IQB-Bildungstrend 2022: Ergebnisse für Niedersachsen im Fach Englisch

Im Jahr 2022 wurden im Rahmen des IQB-Bildungstrends zum dritten Mal die Kompetenzen der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler in Deutsch, Englisch und Französisch (nur manche Bundesländer) getestet. Im folgenden Beitrag stehen die Ergebnisse für das Fach Englisch im Fokus. Zunächst erfolgt eine Darstellung des zugrundeliegenden Kompetenzstufenmodells und anschließend der Bericht über die erreichten Kompetenzen in Niedersachsen im Vergleich mit Deutschland insgesamt dar.

Das integrierte Kompetenzstufenmodell

Im IQB-Bildungstrend wird regelmäßig überprüft, inwieweit die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler die Bildungsstandards erreichen. Für die Bereiche Leseverstehen und Hörverstehen im Fach Englisch wurde von der KMK ein integriertes Kompetenzstufenmodell entwickelt (vgl. Tabelle 1), welches die Bildungsstandards für den Ersten Schulabschluss (ESA, früher Hauptschulabschluss) und den mittleren Schulabschluss (MSA) beinhaltet. Die Bildungsstandards für das Fach Englisch orientieren sich zudem am Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen. Auf Basis dieses Modells wird die Kompetenzerreichung im IQB-Bildungstrend erfasst und dargestellt.  

Tabelle 1: Integrierte Kompetenzstufenmodelle im Fach Englisch. Quelle: Stanat et al. (2023), S. 98ff (eigene Darstellung in Tabelle 3.2)

Die Ergebnisse der Kompetenzstufenbesetzung werden in diesem Beitrag anhand der Nicht-Erreichung des Mindeststandards (ESA und MSA) sowie anhand der Erreichung des Regel- und Optimalstandards (MSA) dargestellt. Außerdem werden die mittleren Kompetenzwerte sowie die Entwicklung der Ergebnisse im Trend seit 2009 berichtet.

Alle getesteten Schülerinnen und Schüler werden seit der 5. Jahrgangsstufe im Fach Englisch unterrichtet. Zu beachten ist, dass Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die nicht auf Basis der Bildungsstandards („zielgleich“) unterrichtet werden, auch nicht in die Berechnung der Kompetenzstufenbesetzung einbezogen sind.

Kompetenzstufenbesetzungen im Jahr 2022

Sowohl in Niedersachsen, als auch in Deutschland insgesamt fallen die Ergebnisse für das Fach Englisch besser aus als für Deutsch. Zusammenfassend ist eine überwiegend positive Kompetenzentwicklung zu verzeichnen. Die Werte für Niedersachsen unterscheiden sich grundsätzlich nur gering von den Werten für Deutschland. Im Folgenden wird daher besonders auf signifikante Unterschiede hingewiesen. 

Abbildung 1: Prozentuale Anteile der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler, die im Jahr 2022 im Fach Englisch den Mindeststandard für den ESA bzw. den Mindeststandard für den MSA verfehlen. Quelle: Stanat et al. (2023), S. 106, 109 (in Anlehnung an Abb. 3.29, 3.32)

In Niedersachsen hat im Jahr 2022 knapp ein Viertel der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler den In Niedersachsen hat im Jahr 2022 knapp ein Viertel der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler den Mindeststandard (MSA) im Leseverstehen nicht erreicht (ESA: 8,3 %). Im Hörverstehen ist der Anteil mit 13,2 % geringer (ESA: 1,1%). Die Werte unterscheiden sich kaum von den Werten für Deutschland insgesamt. 

 
 

Im Erreichen des Regel- und Optimalstandards sind in Niedersachsen im Bereich Leseverstehen signifikante Unterschiede zu Deutschland zu verzeichnen. In der Teilpopulation der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler, die mindestens den MSA anstreben, erreichen 55,3 % den Regelstandard (D: 59,6 %) und 24,1 % den Optimalstandard (D: 28,7 %). In der Teilpopulation der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler am Gymnasium erreichen in Niedersachsen 40 % den Optimalstandard im Leseverstehen. Auch dieser Anteil ist signifikant geringer als in Deutschland insgesamt (46,8 %). Im Hörverstehen unterscheiden sich die Werte für Niedersachsen nicht signifikant von den Werten für Deutschland insgesamt.

