Bildung auf einen Blick 2024 (OECD) – Zentrale Ergebnisse
Der OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick 2024“ erfasst die Leistungsfähigkeit von Bildungssystemen im internationalen Vergleich. Dabei fokussiert die Untersuchung insbesondere vier Bereiche: (1.) Bildungsergebnisse und -erträge, (2.) Bildungszugang, Bildungsbeteiligung und Bildungsverlauf (3.) Investitionen in Bildung und (4.) Lehrkräfte, das Lernumfeld und die Organisation von Schulen. Eine vertiefte Darstellung der Struktur und Konzeption des Berichts finden Sie hier. Im Folgenden werden die zentralen Ergebnisse für Deutschland dargestellt.
Bildungsergebnisse und Bildungserträge
Die Bildungsergebnisse und -erträge geben Auskunft über den Bildungsstand der Bevölkerung. Folgende Fragestellungen sind hier von Bedeutung: Über welche Bildungsabschlüsse verfügen Erwachsene? Wie gelingt der Übergang in den Arbeitsmarkt? Wie steht es um die Erwerbsbeteiligung? Welche Einkommensvorteile lassen sich durch Bildung erzielen? Insbesondere mit Blick auf den Übergang in den Arbeitsmarkt ist die Tendenz in Deutschland nicht eindeutig. Es gibt Befunde, die in eine negative Richtung weisen.
In Deutschland ist der Anteil junger Erwachsener (25-34 Jahre) ohne Sekundarabschluss II seit 2016 gestiegen und liegt 2023 mit 16 % sogar über dem OECD-Durchschnitt (14 %). Die jungen Erwachsenen ohne Abschluss im Sekundarbereich-II sind jedoch etwas besser in den Arbeitsmarkt integriert als in anderen Ländern. In Deutschland sind zwar nur 63 % dieser Personengruppe erwerbstätig, im OECD Durchschnitt sind es hingegen 61 %.
Erwerbstätige ohne Sekundarstufe-II-Abschluss in Deutschland erzielen geringe Löhne. 43 % der 25- bis 64-Jährigen ohne Abschluss im Sekundarbereich II verdienen höchstens die Hälfte des Medianeinkommens, im OECD-Raum insgesamt beträgt der entsprechende Anteil 28 %. In Deutschland sank der Anteil von 18- bis 24-Jährigen, die weder in Beschäftigung noch in Ausbildung (NEET) sind von 10,0 % auf 9,6 %. Die NEET-Quote liegt im OECD-Durchschnitt bei 13,8 %. Im Großen und Ganzen erzielen Mädchen und Frauen bessere Bildungsergebnisse als Jungen und Männer. Diese Differenz ist in Deutschland, mit einer Abschlussquote im tertiären Bereich bei 41 % der Frauen und 36 % der Männer, geringer als im OECD Durchschnitt (54 % bzw. 41 %). Die erfolgreichen Bildungsergebnisse der Mädchen und Frauen spiegeln sich jedoch nicht auf dem Arbeitsmarkt wider. Frauen im Alter von 25 bis 34 Jahren sind seltener erwerbstätig als Männer derselben Altersgruppe. Der Geschlechterunterschied zeigt sich insbesondere bei denjenigen ohne Abschluss im Sekundarbereich II. 49 % der Frauen ohne diesen Abschluss sind erwerbstätig, während Männer mit demselben Bildungsstand zu 74 % in Erwerbstätigkeit sind. Besitzen Frauen einen tertiären Abschluss, so sind sie zu 86 % in Beschäftigung, während der Anteil der beschäftigten Männer mit demselben Abschluss bei 92 % liegt.
Ein Abschluss im tertiären Bereich verbessert das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern allerdings nicht: so verdienen 83 % der jungen Frauen mit genanntem Abschluss so viel wie ihre männlichen Kollegen.
Bildungszugang, Bildungsbeteiligung und Bildungsverlauf
Auch in den OECD Indikatoren zeigt sich hinsichtlich des Bildungszugangs, der Bildungsbeteiligung und der Bildungsverläufe, dass die sozialen Disparitäten in Deutschland erheblich sind. Dabei ist die frühkindliche Bildung ein entscheidender Faktor. Die „Kinderbetreuungslücke“ ist hier ebenfalls von besonderer Bedeutung. Mit diesem Begriff wird der Zeitraum zwischen dem Ende der bezahlten Elternzeit und dem Beginn der kostenfreien frühkindlichen Bildung bezeichnet.
