IQB-Bildungstrend 2022: Unterrichtsqualität im Fach Deutsch

Die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2022 lassen Aussagen über die Unterrichtsqualität im Fach Deutsch zu, welche im Folgenden zusammengefasst dargestellt werden.

Oberflächenmerkmale der Unterrichtsgestaltung

Mit Blick auf die von den Lehrkräften eingeschätzten Oberflächenmerkmale der Unterrichtsgestaltung lässt sich zusammenfassen, dass der Unterricht im Fach Deutsch wenig Variationen bietet. Es wird neben Einzelarbeit/ Stillarbeit und Gruppenarbeit überwiegend frontal unterrichtet. Individualisierende und kooperative Lernformen werden seltener eingesetzt. Dieses Ergebnis spiegelt auch die Erkenntnisse des IQB-Bildungstrends 2015 wider. Methoden der Binnendifferenzierung werden von den meisten Lehrkräften recht regelmäßig eingesetzt, allerdings in geringerem Ausmaß als im Jahr 2015. Demgegenüber hat der Einsatz digitaler Medien und Anwendungen im Vergleich zu früheren Studien zugenommen, wobei sich dieser auf wenige Schwerpunkte beschränkt.

Es lassen sich schulformspezifische Unterschiede feststellen: Lehrkräfte an nichtgymnasialen Schularten gestalten ihren Unterricht etwas häufiger individualisierend, kooperativ und differenziert als Gymnasiallehrkräfte.

Insgesamt ergibt sich – unter Kontrolle der Schulart – kein Zusammenhang zwischen den Oberflächenmerkmalen des Deutschunterrichts und den erreichten Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler. Ein Zusammenhang mit fachbezogenen motivationalen Merkmalen im Fach Deutsch kann nur vereinzelt festgestellt werden.

Unterrichtsqualität im Fach Deutsch

Die Schülerinnen und Schüler bewerten – wie auch schon im Jahr 2015 – die auf Tiefenmerkmale bezogene Qualität des Deutschunterrichts (mit den Merkmalen konstruktive Unterstützung, Anspruchsniveau und kognitives Aktivierungspotenzial) positiv.

Die wahrgenommene konstruktive Unterstützung liegt in Deutschland im Mittel bei 2.85 Punkten und damit über dem theoretischen Skalenmittelwert von 2.50 Punkten. Die Jugendlichen schätzen den Deutschunterricht somit im Durchschnitt als recht schülerorientiert und individuell unterstützend ein. Dabei sind keine bedeutsamen schulartspezifischen Unterschiede zu verzeichnen. Im Vergleich zum Jahr 2015 wird der Deutschunterricht im Jahr 2022 in Deutschland insgesamt als signifikant unterstützender wahrgenommen.

Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt fühlen sich die Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen signifikant weniger gut beim Lernen im Deutschunterricht unterstützt und begleitet.

Ebenso wie für die Oberflächenmerkmale, lassen sich auch für die Tiefenmerkmale der Unterrichtsqualität nur vereinzelt Zusammenhänge mit den erreichten Kompetenzen und den untersuchten motivationalen Merkmalen der Schülerinnen und Schüler feststellen. Herauszuheben ist dabei der Zusammenhang zwischen der konstruktiven Unterstützung mit den erreichten Kompetenzen in allen untersuchten Bereichen sowie mit den motivationalen Merkmalen: die Befragungsergebnisse zeigen in diesem Bereich einen signifikant positiven Zusammenhang. Die Autorinnen und Autoren schlussfolgern, dass dies die Wichtigkeit einer ausdauernden Auseinandersetzung mit fachspezifischen Inhalten sowie die Entwicklung positiver fachbezogener Kompetenzüberzeugungen unterstreicht, welches für eine konstruktive und wertschätzende Beziehung zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern von hoher Wichtigkeit ist.

Die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2022 im Kurzfilm

Ergänzend zu diesen ausgewählten Ergbnissen möchten wir Sie gerne auf das folgende Video hinweisen. Der wissenschaftliche Leiter des IQB-Bildungstrends, Dr. Stefan Schipolowski, präsentiert darin die Funktion, die Durchführung sowie die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2022:

Quelle

Stanat, P., Schipolowski, S., Schneider, R., Weirich, S., Henschel, S. & Sachse K. A. (Hrsg.) (2023). IQB-Bildungstrend 2022. Sprachliche Kompetenzen am Ende der 9. Jahrgangsstufe im dritten Ländervergleich. Münster: Waxmann.

Links

Weitere Informationen zum IQB-Bildungstrend 2022 finden Sie hier.