Gebäude begraben. 2014 dann ein weiterer Skandal, eine Kundin aus Nordirland hatte in ihrer Hose einen eingenähten Zettel gefunden, auf dem der Schreiber sich auf asiatischen Schriftzeichen beklagt, er müsse wie ein Ochse arbeiten und das Essen wäre ungenießbar. Ebenfalls sind Hilferufe wie SOS zu erkennen. Doch dies scheint kein Einzelfall zu sein, weitere Kunden berichten, solche hilfesuchenden Botschaften in den Etiketten der Kleidung gefunden zu haben. In einem Kleid von einer weiteren Kundin wurde beispielsweise die Aufschrift: „degrading sweatshop conditions“ („erniedrigende Bedingungen im Ausbeuterbetrieb“) gefunden. Primark äußerte sich zu diesen Vorwürfen und gab bekannt, sie würden diese Fälle nachverfolgen. Viel mehr passierte allerdings nicht.
Nicht nur Primark ist betroffen
Wie man unschwer erkennen kann, sind die Arbeitsbedingungen, unter denen die Näher und Näherinnen arbeiten, katastrophal. Doch nicht nur Billigmarken, wie Primark, SHEIN oder h&m produzieren in solchen Fabriken. Auch teurere Marken, wie beispielweise Nike oder Adidas produzieren ihre Kleidung in Ländern wie Bangladesch oder China. Man sieht also, auch die vermeintlich hochwertigere Kleidung, wird manchmal unter genauso schlimmen Arbeitsbedingungen in teilweise denselben Fabriken, wie Primark Kleidung genäht.
Folgen einer solchen Industrie
Die billigen Preise bei Primark und anderen billig Marken führen auch zu einem viel höheren Konsum von Kleidung. Die Menschen kaufen also tendenziell mehr Kleidung, als sie eigentlich benötigen. Auch für das Klima und die Umwelt ist unsere Kleiderindustrie nicht vorteilhaft. Durch die langen Transportwege, meist durch große Containerschiffe oder Flugzeuge, wird die Umwelt extrem belastet. Wer wirklich mit gutem Gewissen Kleidung kaufen will, sollte Fair Trade kaufen. Jedoch können sich viele die teureren Produkte nicht leisten und entscheiden sich dann für die deutlich billigere Kleidung von Marken wie Primark.
Insgesamt wird deutlich, dass die Kleidungsindustrie dringend einige Veränderungen braucht. Den Arbeitern in den Fabriken geht es ganz offensichtlich schlecht. Wer diese Industrie nicht unterstützen will, sollte Fair Trade kaufen, was allerdings viel mehr kostet. Ein weiterer guter Ansatz ist auch, seine alten Klamotten weiterzugeben oder zu spenden, oder second hand seine Kleidung zu kaufen. Aber das wichtigste, was jeder beim Kauf neuer Kleidung tun sollte, ist, sich zu fragen: Ist es mir das wirklich wert?
Quellen:
https://www.wiwo.de/unternehmen/handel/billigmode-warum-primark-kein-skandal-schadet/11316498.html
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/bangladesch-30-euro-lohn-im-monat/7440658-2.html
Es ist immer wieder erschreckend, wie die Arbeitsbedienungen wirklich sind. Nicht nur, dass die Näherinnen und Näher, welche die meiste Arbeit für ein Kleidungsstück leisten, viel zu wenig verdienen, sondern auch die Arbeitsbedingungen vor Ort sind schockierend. Dein Artikel und besonders dein letzter Satz in Form einer Frage regt wirklich zum Nachdenken an. Finde es sehr toll, dass du dieses wichtige Thema gewählt hast!
Ich stimme Oliwia zu. Es ist wirklich unmenschlich, wie die Näher/innen behandelt werden. Ich finde es toll, dass du über das Thema aufklärst.