Während diese Lücke in acht OECD Ländern gar nicht entsteht, variiert das Kinderbetreuungsangebot in Deutschland stark zwischen den Bundesländern. In vielen Bundesländern wird eine kostenfreie Betreuung erst ab dem 3. Lebensjahr sichergestellt, teilweise sogar später. Auch die Umfänge der kostenfreien Betreuung variieren stark. Zudem nehmen in den ersten beiden Lebensjahren ihrer Kinder sozial benachteiligte Familien weniger an diesen Angeboten teil, als Familien mit höherem Einkommen. In Deutschland ist diese Differenz zwischen Kindern aus unterschiedlich einkommensstarken Haushalten aber geringer ausgeprägt als im OECD-Durchschnitt.
In Bildung investierte Finanzressourcen
Die Finanzierung von Bildung spielt für den gleichberechtigten Zugang zu Bildung eine wichtige Rolle. Die Ergebnisse zeigen, wie hoch die Ausgaben für Bildung sind, wo die Gelder für Bildung herkommen und wie sie in die Bildungseinrichtungen fließen.
Im Jahr 2023 gibt Deutschland 4,6 % des Bruttoinlandsprodukts für seine Bildungseinrichtungen aus. Die jährlichen Ausgaben pro Person von Primar- bis zum Tertiärbereich betragen ca. 17.161 US-Dollar. Der OECD-Durchschnitt für die Bildungsinvestitionen liegt bei 4,9 % bzw. bei 14.209 US-Dollar je Bildungsteilnehmendem. Investitionen in eine hochwertige frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung sind besonders wichtig, um die Ursachen von Ungleichheiten zu verringern. Insofern ist es zu begrüßen, dass Deutschland zwischen 2015 und 2021 vor allem im Bereich der frühkindlichen Bildung finanzielle Anstrengungen unternommen hat. Die Bildungsausgaben für diesen Bereich sind innerhalb dieser Zeitspanne um 42 % gestiegen, im OECD-Durchschnitt um 9 %. Insgesamt liegt Deutschland mit der Steigerung der Bildungsausgaben sowohl für den Elementar-, als auch den Primar- und Tertiärbereich über dem OECD-Durchschnitt.
Lehrkräfte, Lernumfeld und Schulorganisation
Als Inputparameter für die Bildungsergebnisse und -erträge liefern die Indikatoren zu den Arbeitsbedingungen von Lehrkräften, dem Lernumfeld und der Organisation von Schule im Allgemeinen bildungspolitisch bedeutsame Hinweise und Ansatzpunkte für die Qualität von Bildung.
18 von 21 OECD-Ländern mit Daten zur Bildung in der Sekundarstufe I gaben an, dass mit Beginn des Schuljahres 2022/2023 ein Mangel an Lehrkräften zu verzeichnen war. In Deutschland besteht der Lehrkräftemangel für alle Fächer auf Stufe 2 (Sekundarstufe I) der internationalen Standardklassifikation im Bildungswesen (ISCED). Die Gehälter der Lehrkräfte mit 15 Jahren Berufserfahrung im Sekundarbereich I sind zwischen 2015 und 2023 nominal um 22 % gestiegen, inflationsbereinigt aber lediglich um 1 % –. Im OECD-Durchschnitt liegt der reale Lohnanstieg bei 4 %.
Neben verschiedenen Tätigkeiten der Lehrkräfte wird dem Unterricht eine bestimmte Stundenanzahl zuteil. So fallen in Deutschland 642 Zeitstunden jährlich für die tatsächliche Unterrichtszeit an. Der jährliche Länderdurchschnitt beträgt 706 Zeitstunden für die tatsächliche Unterrichtszeit.
Das durchschnittliche Alter der Lehrkräfte ist zwischen 2013 und 2022 gestiegen. So sind 36 % der Lehrkräfte im Sekundarbereich I mindestens 50 Jahre alt. Deutschland verzeichnet einen größeren Anteil an Lehrpersonen ab 50 Jahren als der OECD-Durchschnitt. Innerhalb dieser Zeitspanne ist dieser Anteil jedoch von 50 % (2013) auf 41% (2022) gesunken.
Im OECD-Durchschnitt kommen im Primarbereich 14 Schülerinnen und Schüler auf jede Lehrkraft, Deutschland liegt mit 15 Schülerinnen und Schülern leicht darüber.
Quelle
OECD (2024). Bildung auf einen Blick 2024: OECD-Indikatoren. Bielefeld: wbv Media
OECD (2024). Education at a Glance 2024 – Country notes: Deutschland. Online: https://www.oecd.org/de/publications/2024/09/education-at-a-glance-2024-country-notes_532eb29d/germany_937cfefb.html
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