Kompetenzstufenbesetzungen im Trend 2009 – 2015 – 2022  

Abbildung 4: Differenz der prozentualen Anteile der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler, die im Fach Englisch in den Jahren 2009 und 2015 den Mindeststandard für den ESA bzw. den Mindeststandard für den MSA verfehlen. Quelle: Stanat et al. (2023), S. 115, 121 (in Anlehnung an Abb. 3.35, 3.38)

Im Trend von 2009 zu 2022 zeigt sich, dass die Anteile der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler, die den Mindeststandard (ESA und MSA) nicht erreicht haben, gesunken sind. Signifikant ist der Rückgang des Anteils der Schülerinnen und Schüler, die den Mindeststandard (MSA) nicht erreicht haben, zwischen den Jahren 2009 und 2015. In Niedersachsen beträgt die Differenz beim Leseverstehen -10,9 Prozentpunkte und im Hörverstehen -9 Prozentpunkte.   

Abbildung 5: Differenz der prozentualen Anteile der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler, die mindestens den MSA anstreben und die im Fach Englisch in den Jahren 2009, 2015 und 2022 den Regelstandard oder den Optimalstandard für den MSA erreichen. Quelle: Stanat et al. (2023), S. 117, 123 (in Anlehnung an Abb. 3.36, 3.39)

In der Teilpopulation der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler, die mindestens den MSA anstreben, und in der Teilpopulation der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten werden sowohl im Leseverstehen, als auch im Hörverstehen der Regelstandard und der Optimalstandard im Trend 2009-2015 und 2015-2022 signifikant häufiger erreicht. Beispielhaft sind in Abbildung 5 die Werte für die Teilpopulation der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler angegeben, die mindestens den MSA anstreben.

Im Mittel erreichte Kompetenzen im Jahr 2022 und im Trend

Bei den Kompetenzmittelwerten ist zu beachten, dass in die Analysen für 2022 auch die „zieldifferent“ unterrichteten Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarf aufgenommen wurden. Für das Jahr 2015 werden Ergebnisse sowohl unter Einbezug dieser Gruppe, als auch für die Gruppe der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler, die zielgleich unterrichtet werden, angegeben. Für 2009 sind lediglich die zielgleich unterrichteten Neuntklässlerinnen und Neuntklässler erfasst.

Abbildung 6: Mittelwerte der erreichten Kompetenzen von Neuntklässlerinnen und Neuntklässlern im Trend im Fach Englisch. Quelle: Stanat et al. (2023), S. 175, 181ff (in Anlehnung an Abb. 4.18, 4.19, 4.24ff)

Im Mittel erreichten die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler 2022 in Niedersachsen 517 Punkte im Kompetenzbereich Leseverstehen und 524 Punkte im Bereich Hörverstehen. Die Werte liegen knapp unter dem Bundesdurchschnitt (522 und 523 Punkte).

Im Trend (2009-2015 und 2015-2022) zeigt sich für beide untersuchte Kompetenzbereiche eine signifikante Erhöhung der mittleren Kompetenz der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler in Niedersachsen. Im Bereich Leseverstehen wurden 2009 im Mittel 472 Punkte erreicht (2015: 499 bzw. 493, 2022: 517). Im Bereich Hörverstehen wurden 2009 im Mittel 468 Punkte erreicht (2015: 504 bzw. 497, 2022: 524). Auch bundesweit ist die Differenz zwischen den Erhebungszeitpunkten 2009 und 2015 bzw. 2015 und 2022 signifikant.    

In Niedersachsen erreichen die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler an Gymnasien im Mittel einen signifikant niedrigeren Kompetenzwert im Bereich Leseverstehen als in Deutschland insgesamt (594 vs. 606 Punkte). Dies war bereits in den Jahren 2015 und 2009 der Fall. Im Hörverstehen ist der Unterschied geringer und nicht signifikant.  

Die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2022 im Kurzfilm

Ergänzend zu diesen ausgewählten Ergbnissen möchten wir Sie gerne auf das folgende Video hinweisen. Der wissenschaftliche Leiter des IQB-Bildungstrends, Dr. Stefan Schipolowski, präsentiert darin die Funktion, die Durchführung sowie die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2022:

Quelle

Stanat, P., Schipolowski, S., Schneider, R., Weirich, S., Henschel, S. & Sachse K. A. (Hrsg.) (2023). IQB-Bildungstrend 2022. Sprachliche Kompetenzen am Ende der 9. Jahrgangsstufe im dritten Ländervergleich. Münster: Waxmann.

Links

Weitere Informationen zum IQB-Bildungstrend 2022 finden Sie hier.