Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2021 für Niedersachsen (Teil 2): Soziale, zuwanderungs- und geschlechtsbezogene Disparitäten
Im Oktober 2022 wurden die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2021 veröffentlicht. Untersucht wird mit den IQB-Bildungstrends im Primarbereich, inwieweit Viertklässlerinnen und Viertklässler die bundesweit geltenden Bildungsstandards der KMK für den Primarbereich am Ende ihrer Grundschulzeit erreichen. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Ergebnisse in Hinblick auf soziale, zuwanderungsbezogene und geschlechtsbezogene Disparitäten in Niedersachsen.
Soziale Disparitäten im Trend: Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und erreichten Kompetenzen nimmt zu
Im Rahmen der Erhebungen des IQB wird auch die soziale Herkunft der Schülerinnen und Schüler erfasst. Ein dafür genutzter Indikator ist die geschätzte Anzahl an Büchern im eigenen Haushalt.
Sowohl in Deutschland, als auch in Niedersachsen sind Kompetenzrückgänge für Kinder aus sozial schwächeren sowie aus sozial privilegierteren Haushalten zu sehen (s. Abbildung 1). Die Kompetenzrückgänge sind für alle Gruppen in allen Bereichen signifikant. Lediglich der Rückgang des mittleren Kompetenzwertes der Kinder in Niedersachsen mit mehr als 100 Büchern im Haushalt ist nicht signifikant.
Der Rückgang der Kompetenzmittelwerte der Gruppe der Kinder mit maximal 100 Büchern im Haushalt ist für alle Bereiche größer als für Kinder mit mehr als 100 Büchern im Haushalt. Der Zusammenhang zwischen den von den Viertklässlerinnen und Viertklässlern erreichten Kompetenzen und Merkmalen der sozialen Herkunft ihrer Familien hat sich in 2021 im Vergleich zu 2016 demnach verstärkt.
Zuwanderungsbezogene Disparitäten im Trend: Kompetenzrückgänge bei Kindern mit Zuwanderungshintergrund stärker
Sowohl in Deutschland wie auch in Niedersachsen haben die zuwanderungsbezogenen Disparitäten in Deutsch und Mathematik gegenüber 2016 zugenommen. Abbildung 2 zeigt, dass die Kompetenzeinbußen bei Kindern mit Zuwanderungshintergrund in Deutschland und Niedersachsen durchweg stärker sind, als die Einbußen der Kinder ohne Zuwanderungshintergrund. Die Veränderungen sind signifikant. Eine Ausnahme bildet die Gruppe der Kinder ohne Zuwanderungshintergrund in Niedersachsen. Für sie sind die Veränderungen in Orthografie sowie in Mathematik nicht signifikant.
Geschlechtsbezogene Disparitäten: Jungen in Niedersachsen schwächer als in Deutschland
Kompetenzunterschiede zwischen Jungen und Mädchen sind in allen untersuchten Bereichen vorhanden (s. Abbildung 3). Auffällig ist der höhere Kompetenzvorsprung der Mädchen in Niedersachsen in allen untersuchten Bereichen im Fach Deutsch. Im Bereich Orthografie wird dies besonders deutlich: Jungen erreichen in Niedersachsen durchschnittlich 54 Punkte weniger als Mädchen. In Deutschland beträgt die Differenz 31 Punkte. Hingegen ist der Kompetenzvorsprung der Jungen im Fach Mathematik in Niedersachsen geringer als in Deutschland. Jungen in Niedersachsen erreichen durchschnittlich 17 Punkte mehr als Mädchen. In Deutschland beträgt der Unterschied 25 Punkte.
Alle angegebenen Differenzen sind statistisch signifikant.
Die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2021 im Kurzfilm
Ergänzend zu diesen ausgewählten Ergbnissen möchten wir Sie gerne auf das folgende Video hinweisen. Der wissenschaftliche Leiter des IQB-Bildungstrends, Dr. Stefan Schipolowski, präsentiert darin die Funktion, die Durchführung sowie die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2021:
Quelle
Stanat, P., Schipolowski, S., Schneider, R., Sachse, K.A., Weirich, S. & Henschel, S. (Hrsg.) (2022). IQB-Bildungstrend 2021. Kompetenzen in den Fächern Deutsch und Mathematik am Ende der 4. Jahrgangsstufe im dritten Ländervergleich. Münster: Waxmann. Abzurufen unter https://box.hu-berlin.de/seafhttp/files/24de4d8c-1aaf-4160-ab7f-79e3d2ebadb1/IQB_Bildungstrend2021_Berichtsband.pdf
Links
Weitere Informationen zum IQB-Bildungstrend 2021 finden Sie hier.
Eine Pressemitteilung zur Veröffentlichung des Kurzfilms finden Sie hier.